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Koliken bei Babys: Eine Hebamme beantwortet die wichtigsten Fragen
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Oje, Bauchweh!

Koliken bei Babys: Eine Hebamme beantwortet die wichtigsten Fragen

Wenn das Baby in den ersten Lebenswochen viel weint und sich kaum beruhigen lässt, vermuten Eltern oft die sogenannten „Drei-Monats-Koliken“ dahinter. Doch nicht immer verursacht Bauchweh das Unwohlsein. Eine Hebamme erklärt, woran man echte Koliken erkennt, wie Eltern ihrem Baby helfen können und ab wann kinderärztliche Hilfe nötig ist.

Lisa-Maria Rebhandl ist freiberufliche Hebamme und engagiert sich im Österreichischen Hebammengremium. Zudem hat sie ein Buch über das Tragen von Babys geschrieben. Für ACTIVE BEAUTY hat sie Fragen zum Thema Koliken beantwortet.

Was löst Koliken bei Babys aus?

Erst einmal müssen wir hier unterscheiden: Hat das Baby echte Koliken oder ist es die normale Verdauungsarbeit? In den ersten Wochen und Monaten passiert enorm viel in Babys Bauch. Der kleine, noch unreife Darm muss sprichwörtlich Schwerstarbeit leisten. Die Peristaltik, also die Muskelbewegung, welche die Nahrung weiterschiebt, ist völlig neu für ihn; das Mikrobiom erst im Aufbau. Das ist anstrengend für Säuglinge.

Aber: Nicht immer sind Bauchschmerzen für die meist abendlichen Schreistunden verantwortlich, auch wenn diese „Diagnose“ gerne gestellt wird. Gebärmutterheimweh, Reizüberflutung, Schlafmangel, welcher sich über den Tag angesammelt hat, oder einfach das Bedürfnis nach Nähe – all dies, manchmal auch all dies zusammen, findet seinen Ausdruck im Weinen und Schreien. Es ist die frühkindliche Möglichkeit, Unbehagen mitzuteilen und Stressbewältigung zugleich.

Es ist auch der umgekehrte Weg denkbar: Das Gehirn ist eng mit dem enterischen Nervengeflecht innerhalb der Darmwand verbunden. Wenn alles zu viel ist, schlägt dies auf den Magen und äußert sich in kindlichen Bauchschmerzen.

Woher weiß ich, ob mein Baby Koliken hat?

Typisch für echte Koliken sind ein rotes Gesicht, geballte Fäustchen, ein aufgeblähter Bauch mit gespannter Bauchdecke, angewinkelte Knie, Treten, Überstrecken und schrilles Schreien, welches kaum zu beruhigen ist. Echte Koliken dürften aber wesentlich seltener sein als angenommen.

Wann sind die Koliken am schlimmsten? Gibt es die Drei-Monats-Koliken wirklich?

Meist treten Koliken wenige Wochen nach der Geburt auf und erreichen um die sechste bis achte Lebenswoche ihren Höhepunkt. Bis auf wenige Ausnahmen klingen die Schreiattacken bis zum Ende des dritten oder vierten Monats spontan ab. Aber auch hier gilt: Diese Schreiphasen zählen zur normalen Säuglingsentwicklung. Sie müssen nicht zwingend mit Koliken zusammenhängen.

Wie kann ich mein Baby bei Koliken schnell beruhigen?

Unabhängig davon, ob es sich um echte Koliken oder anderweitig begründetes Schreien handelt, benötigen Säuglinge Verständnis, Begleitung und Hilfe bei der Selbstregulation durch ihre Eltern. Viel tragen, das Bäuchlein massieren, eventuell Pucken und auf ausreichend Schlaf achten – das alles kann dem Baby helfen. Und wenn alles nichts bewirkt, darf man sich als Mama und Papa bewusst machen, dass man nicht für das Weinen des Babys verantwortlich ist und dieses auch nicht „abstellen“ muss. Begleiten und da sein ist das Wichtigste. Und gut zu sich selbst sein und für eigene Entlastung sorgen.

Nun zu den einzelnen Methoden, die bei Unwohlsein Linderung bringen:

Herumtragen in einer Haltung, die den Druck von der Bauchdecke nimmt und das Bäuchlein sanft massiert und wärmt, ist in vielen Fällen eine Entspannungs- und Einschlafgarantie. Eine gutsitzende und damit rückenschonende Tragehilfe ist Gold wert! Sind die Schmerzen oder die Erregung des Kindes so stark, dass es sich durchstreckt und nicht einbinden lässt, ist eine etwas dehnbarere, elastische Tragehilfe einen Versuch wert. Studien zeigen, dass getragene Kinder im Vergleich zu ungetragenen Kindern im Tagesverlauf um bis zu 43 Prozent weniger weinen. Wichtig ist dabei das richtige Tragen in einer geeigneten Tragehilfe. Zum Beispiel ist vom Tragen „face forward“ eindringlich abzuraten. Deshalb gerät auch der oft empfohlene „Fliegergriff“, bei dem Babys bäuchlings auf dem Unterarm liegen, zunehmend in Verruf. Er scheint zu helfen – bewirkt jedoch eine starke Reizüberflutung des Babys, das sich durch Einschlafen den ganzen Impulsen entzieht.

