Haustiere für Kinder: Was sie laut Tierschutz-Expertin wissen sollten
Viele Kinder wünschen sich ein Haustier. Um der großen Verantwortung gerecht zu werden, sollten die Eltern im Vorfeld einiges beachten. Eine Expertin vom Verein Tierschutz Austria erklärt, welche Haustiere sich für Kinder und Familien eignen und welche Fragen vorab unbedingt abgeklärt werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Welche Tiere eignen sich als Haustiere?
- Welche Haustiere sind pflegeleicht?
- Welche Nager gibt es als Haustiere?
- Welche Haustiere eignen sich zum Kuscheln?
- Welche Haustiere sind für Kinder gut geeignet?
- Wie können Familien ihr Haustier von Anfang an richtig behandeln?
- Ab welchem Alter können Kinder sich um welche Haustiere kümmern?
- Was soll sich eine Familie überlegen, bevor sie sich ein Haustier zulegt?
- Warum ist es für Familien mit Baby nicht ratsam, einen Welpen anzuschaffen?
- Wie können Familien auch ohne eigenes Haustier Kontakt zu Tieren haben?
Sabrina Scharner ist bei Tierschutz Austria, dem Wiener Tierschutzverein, für die Stallleitung des Katzenhauses zuständig. Zusätzlich ist sie stellvertretende Tierheimleitung. Im Gespräch mit ACTIVE BEAUTY erklärt sie, welche Haustiere für Familien geeignet sind und gibt Tipps zum richtigen Umgang mit Tieren.
Welche Tiere eignen sich als Haustiere?
Grundsätzlich eignen sich zum Beispiel Hunde, Katzen, Nagetiere, Fische und Reptilien als Haustiere. Die Frage „Welches Haustier passt zu mir?“ muss aber jeder für sich selbst entscheiden: Bin ich ein Hunde- oder Katzenmensch? Wie viel Zeit habe ich, um mich um das Haustier zu kümmern? Stört es mich, wenn das Tier Haare verliert? Möchte ich mich um etwas kümmern, habe aber wenig Zeit? „Manche Menschen bevorzugen Nagetiere, andere finden Reptilien interessanter und wer wenig Zeit hat, schafft sich vielleicht ein Aquarium mit Fischen an“, sagt die Tierschutz-Expertin Sabrina Scharner.
Welche Haustiere sind pflegeleicht?
Bei der Frage, welches Haustier gut zu einem passt, spielt auch der Zeit- und Pflegeaufwand eine Rolle. Kleine Haustiere wie Hamster, Ratten, Rennmäuse, Meerschweinchen und Fische sind zwar etwas pflegeleichter. Aber auch sie müssen täglich mit Futter und Wasser versorgt werden. Die Nagetiere benötigen mehr Platz als nur einen kleinen Käfig in einer Ecke. Im Gehege, Stall oder Aquarium aller Tiere muss es sauber sein. Und auch sie brauchen Beschäftigung und Abwechslung. Auch die tierärztliche Versorgung muss eingehalten werden. „So ganz pflegeleicht ist also kein Tier. Jedes Tier hat eine artgerechte Versorgung verdient“, bringt es die Tierschutz-Expertin auf den Punkt.
Welche Nager gibt es als Haustiere?
Nagetiere sind beliebte Haustiere, weil sie intelligent und lernfähig sind. Sie brauchen relativ wenig Platz – aber trotzdem ein Zimmer zum Auslaufen – sind relativ günstig in der Anschaffung und Fütterung. Trotzdem müssen sie artgerecht gehalten und regelmäßig versorgt werden. Außerdem müssen ihre Käfige immer gut gereinigt werden, damit sie gesund bleiben. Neben Kaninchen, Meerschweinchen, Mäusen und Ratten gibt es zum Beispiel auch Degus und Chinchillas. „Wobei Chinchillas sehr aufwändig in der Haltung sind und sich trotz ihres flauschigen Fells meistens nicht berühren lassen“, erklärt Sabrina Scharner.
Welche Haustiere eignen sich zum Kuscheln?
