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Care-Arbeit: Ist Mamas Arbeit unbezahlbar?
Text: Nina Horcher, Katharina Vogler-Spiegl
Lesedauer: min
Zeit für neue Rollenbilder

Care-Arbeit: Ist Mamas Arbeit unbezahlbar?

Spätestens in Corona-Zeiten wurde vielen Menschen bewusst, was es heißt, Haus- und Fürsorgearbeit ohne Haushaltshilfe zu leisten. Nach wie vor erledigen den Großteil der Care-Arbeit dennoch Frauen – und zwar unbezahlt. Wie wir das ändern können.

Vor der Arbeit die Kinder aufwecken, sie anziehen, ihnen Frühstück machen und sie in den Kindergarten bringen, in der Mittagspause wichtige Arzttermine vereinbaren, danach den Einkauf erledigen, die Kinder abholen, kochen, und wenn der Nachwuchs dann endlich schläft, die Wäsche waschen und die Wohnung putzen … Ihnen wird schon beim Lesen schwindlig? Für viele Frauen ist das der Alltag – und zwar nicht als Haushaltshilfe, sondern auch als Mama.

Care-Arbeit: Frauen arbeiten mehr

Zu Corona-Zeiten sind nun auch Home Schooling und die Bespaßung von Kleinkindern dazugekommen. Umfragen belegen: Das Virus verstärkt traditionelle Rollenbilder. Selbst bei ähnlich hohem Erwerbsausmaß sind es vor allem die Mütter, die für die Kinderbetreuung zuständig sind und ihre Erwerbsarbeit den coronabedingten Familienanfordernissen anpassen.

Schon vor Corona galt: Obwohl die Rolle der klassischen Hausfrau längst als überholt gilt, verbringen Frauen durchschnittlich doppelt so viel Zeit mit unbezahlter Arbeit wie Männer. Dieses Ergebnis zeigte eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation im vergangenen Jahr. On top kommt noch die Belastung durch sogenannten Mental Load.

Warum unsere Gesellschaft Care-Arbeit braucht

Auch in Österreich sind es Frauen, die den Großteil der sogenannten Care-Arbeit, also die private Haus-, Pflege- und Fürsorgearbeit, erledigen, und zwar unbezahlt. Dass das alles „nebenbei“ nicht zu schaffen ist, sollte spätestens jeder wissen, seit in Zeiten des Coronavirus Schulen und Kinderbetreuungsstätten geschlossen blieben. Tipps, wie Kinder alleine spielen lernen, reichten da nicht aus.

Doch wie etwas bewerten, das eigentlich unbezahlbar ist? Die selbstgebackene Geburtstagstorte, der ans Bett servierte Hustentee, die selbst ausgedachte Gutenachtgeschichte oder das liebevoll gekochte Abendessen? Auch, wenn sich Papas einiges von Mamas abschauen könnten – klar ist: Unsere gesamte Gesellschaft würde ohne sie zusammenbrechen.

5 Tipps, wie Care-Arbeit gleichberechtigt wird

Laut einer aktuellen Studie verbringen Frauen im Schnitt drei Stunden mit Hausarbeit, Männer jedoch nur zwei. Wie können wir das ändern? 5 Ansätze, die eine gleichberechtigte Care-Arbeit möglich machen.

  1. Informieren, Bewusstsein schaffen und umdenken

    Anstelle von Wertschätzung und finanzieller Anerkennung bekommen Frauen am Ende eine hohe Rechnung für die unbezahlten Liebesdienste im Haushalt präsentiert: Abhängigkeit vom Partner, Pensionslücke, Altersarmut. Etwa jede sechste Frau über 65 ist in Österreich armutsgefährdet, bei den Alleinlebenden dieser Altersgruppe ist es sogar jede vierte. Wichtig sei daher ein Umdenken und das Bewusstsein, dass Sorge- und Hausarbeit nicht automatisch Frauen-, sondern Familienarbeit sind, sagt Larissa Kravitz, die als Finanzberaterin unter dem Namen „Investorella“ berät.

  2. „Hotel Mama“ abschaffen und neue Vorbilder geben

    Damit die heutigen Töchter einmal in gleichberechtigten Partnerschaften leben können, ist es wichtig, Buben und Mädchen gleich zu erziehen (es gibt mittlerweile auch geschlechtsneutrale Vornamen). „Ein Hotel Mama gibt es nicht“, sagt Kravitz. So sollen bereits Kinder ihrer Meinung nach in die Haushaltsarbeit einbezogen werden, egal welches Geschlecht und egal für welche Tätigkeit. Wichtig sind auch geeignete Vorbilder. So sollte es für Kinder normal sein, dass Frauen Geld verdienen und Männer Sorgearbeit übernehmen. „Familie ist ein Gemeinschaftsprojekt.“

  3. Die Care-Arbeit nicht an Haushaltshilfen auslagern

    Kann eine Haushaltshilfe eine Lösung für die Doppelbelastung sein? Nicht wirklich. Denn abgesehen von den prekären Arbeitsverhältnissen, in denen sich die meisten Frauen befinden, ändert es nichts am Ursprung des Problems. Dieses wird lediglich ausgelagert und Männer übernehmen nicht mehr Verantwortung. Wenn Frauen aus dem Ausland die Sorgearbeit machen, hinterlassen sie außerdem in ihren jeweiligen Herkunftsländern eine Fürsorgelücke. Ein Teufelskreis.

  4. Gemeinsame Kinderbetreuung unter Familien

    Wie kann sich in Zukunft etwas ändern? Vielleicht, indem wir uns an der Vergangenheit orientieren, sagt Kravitz: „Die Care-Arbeit ist früher mehr unter Nachbarn aufgeteilt worden, diese Modelle werden wieder an Popularität gewinnen.“ Wer nicht auf die Unterstützung einer Großfamilie zurückgreifen kann, sollte sich einen Clan an befreundeten Familien aufbauen, um sich etwa die Kinderbetreuung zu teilen.

  5. Arbeitszeiten, die sich an die (Familien-)Situation anpassen

    Außerdem sieht Kravitz die Tendenz weg von starren Angestelltenverhältnissen hin zur flexibleren Selbstständigkeit. Diese mache es auch einfacher, die Kinderbetreuung zu organisieren. Doch nicht für jeden ist der Schritt in die Selbstständigkeit passend, zudem beginnen die Führungskräfte zahlreicher Unternehmen bereits umzudenken und erkennen, dass sie auf Mütter als wichtige Arbeitskräfte nicht verzichten können. Bei dm wird beispielsweise die Väterkarenz gefördert. Als zertifiziertes familienfreundliches Unternehmen sind hier flexible Arbeitszeit- und Teilzeitmodelle selbstverständlich.

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