Spermidin: 3 mögliche Anwendungen
Auf dem Anti-Aging-Markt gibt es seit einiger Zeit ein Zauberwort: Spermidin. Was steckt dahinter und kann es uns Menschen wirklich vor dem Altern bewahren? Die wichtigsten Fakten.
Spermidin soll so ziemlich alles können: Die Zellen regenerieren, den Körper vor Krankheiten schützen, uns jünger aussehen und sogar länger leben lassen. So gibt es zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel mit dem Wirkstoff, die eine Anti-Aging-Wirkung versprechen. Ist es neben Hyaluron also auch das nächste Zaubermittel gegen Fältchen?
Der magische Effekt ist – zumindest was das Altern beim Menschen betrifft – wissenschaftlich nicht eindeutig bestätigt. In epidemologischen Studien wurden bisher aber zumindest Indizien dafür festgestellt, dass eine spermidinreiche Ernährung zu einem längeren gesunden Leben führen kann.
Wie wirkt Spermidin bei Corona?
Sicher ist: Spermidin kann sich positiv auf menschliche Körperzellen auswirken. Das hat zuletzt auch eine In-Vitro-Studie im Zusammenhang mit dem Coronavirus ergeben. Wurde infizierten Zellkulturen aus der Lunge Spermidin zugeführt, konnte die Virusvermehrung dort um 85 Prozent gestoppt werden. Doch von vorne:
Was ist Spermidin überhaupt?
Eine Substanz, die als Botenstoff in jeder Körperzelle und in hoher Konzentration in Samenflüssigkeit vorkommt. Es ist in einer Reihe von Nahrungsmitteln enthalten: In Weizenkeimen, Pilzen, zahlreichen Obst- und Gemüsesorten sowie in gereiftem Käse. „Der Mensch nimmt es zu einem großen Teil über die Nahrung auf, wobei der Spermidingehalt bei Lebensmitteln sehr unterschiedlich sein kann“, sagt die Molekularbiologin und Bloggerin Julia Ring. Mit ihrem Foodblog möchte sie Menschen dazu motivieren, spermidinreich zu kochen. Denn dafür gibt es gute Gründe:
3 Gründe, warum Spermidin uns gut tun kann
Geringeres Risiko für altersbedingte Krankheiten
In einer epidemiologischen Studie, der sogenannten Bruneck-Studie, konnte beobachtet werden: Menschen, die sich spermidinreich ernährten, wiesen ein geringeres Risiko für altersassoziierte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf und erreichten ein gesünderes höheres Alter. Allerdings ist unklar, ob diese Ergebnisse nicht auch durch die insgesamt gesündere Ernährung jener Probandinnen und Probanden begünstigt wurden. So oder so: Eine gesunde Ernährung, auch mit viel Protein, trägt auf jeden Fall zu einem gesunden Körper bei.
Ankurbeln zellulärer Reinigungsprozesse
Spermidin kurbelt die Autophagie, also den Selbstreinigungsprozess der Zelle, an. Beschädigtes Zellmaterial, das für die Zelle schädlich sein kann, wenn es sich ablagert, wird quasi eingesammelt und recycelt. Der gleiche Effekt kann beim Fasten beobachtet werden. Denn wenn man nichts isst, wird auch Autophagie aktiviert, um Energie und neue Bausteine aus den eigenen Ressourcen zu schöpfen. Der positive Nebeneffekt ist eine gereinigte Zelle.
Im Zusammenhang mit Studien zum Coronavirus fand die Wissenschaft heraus: Das Virus behindert die Autophagie – also nahmen die Forscherinnen und Forscher als Hypothese an, dass eine Zufuhr von Spermidin diesen Prozess unterbinden könnte. Viel mehr lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht sagen: Die Laborversuche stimmen zwar hoffnungsvoll. Doch es ist noch zu früh, konkret etwas zur Anwendung bei Menschen sagen zu können.
Gesunde Ernährung wird gefördert
Wer von Spermidin profitieren will, muss darauf achten, dem Körper genug zuzuführen. Denn der Gehalt in den Körperzellen nimmt im Laufe des Lebens ab, wie Untersuchungen gezeigt haben – da geht es um die sogenannte Bioverfügbarkeit: Wie viel von etwas, das wir essen, kommt am Ende überhaupt im Blut an? Durch die Ernährung mit spermidinreichen Lebensmitteln können wir dem laut Forscherinnen und Forschern entgegenwirken. Unserem Körper tun wir mit wertvollen Nährstoffen und Vitaminen gleich doppelt Gutes. Denn dazu zählen: Keimgemüse, Erbsen, Vollkorn, Äpfel, Salat, Pilze, Nüsse, Kartoffeln und gereifter Käse.