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Entscheidungen treffen: So klappt’s!
Text: Antonia Wemer
Lesedauer: min
Ja? Nein? Vielleicht?

Entscheidungen treffen: So klappt’s!

Dauert es bei Ihnen manchmal Tage, Wochen oder sogar Monate, bis Sie einen Entschluss fassen? Keine Sorge: Sie sind nicht die Einzige, der es so geht. Schließlich leben wir in einer Zeit, in der die Wahlmöglichkeiten dank Internet und Globalisierung fast ins Unendliche gestiegen sind. Dazu kommt, dass wir mehr Freiheiten bei der Berufswahl haben als vorangegangene Generationen. Und: Wir können uns für unzählige Lebensstile entscheiden, zwischen Millionen von potenziellen Partnern wählen und jederzeit in ein anderes Land ziehen. Kein Wunder, dass es uns nicht immer leichtfällt, uns auf eine Möglichkeit festzulegen. Wir lassen uns von Algorithmen helfen, stellen Pro-und-Contra-Listen auf, fragen in den sozialen Medien unsere Freundinnen und Freunde nach ihrer Meinung – und bringen es manchmal doch nur auf ein „Weiß noch nicht“. Mit anderen Worten: Wir schieben die Entscheidung auf.


Entscheidungen treffen – eine Herausforderung für Frauen

Besonders Frauen wird häufig mangelnde Entschlussfreudigkeit nachgesagt. Studien zufolge handeln wir vorsichtiger, kooperativer und treffen erst eine Wahl, wenn wir mehr als die eigenen Interessen abgewogen haben. Männer, so haben Forscher festgestellt, fällen deutlich lieber Entscheidungen. Es strengt sie weniger an, sie machen sich nicht so viele Gedanken darüber, ob die gewählte Option die richtige ist – und sie fühlen sich seltener von der Menge der Entschlüsse überfordert. Ob Letzteres vielleicht daran liegt, dass sie im Familienalltag weniger oft sagen müssen, wo es langgeht? Immerhin sind Frauen bei der Wohnungssuche oft die alleinigen Entscheidungsträgerinnen. Und auch in Einrichtungsfragen, bei Urlaubsbuchungen oder dem Aussuchen eines Kindergartens scheint die Verantwortung oft in weiblicher Hand zu liegen.


Wenn Frauen Entscheidungen treffen, entschuldigen sie sich oft im Nachhinein

Wir entscheiden in vielen Fällen aus dem Bauch. Genauer gesagt: zu 62 Prozent. Zum Vergleich: Nur 52 Prozent der Männer lassen sich von ihrer Intuition leiten. Und noch ein Unterschied fällt auf: Frauen neigen dazu, ihre Entschlüsse ausführlich zu erläutern. „Wir erklären uns für persönlich motivierte oder von außen beeinflusste Entscheidungen – das beginnt mit der Absage eines Abendessens und endet bei der Erziehung der Kinder oder der Art, wie wir ein Meeting leiten“, schreibt die deutsch-israelische Kolumnistin Linda Rachel Sabiers auf Zeit Online. Sie vermutet dahinter die Sorge, als egoistisch und postfaktisch wahrgenommen zu werden, und warnt davor, auf diese Weise die eigene Meinung kleinzureden: „Bei mir beobachte ich, dass Erklärungen ohne merkbaren Übergang zu Rechtfertigungen werden, sobald ich mich in zu vielen Weil-Sätzen verstricke.“

Entscheidungen treffen – und zu ihnen stehen. Wie geht das?

Ja? Nein? Vielleicht? Folgende Tipps helfen Ihnen, Entscheidungen zu treffen.


Erklären ja – aber im Vorhinein

Der Behavioral Designer Alexis Johann sieht in dem weiblichen Wunsch, die eigene Auswahl zu begründen, auch einen Ausdruck von Wirklichkeitssinn. Frauen neigen dazu, Dinge realistischer zu betrachten. Die Folge: Wir machen mögliche Risiken, die Entscheidungen nach sich ziehen, gern für andere transparenter und sichtbarer. „Das wird mitunter als zögerlicher, weniger mutig und entschlossen wahrgenommen“, sagt Johann. Sein Tipp: Anstatt sich für Entscheidungen im Nachhinein zu rechtfertigen, lieber die eigenen Überlegungen schon im Vorhinein kundtun. „Wenn man die Vor- und Nachteile der einen sowie der anderen Handlungsoption anderen gegenüber explizit erwähnt – also mögliche Hindernisse nicht alleine im Stillen abwägt –, dann dreht sich die vermeintliche Schwäche, mehr Realismus, in der Außenwahrnehmung zur Stärke. Sie werden dann als überlegt, strukturiert, ergebnisorientiert und dialogfähig wahrgenommen.“


Die Perspektive ändern

Johann rät Frauen, die vor klaren Entschlüssen zurückscheuen, die Dinge auch manchmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Denn: „Eine gewisse Selbstüberschätzung – oder Mut – hilft im Leben auch, um neue Dinge auszuprobieren.“ Eine einfache Methode, wie Sie das üben können, ist der Perspektivenwechsel. Stellen Sie sich die Frage: Wie würde eine andere Person diese Entscheidung treffen?


Zur eigenen Intuition stehen

Auch die Selbstwahrnehmung spielt eine Rolle: Linda Rachel Sabiers kommt in ihren Überlegungen zu dem Ergebnis, dass Frauen ihre eigene Meinung mehr wertschätzen sollten. Ihr Credo: Es lohnt sich, aktiv daran zu arbeiten, sich das Erklären zu verkneifen – und die Gesellschaft dahingehend zu erziehen, dass Bauchgefühl und Tagesform gleichwertige Gründe für eine Entscheidung sind.


Neinsagen lernen

Mehr Wertschätzung für die eigene Person kann auch dafür sorgen, dass wir uns gar nicht erst so viel Entscheidungsarbeit aufhalsen lassen. Die Psychologin Kathleen Vohs hat bei Versuchen herausgefunden, dass das Treffen einer Auswahl ermüdend wirkt. Laut einer anderen Studie bremst Müdigkeit wiederum die Risikofreudigkeit. Und zu guter Letzt wäre es wohl auch nicht verkehrt, wenn wir uns von Zeit zu Zeit daran erinnern würden, dass wir es – egal, wie wir entscheiden – ohnehin nie allen recht machen können. Wie hat es die ehemalige US-First Lady Michelle Obama einmal auf den Punkt gebracht? „Mach, was du für richtig hältst. Es wird immer jemanden geben, der anders denkt.“
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