Auch familienfreundliche Tiere kann man nicht jederzeit nach Lust und Laune knuddeln und fest an sich drücken. Die meisten Tiere mögen das gar nicht. Möchten sie berührt werden, kommen sie zumeist selbst auf einen zu. Tiere, die offen auf Menschen zugehen, sind beispielsweise Kaninchen, Hunde und Katzen. Diese Haustiere lassen auch am ehesten Berührung zu. Wie häufig ein Tier aber wirklich berührt werden möchte, ist individuell. Es hängt vom Charakter des Tieres ab. Und davon ab, was das Tier zuvor mit der Person schon erlebt hat. Waren das negative, stressige Erfahrungen, wird es sich nicht mehr berühren lassen. Deshalb müssen Erwachsene darauf achten, wie Kinder ihre Tiere behandeln. Sie müssen auch klare Regeln erstellen, damit die Kinder wissen: Wenn Tiere schlafen oder sich auf ihren Platz zurückziehen, werden sie in Ruhe gelassen.
Welche Haustiere sind für Kinder gut geeignet?
Generell eignen sich als Haustiere für Kinder solche Tiere gut, die sie beobachten und mit denen sie spielen können. Vor allem Kaninchen und Meerschweinchen harmonieren gut mit Familien. Außerdem bewährt sich, dass die Natur der bessere Spielplatz für Kinder ist: Denn bei gemeinsamen Ausflügen können die Kinder Pflanzen wie Löwenzahn sammeln, um die Tiere damit zu füttern. Auch aus dem Wald mitgenommene Naturmaterialien wie Steine oder Holzstückchen lassen sich gut in die Gestaltung des Geheges einbauen. Das bedeutet für die Tiere eine Abwechslung. Zugleich lernen die Kinder etwas und sind beschäftigt. Auch Ratten, Mäuse oder Fische eignen sich als Haustiere für Kinder, weil sie sich gut beobachten lassen. Natürlich passen auch Katzen und gewisse Hunderassen gut ins Familienleben – wenn sie von Anfang an richtig behandelt werden.
Wie können Familien ihr Haustier von Anfang an richtig behandeln?
Auch gut fürs Familienleben geeignete Tiere tragen nur zu einem harmonischen Miteinander bei, wenn sie richtig behandelt werden. Hier sind wieder die Eltern in der Verantwortung. Sie müssen den Kindern vorleben und beibringen, dass man Tieren keine Angst machen darf, dass sie Ruhepausen brauchen oder einen eigenen Rückzugsort benötigen – der Hundeplatz sollte tabu für das Kind sein. „All das trägt dazu bei, dass Tiere ausgeglichen sind“, sagt die Expertin.
Sie rät, sich weniger im meinungsgeladenen Internet und mehr bei Tierschutzvereinen oder in Sachbüchern über den Umgang mit Tieren zu erkundigen. Außerdem sollte man in Erfahrung bringen, was der Hund im Vorleben schon erlebt hat. „Wenn er viele negative Erfahrungen hatte, kann das Familienleben chaotisch und auf den Kopf gestellt werden“, erklärt Sabrina Scharner. In so einem Fall können sich Familien Hilfe bei Tierschutzvereinen suchen. Oft ist die Überforderung zu groß und die Tiere landen im Tierschutzheim.
Ab welchem Alter können Kinder sich um welche Haustiere kümmern?
Vorweg: Unabhängig vom Alter der Kinder sind letztendlich immer die Eltern für das Wohl des Tieres verantwortlich. Diese müssen bereit sein, das Tier mitzuversorgen, artgerecht zu halten und tierärztlich zu betreuen – etwa, wenn die Katze einen Katzenschnupfen bekommt. Nur wenn die Eltern es vorleben, lernen die Kinder, selbst Verantwortung zu übernehmen. „Eltern sollte bewusst sein: Schafft sich die Familie ein Tier an, bleibt die meiste Arbeit bei ihnen hängen – auch wenn das Kind verspricht, sich darum zu kümmern“, erklärt die Expertin.
Ab folgenden Altersstufen können sich Kinder um Haustiere kümmern – die Verantwortung liegt trotzdem immer bei den Eltern:
- Ab 4 Jahren können Kinder kleine Aufgaben übernehmen, etwa Fische füttern.
- Ab 6 Jahren können sich Kinder teilweise um Kleintiere wie Kaninchen selbst kümmern, dazu gehören etwa Fütterung und Reinigung.
- Ab 8 Jahren können sich Kinder eigenverantwortlich um Haustiere kümmern.
- Ab 12 Jahren können Kinder selbstständig Hunde und Katzen versorgen.
Was soll sich eine Familie überlegen, bevor sie sich ein Haustier zulegt?
Tiere müssen artgerecht gehalten werden. Familien sollten sich folgende Punkte genau überlegen, bevor sie sich für ein Haustier entscheiden:
- Passt das Tier zur aktuellen Lebenssituation?
