Helikopter-Eltern: So werden Sie keine!
Moderne Eltern tun alles, um ihre Kinder schon früh zu fördern. Trotzdem sagen Studien: Kleine Kinder sind heute viel unselbstständiger als früher. Denn viele Eltern mutieren unbewusst zu Helikopter-Eltern – doch das muss nicht sein.
Babyschwimmen mit drei Monaten, musikalische Früherziehung mit zweieinhalb Jahren, Englischkurse im Kindergarten. Nicht zu vergessen: das eigene Smartphone. Die Bemühungen, das eigene Kind von Säuglingsbeinen an zu fördern, sind in den meisten Fällen gut gemeint. Doch zu viel Fürsorge von Mama und Papa kann sich negativ auf die kindliche Selbstständigkeit auswirken. Dagegen haben wir etwas:
5 Tipps, die Sie nicht zu Helikopter-Eltern werden lassen
Kinder einfach machen lassen – auch im Alltag
„Kinder streben von Natur aus nach Autonomie und Selbstständigkeit“, sagt die deutsche Eltern-Bloggerin Danielle Graf, die gemeinsam mit Katja Seide den Blog „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ sowie die gleichnamige Buchserie schreibt. Woran es liegen kann, dass Kinder in Alltagsdingen unselbstständig sind? In der Regel erledigen Eltern diese Dinge häufig unbewusst selbst. Die Folgen zeigen sich später: „Wenn ein Kind immer wieder die Rückmeldung bekommt, dass es bestimmte Dinge nicht gut genug macht, wird es seine Bemühungen einstellen und den Erwachsenen das Feld überlassen.“
An die Kompetenzen glauben
Darüber hinaus vertrauen Eltern dem Nachwuchs häufig zu wenig. „Während Kinder früher unbekümmert und unbeobachtet auf den höchsten Bäumen geturnt sind, stehen Eltern heute oft sorgenvoll neben dem Klettergerüst am Spielplatz“, sagt die Eltern-Bloggerin. Dabei ist die Natur der bessere Spielplatz. „Durch freies Spiel entwickelt sich Selbstbewusstsein. Fehlt dieses, sind Kinder im Alltag häufig ängstlich und trauen sich wenig zu.“ Dabei würden sie mehr zusammenbringen, als Eltern denken. „Selbstwirksamkeit ist eine der wichtigsten Erfahrungen für Kinder!“
Einfache Aufgaben früh delegieren
Die Kleinen schon früh mit einfachen Tätigkeiten zu betrauen kann sich auch auf ihre Erfolge im Erwachsenenalter auswirken. Die US-Pädagogin Marty Rossmann von der University of Minnesota hat die Lebensläufe von 84 Kindern bis ins Alter von Mitte 20 untersucht. Diejenigen, die schon mit vier Jahren kleine Alltagsaufgaben erledigten, waren als junge Erwachsene deutlich erfolgreicher als jene, die bis zum Alter von 15 oder 16 überhaupt keine Verantwortung für die Ordnung im Haus übernommen hatten.
Die eigenen Grenzen finden lassen
„Die meisten Eltern kennen die sehr anstrengende Phase, die im Alter von zwei bis drei Jahren ihren Höhepunkt hat.“ In dieser Trotzphase nennt man die Kinder im englischsprachigen Raum daher „terrible twos“. Tipp von Bloggerin Graf: Sobald der Zweijährige im Brustton der Überzeugung ruft: ,Selber machen!!‘, sollten wir ihn das so oft wie möglich tun lassen. „Das kostet manchmal etwas Überwindung, weil es auch mal zu gefährlicheren Situationen kommt. Aber: Grundsätzlich können wir auf eines vertrauen: Kinder schätzen ihre Grenzen in der Regel sehr gut ein.“ Fragen Sie Ihr Kleinkind immer wieder: „Möchtest du das selbst machen?“ Ermutigen und unterstützen Sie – aber erst, wenn das wirklich notwendig ist.
Dem Tempo des Kindes vertrauen
Und was ist mit Kindern, die trotzdem länger brauchen, bis sie Dinge in Eigenregie machen wollen oder sich für alltägliche Aufgaben zuständig fühlen? „Es ist richtig, dass die Spannbreite sehr groß ist“, sagt Graf, „aber irgendwann kommt jedes Kind an den Punkt, an dem es selbst Treppen laufen will, allein einschlafen kann oder sich freiwillig vom Schnuller trennt. Es gibt einen inneren Fahrplan, der dafür sorgt, dass Kinder sich altersgerecht entsprechend ihrer Fähigkeiten entwickeln.“ Der Job der Eltern sei eigentlich ganz einfach erklärt: „Staunend zusehen, wie die Kinder nach und nach selbstständiger werden.“