Warum zu viel Arbeit schlecht für die Gesundheit ist
Der 12-Stunden-Arbeitstag hat in Österreich viele Veränderungen gebracht. Nicht nur gute. Denn lange Arbeitszeiten bergen mitunter gravierende Risiken für die Gesundheit. Ein Plädoyer für weniger Arbeit und mehr Leben.
Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Laut einer Statistik der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt steigt das Risiko für Arbeitsunfälle ab der zehnten Stunde Arbeit massiv an. Hinzu kommt: Wenn wir viel arbeiten, treiben wir außerdem weniger Sport und die Zeit zum Kochen fehlt – wir ernähren uns also ungesünder. Lange Arbeitszeiten sind schlecht für die Gesundheit, denn sie begünstigen außerdem Depression und Schlaganfall.
Zwölf Stunden am Stück zu arbeiten, schafft zwar an anderen Tagen mehr freie Zeit am Stück für Freunde und Familie. Aber: Langes Arbeiten erschöpft, die Regenerationsphasen sind länger. Und: Wo bleibt dann die Zeit, um das hart verdiente Geld auszugeben – zum Beispiel bei einem Drink mit Freundinnen? Wie man weiß, sind es genau Freunde, die einem richtig gut tun – sagen auch Studien: Wer in seiner Freizeit Freunde trifft, die einen unterstützen und von der Arbeit ablenken, bleibt länger gesund.
Nur fünf Stunden arbeiten statt acht oder gar zwölf
„Was nutzt es dir, viel Geld verdient zu haben, wenn dein Kontingent an Zeit von einem Tag auf den anderen abgelaufen ist?“, fragte sich auch Lasse Rheingans, bevor er sein Arbeitsleben komplett umkrempelte und – anstatt des 12-Stunden-Tages – die 25-Stunden-Woche in seinem Unternehmen einführte. In seinem kürzlich erschienenen Buch „Die 5-Stunden-Revolution“ beschreibt er, wie und warum er seinen Arbeitstag auf fünf Stunden kürzte.
Rheingans und seine Mitarbeiter arbeiten jeden Tag von 8 bis 13 Uhr – hochkonzentriert, ohne Kaffeepausen und private Gespräche – und machen nach einem abschließenden gemeinsamen Mittagessen Feierabend. Bei voller Bezahlung! Und das kam so, beschreibt der Unternehmer in seinem Buch: Immer wieder hat er bei Freunden und Bekannten so wie bei sich selbst erlebt, wie die Begeisterung für den neuen Job rapide abnahm, weil keine Zeit mehr für alles andere blieb. Rheingans recherchierte deshalb, wie seine Generation – die heute 23- bis 38-Jährigen (Generation Y) – arbeiten will und fand bald heraus: „Wir wollen Zeit für uns.“ Zeit für Familie, Hobbys, Freunde, Reisen, um Neues zu lernen – vielleicht in einem ganz persönlichen Rückzugsort.
40-Stunden-Woche nicht mehr zeitgemäß
Rheingans schreibt: Das Experiment, weniger zu arbeiten bei gleichem Gehalt, sei in verschiedenen Ländern durchgeführt worden, etwa in Schweden und Neuseeland. Das Ergebnis war immer ähnlich: „Die Leute schaffen mehr. Sie sind fitter. Effektiver.“ Und ein weiterer Bonus: Das Klima wird geschont, wenn wir weniger arbeiten. In Ländern, die ihre Arbeitswochen auf weniger Stunden gekürzt haben, seien Kohlenstoffemissionen reduziert und der ökologische Fußabdruck verkleinert worden. Weniger arbeiten: ein notwendiger Schritt also in Zeiten der Klimaerwärmung!
Wir müssen eines Tages alle weniger arbeiten – auch weil uns die Digitalisierung unsere Jobs streitig macht. Denn: Nicht alle Arbeitsplätze, die durch den Einsatz von Maschinen wegrationalisiert werden, können ersetzt werden.
Es gibt also genügend gute Gründe dafür, warum sich andere Unternehmen, auch in Österreich, Rheingans‘ Arbeitsweise als Beispiel nehmen sollten.
Die 5-Stunden-Revolution – Wer Erfolg will, muss Arbeit neu denken
Lasse Rheingans
Verlag: campus