Hier gibt eine Hebamme Tipps, wie Eltern ihre Babys richtig tragen.

Eine Bauchmassage mit einem speziellen Öl oder sanftes Beckenkreisen mit angehockten Beinchen kann bei Bauchschmerzen Linderung verschaffen. Wichtig ist, auf die Signale des Babys zu achten, denn nicht alle mögen es, massiert zu werden. Manchmal reicht es, nur die Füße zu berühren und zu wärmen. Nacktes Strampeln unter der Wärmelampe erleichtert es den Kindern, Stuhl und Winde abzusetzen. Auch ist es möglich, das Baby in hockender, abgestützter Position über ein Töpfchen oder eine Wickelunterlage zu halten. Diese Haltung unterstützt die Ausscheidung und entlastet die gespannte Bauchdecke.

Um die abendliche Überreizung einzudämmen, sollten Eltern untertags für ausreichend Einschlafmöglichkeiten sorgen. Warm und sicher, satt und müde – so lautet das beste Einschlafrezept. Auch Tragen in einer Tragehilfe oder in einem Tuch ist hier eine gute Methode.

Manche Säuglinge wollen auch „gepuckt“ werden. Hierunter versteht man das Einwickeln in ein Tuch, um die körperliche Begrenzung wie in der Gebärmutter zu imitieren. Wichtig ist, das Kind nie mit gestreckten Beinen „einzupucken“, sondern immer angehockt, mit leicht gespreizten Oberschenkeln. Dies ist für die Entwicklung der noch unreifen Säuglingshüfte erforderlich. Am besten lassen sich Eltern das Pucken von ihrer Hebamme zeigen.

Hier erfahren Eltern, wie hüftschonendes Wickeln geht.

Was hilft noch gegen Koliken bei Säuglingen?

Manche Eltern schwören auf Osteopathie: Subtile Blockaden, meist im Bereich der oberen Halswirbelsäule, führen zu Unbehagen. Denn diese Verspannungen haben Einfluss auf den Nerv, der in unmittelbarer Verbindung zum Verdauungstrakt steht. Durch Osteopathie können diese Blockaden gelöst werden. Im Alltag ist es sinnvoll, das Baby stets über die Seite hochzunehmen. Nimmt man Babys aus der Rückenlage hoch, kommt es oft zur Kopfüberstreckung nach hinten – und das kann ebenso zu Verspannungen der Halswirbelsäule führen.

Besonders nach einer Sectio oder wenn unter der Geburt Antibiotika gegeben wurden, kann beim Baby eine ungünstige Darmbesiedelung vorliegen. Die Gabe von Probiotika kann hier durchaus erfolgreich sein. Am besten mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin besprechen.

Gibt es Lebensmittel, die stillende Mamas meiden sollten?

Dass bestimmte Lebensmittel beim Baby Blähungen und Bauchweh auslösen, bekommen stillende Frauen häufig zu hören. Doch vermutlich sind weder die Ernährung noch die Abstände zwischen den einzelnen Stillmahlzeiten ausschlaggebend. Einzige Ausnahme: Kuhmilch. Eine nicht unwesentliche Anzahl an Säuglingen scheint an einer Kuhmilchproteinallergie zu leiden. Das Eiweiß wird durch die eingenommene Nahrung über die Muttermilch an das Kind weitergegeben. Wenn zu Bauchweh und Blähungen Blut im Stuhl hinzukommt, das Kind eventuell nur langsam zunimmt oder sich zudem ein Hautausschlag im Gesicht und Windelbereich zeigt, scheint die Diagnose naheliegend. Dann kann der Verzicht der Mutter auf Kuhmilchprodukte tatsächlich Linderung bringen.

Worauf sollten Eltern bei nicht gestillten Babys achten?

Von Hebammen wird ausschließlich Pre-Nahrung empfohlen. Bei der Zubereitung ist es wichtig, die genauen Packungsangaben einzuhalten, auf die richtige Trinktemperatur zu achten sowie darauf, dass möglichst wenig Luftblasen in der Flüssigkeit sind. Wohltuend ist körpernahes Füttern im Arm – also ähnlich wie beim Stillen. Flaschennahrung sollte nicht nebenbei in der Babyschale gefüttert werden. Nach der Mahlzeit sollten Eltern das Baby aufstoßen lassen. Es gibt auch spezielle Anti-Kolik-Sauger am Markt.

Wann sollte ein Baby mit Koliken zum Kinderarzt?

Nimmt ein Baby nicht ausreichend an Gewicht zu, zeigt es ein schlechtes Allgemeinbefinden oder ist der Stuhl grünlich, wässrig oder stark übelriechend, dann sollte es bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt vorgestellt werden. Ebenso, wenn eine Kuhmilcheiweißallergie vermutet wird – allerdings ist diese nicht immer eindeutig zu diagnostizieren.

Diese Produkte können Babys bei Koliken helfen:

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