- Ist ausreichend viel Platz in der Wohnung oder im Haus vorhanden?
- Inwiefern lässt sich das Haustier in den Alltag mit einbauen?
- Kann man das Tier zu Ausflügen und in den Urlaub mitnehmen – oder braucht es eine Fremdbetreuung, etwa eine Tierpension? Kann der Hund zum Wandern mit oder braucht es eine andere Lösung?
- Mit welchen Kosten ist die Anschaffung eines Haustieres verbunden (Futter, Tierarztkosten etc.)? Wird das Tier sein ganzes Leben lang – je nach Tier 15 bis 20 Jahre lang – gut versorgt werden können?
- Hat ein Familienmitglied eine Allergie? Heu wird zum Beispiel oft als Kaninchenfutter verwendet, staubt aber sehr.
- Falls das Tier aus einer Zucht stammt: Ist es möglich, den Zuchtbetrieb zu besuchen und sich anzuschauen, wo das Tier aufwächst?
Tipp: Der Verein Tierschutz Austria berät Familien vorab, um die richtige Entscheidung bei der Haustierwahl zu treffen. Außerdem erhalten Interessierte Tipps zur Haltung von Tieren und können an Familienführungen teilnehmen.
Warum ist es für Familien mit Baby nicht ratsam, einen Welpen anzuschaffen?
Familien mit einem Neugeborenen oder Baby müssen sich ohnehin schon an die neue Situation gewöhnen. Oft schaffen sie sich zugleich einen Welpen an, weil sie möchten, dass ihr Kind mit Tieren aufwächst. „Welpen können aber noch anstrengender sein als ein Baby oder Kleinkind“, weiß die Tierschutz-Expertin. Dabei brauchen Eltern ihre Geduld und körperliche Energie meist schon auf, um sich um ihren eigenen Nachwuchs zu kümmern.
Sabrina Scharner rät Jungfamilien deshalb, mit der Anschaffung eines Haustieres lieber noch zu warten, bis das Kind ein oder zwei Jahre alt ist. „Ja, Kinder sollen den Umgang mit Tieren lernen. Aber manchmal ist das eine Frage der Zeit. Kleinkinder müssen auf jeden Fall standfest sein, bevor zum Beispiel ein Hund in die Familie kommt.“
Wichtig zu wissen ist auch: Damit Hunde tolle Haustiere für Kinder und Familienbegleiter werden, sollte sie in einer stressfreien Umgebung aufwachsen, in die Welpenschule gehen, genügend Auslauf haben und an den Umgang mit Menschen gewöhnt sein. „Nur wenn das gut klappt, können Familien ihren Hund später überallhin mitnehmen und er wird nicht zur Belastung.“
Wie können Familien auch ohne eigenes Haustier Kontakt zu Tieren haben?
Haustiere können Menschen viel Freude bereiten (erfahren Sie hier, warum Haustiere glücklich machen) und für Kinder tolle Begleiter und Spielkameraden sein. Aber auch Familien ohne eigenes Haustier können ihren Kindern den Kontakt zu Tieren ermöglichen: Sie können darüber nachdenken, eine private Pflegestelle bei diversen Tierheimen oder privaten Tierschutzorganisationen anzumelden. So eine Pflegschaft ist aber eher zeitintensiv und sollte gut überlegt sein. Eine andere schöne Möglichkeit ist zum Beispiel das Projekt Shelter Budddy von Tierschutz Austria. Dabei lesen Kinder Hunden im Tierheim vor. Familien können beim Verein auch diverse Arten von Tierpatenschaften übernehmen.
Alternativ können Familien ihre Freunde und Bekannte fragen, ob sie sich zeitweise um deren Haustiere kümmern, sie besuchen oder mit ihnen spazieren gehen können. Liegt es am Platzmangel in der Wohnung, ist ein Aquarium im Kinderzimmer vielleicht die richtige Wahl. Die Fische zu beobachten, wirkt beruhigend und die Kinder lernen auch auf diese Weise, Verantwortung zu übernehmen. Darüber hinaus gilt aber: „Wer keine Zeit oder keinen Platz für ein Haustier hat oder die Verantwortung nicht tragen möchte, sollte sich das auch eingestehen. Vielleicht ist im Moment einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür und es passt in ein paar Jahren besser. Das sollte man den Kindern auch ehrlich erklären.“