Natürliche Verhütung: Welche Methoden gibt es und wie sicher sind sie
Natürliche Verhütung heißt, ohne Hormone wie zum Beispiel ohne Pille zu verhüten. Dabei lernen Frauen, auf die Signale des Körpers zu achten. So lassen sich die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage erkennen. Wie das funktioniert und welche natürlichen Verhütungsmethoden es gibt, hat ACTIVE BEAUTY mit der Gynäkologin Dr. Eva Lunzer-Mühl besprochen.
Inhaltsverzeichnis
- Wie funktioniert natürliche Verhütung?
- Welche natürlichen Verhütungsmethoden gibt es?
- Mit der Temperaturmethode natürlich verhüten
- Zervixschleim-Methode zur natürlichen Verhütung
- Natürlich verhüten mit der Kalendermethode
- Beobachtung des Muttermundes als natürliche Verhütungsmethode
- Ovulationsmethode
- Symptothermale Methode
- Welche Apps sind für die natürliche Verhütung geeignet?
- Wie sicher sind natürliche Verhütungsmethoden?
- Natürliche Verhütung: Das sagt der Pearl-Index aus
- Ist eine natürliche Verhütung in der Stillzeit sinnvoll?
- Sollte Frau während der Wechseljahre natürlich verhüten?
Natürliche Verhütung benötigt Zeit und Disziplin, erklärt die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. Eva Lunzer-Mühl.
Wie funktioniert natürliche Verhütung?
Frauen können natürlich verhüten, indem sie auf die Signale ihres Körpers achten. So lässt sich herausfinden, wann die unfruchtbaren und die fruchtbaren Tage sind.
- Der fruchtbarste Zeitpunkt ist der Tag des Eisprungs ungefähr in der Mitte des Zyklus‘. Auch einige Tage davor und ungefähr einen Tag danach können Frauen schwanger werden.
- Die unfruchtbaren Tage beginnen nach dem Tag des Eisprungs und dauern bis zum Ende der nächsten Monatsblutung. In diesem Zeitraum ist es unwahrscheinlich, beim Sex schwanger zu werden.
Hinweis: Natürliche Verhütungsmethoden schützen allerdings nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten, dafür sind Kondome ratsam.
Welche natürlichen Verhütungsmethoden gibt es?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um natürlich zu verhüten. Am besten klären Sie frauenärztlich ab, welche Methode für Sie passt. Ein kurzer Überblick:
Mit der Temperaturmethode natürlich verhüten
Die Körpertemperatur einer Frau ist in der ersten Zyklushälfte etwas niedriger als in der zweiten. Denn nach dem Eisprung steigt sie um wenige zehntel Grad Celsius an. Bei dieser Methode der natürlichen Verhütung messen Sie täglich gleich nach dem Aufwachen Ihre Körpertemperatur. Ist die Temperatur an drei Tagen hintereinander höher als an den Tagen davor, hat der Eisprung stattgefunden und die unfruchtbare Phase begonnen.
Tipp: Welches Thermometer eignet sich für die natürliche Verhütung? Zum Messen benötigen Sie ein Thermometer, das mindestens zwei Kommastellen anzeigt, oder einen digitalen Temperaturcomputer.
Zervixschleim-Methode zur natürlichen Verhütung
Der in der Gebärmutter gebildete Zervixschleim am Muttermund verändert sich abhängig vom Hormonzyklus einer Frau. Um natürlich zu verhüten, können Frauen den Schleim beobachten und dadurch abschätzen, wann ihr Eisprung stattfindet. Dafür können Sie zum Beispiel täglich mit einem Stück Toilettenpapier am Scheidenausgang entlangfahren, damit etwas Zervixschleim darauf haften bleibt. Prüfen Sie nun Menge, Farbe, Konsistenz und Geruch des Schleims. Die Dehnbarkeit ermitteln Sie, indem Sie das Toilettenpapier zusammenfalten und auseinanderziehen. In der Zeit vor dem Eisprung verändert sich der Schleim von klebrig-trüb zu flüssig und klar. Das ist das Zeichen, dass der Eisprung kurz bevorsteht. Nach dem Eisprungtag wird der Schleim wieder klebrig und trüb. Jetzt beginnen Ihre unfruchtbaren Tage.
Natürlich verhüten mit der Kalendermethode
Bei dieser natürlichen Verhütungsmethode berechnen Sie Ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage. Weil bei den meisten Frauen der Zyklus schwankt, ist es sinnvoll, sich rund ein Jahr lang Ihren Zyklus zu notieren. Das geht händisch am Papier oder mithilfe praktischer Zyklus-Apps. Auf Basis der gesammelten Daten lassen sich die unfruchtbaren Tage im Zyklus berechnen.
