Prostata: Das sollten Männer über sie wissen
Erstaunlich wenige Männer kennen sich mit Ihrer Prostata aus. Laut einer Umfrage der Europäischen Gesellschaft für Urologie (European Association of Urology) sind sogar Männer über 50 mit ihrer Vorsteherdrüse nicht wirklich vertraut. Und das, obwohl 40 Prozent der über 60-Jährigen an einer vergrößerten Prostata leiden. Deshalb haben wir eine Expertin um Fakten zum Männerorgan gebeten.
Was hat der Movember mit der Prostata zu tun?
Das Wort „Movember“ setzt sich aus dem englischen Wort „moustache“ (deutsch: Schnurrbart) und „November“ zusammen und bezeichnet eine aus Australien stammende Bewegung. Im Jahr 2003 wollte eine Gruppe Männer einfach nur den Schnurrbart als Fashion-Statement zurückbringen. Sie rasierten sich am 01.11. glatt und ließen den ganzen November alles sprießen, was die Oberlippe zu bieten hatte. Doch was daraus entstand, ist bemerkenswert: Schon bald darauf wurde die Movember Foundation gegründet und seit 2004 lassen sich im November mittlerweile weltweit Männer und Frauen einen Schnurrbart oder andere Körperbehaarung wachsen und sammeln Spenden zur Erforschung und Vorbeugung von Prostatakrebs sowie anderer (Männer-)Krankheiten wie Hodenkrebs, aber auch Depressionen. Seit 2003 haben sich bereits fünf Millionen Mo Bros und Sisters an der Initiative beteiligt.Jeder und jede kann Teil vom Movember werden: Auf at.movember.com finden Sie zahlreiche Möglichkeiten, einen Beitrag zu leisten.
Wie sieht die Prostata aus und wo liegt sie?
„Die Prostata sitzt tief im Becken des Mannes, unterhalb der Blase und grenzt seitlich an den Mastdarm“, klärt Dr. Andrea Gnad, Fachärztin für Urologie, Andrologie und Sexualmedizin, auf. „Die Harnröhre verläuft mitten durch die Prostata und in diesen Abschnitt der Harnröhre münden die Samenblase und der Samenleiter.“Bei jungen Männern ist die Drüse „etwa kastaniengroß“, sagt Dr. Gnad. Dabei bleibt es jedoch nicht. Die Prostata nimmt mit dem Alter an Umfang zu und kann im Laufe des Lebens „auf die Größe einer Mandarine oder Grapefruit anwachsen“.
Was ist die Aufgabe der Prostata?
„Die Prostata dient als Fortpflanzungsorgan“, erklärt die Urologin. „Die Enzyme in dem von ihr produzierten Sekret bringen die Spermien zum Schwimmen und liefern die für die Befruchtung notwendige Energie. Das Ejakulat des Mannes ist eine Mischung von Spermien aus den Hoden und dem Sekret aus der Prostata und der Samenblase.“Für Frauen sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen nichts Besonderes: jährliche Termine, die bald nach der ersten Menstruation für viele bereits zur Routine geworden sind. Ab dem 45. Lebensjahr sollten solche Vorsorgeuntersuchungen auch für Männer regelmäßig auf dem Terminkalender stehen. Dr. Andrea Gnad spricht dabei von zwei wichtigen Faktoren, auf die Urologinnen und Urologen bei der Untersuchung achten:
Das Wachstum der Drüse
„Zum einen kommt es bei jedem Mann zu einem geringen bis starken, jedoch gutartigem, Wachstum der Drüse. Das kann Beschwerden beim Wasserlassen verursachen.“ Unterschiedliche Behandlungsstrategien, über die Ärztin oder Arzt informieren, können dann eine Vergrößerung und somit die schmerzhaften Symptome lindern.Prostatakrebsvorsorge
„Zum anderen geht es um die Prostatakrebsvorsorge. Prostatakrebs ist der häufigste Krebs bei Männern und lässt sich im Frühstadium gut behandeln. Deshalb ist die Früherkennung durch die Fachärztin oder den Facharzt so wichtig“, sagt Andrea Gnad. Eine Tastuntersuchung der Prostata sowie ein PSA-Test, der den Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut misst, geben Aufschluss.Welche Nahrungsmittel sind gut für die Prostata?
Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind gut für die (Prostata-)Gesundheit. Empfehlenswert sind all jene Nahrungsmittel, die den Hormonhaushalt und damit das Prostatawachstum positiv beeinflussen.Gesunde Fette
Ein erhöhter Fettkonsum wirkt sich negativ auf Prostataerkrankungen aus. Entscheidend ist jedoch, welche Art von Fett konsumiert wird. Gesättigte tierische Fette erhöhen das Krebsrisiko, ungesättigte Fette pflanzlichen Ursprungs senken es. Fleisch, Getreide und Kartoffeln sind die häufigsten Lieferanten ungesättigter Fettsäuren, aber auch Fisch, pflanzliche Öle, Nüsse und Avocados sind Lebensmittel, die reichlich gesunde Fette enthalten.Ballaststoffe
Faser- und ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse und Vollkorn-Getreideprodukte senken das Risiko für Prostataerkrankungen.Lycopin
Das in Tomaten (und einigen anderen roten Früchten) enthaltene Lycopin zählt zu den Antioxidantien und ist ein Fänger von freien Radikalen. Eine Dosis von ca. 10 mittelgroßen reifen Tomaten pro Woche ist empfehlenswert, um das Prostatakrebsrisiko zu senken.Phytoöstrogene
Diese pflanzlichen Stoffe hemmen die körpereigenen Östrogene in ihrer Wirkung. Sie bremsen das Wachstum der Vorsteherdrüse. Man unterscheidet zwischen Flavonoiden (z.B. in Kichererbsen, Sojabohnen und Tee) und den Lignanen (z.B. in Getreideprodukten und Leinsamen).Natürliche Heilkräuter
Um die Beschwerden einer bereits vergrößerten Prostata zu lindern, bewährt sich die Heilkraft von kleinblättrigen Weidenröschen: Einen gehäuften Teelöffel des Weidenröschen-Krauts mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergießen. Fünf Minuten ziehen lassen, morgens und abends eine Tasse trinken. Weitere hilfreiche Extrakte sind jene der Sägezahnpalme oder der Brennnesselwurzel. Auch das Snacken von Kürbiskernen soll die Prostatagesundheit unterstützen.Wann wegen der Prostata zum Arzt?
Prinzipiell gilt, lieber einmal zu viel zum Arzt gehen als einmal zu wenig! Wenn Sie ein allgemeines Unwohlsein empfinden oder es einfach mal wieder Zeit für einen Check-up ist, scheuen Sie den Arztbesuch nicht. Es gibt allerdings Symptome, die auf eine Erkrankung der Prostata hindeuten und auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden sollte. Dazu zählen:- vermehrter Harndrang bei geringerer Urinmenge
- Schmerzen beim Wasserlassen oder der Erektion/Erektionsstörungen
- verändertes Ejakulat (z.B. blutig)
- schmerzende Prostata oder Schmerzen im unteren Rücken
- plötzliche, unfreiwillige Gewichtsabnahme
- geschwollene, schmerzhafte Lymphknoten
- Selbstverständlich können diese Symptome verschiedenste Ursachen haben und müssen nicht mit einer schwerwiegenden Erkrankung zusammenhängen. Es ist aber auf jeden Fall ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin zu konsultieren.