Beobachtung des Muttermundes als natürliche Verhütungsmethode
Der Muttermund verändert sich im Laufe des Zyklus. Bei dieser natürlichen Methode zur Verhütung untersuchen Sie jeden Tag Ihren Muttermund. Sie können dafür zum Beispiel in die Hocke gehen und einen oder zwei saubere Finger in die Vagina einführen. In dieser Position ertasten Sie, wie fest oder weich sich der Muttermund anfühlt und ob er eher verschlossen oder geöffnet ist. Beim Eisprung öffnet er sich und der Eisprungschleim ist gut sichtbar. An den Tagen nach dem Eisprung bis zum Ende der nächsten Regelblutung sind Sie unfruchtbar.
Ovulationsmethode
Der so genannte „Eisprungtest“ ist ein Stäbchentest. Damit wird die Höhe des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin gemessen. Dieses Hormon löst den Eisprung aus. Es steigt einen bis zwei Tage vor dem Eisprung an und ist mittels Test nachweisbar. Nach dem Tag des Eisprungs fällt das Hormon wieder ab und die unfruchtbare Phase beginnt. Zur sicheren Verhütung sollten Sie den Ovulationstest mit anderen natürlichen Methoden kombinieren.
Symptothermale Methode
Diese Anwendung ist eine Kombination aus mindestens zwei Methoden der natürlichen Verhütung. Sie können zum Beispiel die Körpertemperatur messen sowie den Zervixschleim und den Muttermund beobachten. Durch den Mix unterschiedlicher Anhaltspunkte ist dies die sicherste natürliche Verhütungsmethode.
Welche Apps sind für die natürliche Verhütung geeignet?
Heute gibt es zahlreiche digitale Hilfsmittel für die natürliche Verhütung. Mit handlichen Zykluscomputern werden Körpersignale wie Temperatur, Atmung oder Urinstatus ausgewertet. Die Daten werden händisch oder automatisch in eine zugehörige App eingetragen. So wissen Nutzerinnen bei jedem Zyklus, wann ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage sind. Die computergestützte, natürliche Verhütung ist am zuverlässigsten bei Frauen mit einem recht regelmäßigen Zyklus.
Wie sicher sind natürliche Verhütungsmethoden?
Generell gilt für alle Methoden der natürlichen Verhütung: Um sicher zu sein, müssen sie langfristig, richtig und genau durchgeführt werden. Sollten Sie Ihre Körpersignale einmal nicht sicher deuten können, ist beim Sex ein Kondom zu empfehlen. „Die natürliche Verhütung erfordert Geduld und Disziplin. Bei regelmäßigem Zyklus und Tagesablauf ist diese Methode bei der richtigen Anwendung durchaus sehr sicher“, bestätigt Gynäkologin Dr. Eva Lunzer-Mühl. Frauen mit Schichtarbeit oder häufigen Zeitverschiebungen im Alltag sollten allerdings eher auf andere, herkömmliche Verhütungsmethoden zurückgreifen.
Natürliche Verhütung: Das sagt der Pearl-Index aus
Der Pearl-Index sagt aus, wie sicher verschiedene Verhütungsmittel sind. Er ist nach dem amerikanischen Wissenschaftler Raymond Pearl benannt. Da er kein statistisch zuverlässiger Wert ist, dient er mehr als grobe Orientierung. Konkret gibt der Index an, wie viele von 100 sexuell aktiven Frauen schwanger werden, wenn sie ein Jahr lang eine bestimmte Verhütungsmethode anwenden. Je kleiner der Wert ist, desto sicherer ist die Methode. Ein Wert von fünf bedeutet, dass von 100 Frauen fünf Frauen trotz Anwendung der Verhütungsmethode schwanger werden. Als sicherste natürliche Verhütungsmethode gilt die symptothermale Methode. Sie hat einen Wert von 0,4 bis 2,3.
Ist eine natürliche Verhütung in der Stillzeit sinnvoll?
Nach der Geburt stellen sich die Hormone im Körper langsam wieder um. Wann der Zyklus und damit die fruchtbaren Tage wieder beginnen, lässt sich nicht genau vorhersagen. Von natürlichen Verhütungsmethoden ist daher in der Stillzeit eher abzuraten. Das gilt vor allem für Frauen, die noch keine Erfahrung damit haben. Aber auch bei routinierten Frauen kann der Körper in der Stillzeit anders reagieren als sonst, etwa weil er zu wenig Schlaf bekommt.
Sollte Frau während der Wechseljahre natürlich verhüten?
Natürliche Verhütungsmethoden funktionieren gut, solange der Zyklus regelmäßig ist. In den Wechseljahren ändert sich das oft (das ist auch ein Anzeichen der Wechseljahre): Der Zyklus wird länger und unregelmäßiger – bis zur Menopause, also dem Zeitpunkt der letzten Menstruation. Aus diesem Grund ist natürliche Verhütung für Frauen in den Wechseljahren relativ unsicher und wenig geeignet.