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Lichttherapie bei Winterdepression: So funktioniert es
Text: Annalina Jegg
Lesedauer: min
Künstliche Sonne gegen den Blues

Lichttherapie bei Winterdepression: So funktioniert es

Lichttherapie kann nachweislich bei Winterdepression helfen. Glauben Sie nicht? Wir verraten Ihnen, wie es klappt.
Kurze Tage, wenig Sonne: Das kann schon einmal auf die Stimmung drücken in den kalten Monaten. Wenn es früh dunkel wird, produziert der Körper mehr Melatonin. Zugleich aber wandelt er auch Serotonin, das Glückhormon, in Melatonin um. Und das ist ein Schlafhormon, macht uns also müde und antriebslos. In zu großen Mengen kann Melatonin auch zu depressiver Stimmung führen.

Den Mangel an Serotonin versucht unser Gehirn wiederum mit Heißhunger auf Süßes auszugleichen. Denn: Schoki und Co. steigern den Serotoninspiegel. Gegen die Prozesse kann man Lichttherapie einsetzen: Gerade bei Herbstblues und Winterdepression kann sie bei Betroffenen Beschwerden lindern.


Was bringt Lichttherapie?

Bei der Lichttherapie wird elektromagnetische Strahlung mit einer bestimmten Wellenlänge und Beleuchtungsstärke eingesetzt, um mithilfe der „Lichtdusche“ unsere innere Uhr im Winter richtig zu takten und den Serotoninspiegel im Körper zu erhöhen. Die Wirksamkeit der Lichttherapie bei leichter bis mittelschwerer Winterdepression ist wissenschaftlich belegt.


Lichttherapie einsetzen: So wirkt sie

Lichttherapie kann bei Migräne, Schlaf- und Essstörungen oder Burnout helfen. Besonders häufig wird sie bei saisonaler Depression eingesetzt.

Das heißt aber nicht, dass Sie die Lichttherapie eigenmächtig zur Selbsttherapie bei einer ernstzunehmenden anhaltenden Depression anwenden sollten. Sprechen Sie in jedem Fall vorher mit einem Experten, ob die Lichttherapie speziell in Ihrem Fall infrage kommt oder besser andere Maßnahmen, wie eine therapeutische Behandlung, eingeleitet werden sollten.

Übrigens: Lichttherapie ist nicht dasselbe wie Phototherapie, bei der UV-Strahlung und blaues Licht zur Behandlung von Akne, Neurodermitis und anderen Hauterkrankungen eingesetzt werden.

Wie funktioniert die Behandlung?

Um die Lichttherapie zu Hause durchzuführen, brauchen Sie eine spezielle tageslichtähnliche Lampe, die besonders hell leuchtet. Empfohlen werden Lampen mit einer Leuchtkraft von 2.500 bis 10.000 Lux. Schalten Sie die Lampe an und setzen Sie sich im Abstand von etwa 90 cm davor.

Hierbei ist wichtig, dass Sie das Licht über die Netzhaut der Augen aufnehmen. Beleuchtet die Lampe nur Ihre Haut, lindert das die Beschwerden nicht. Das heißt aber nicht, dass Sie permanent in die Lichtquelle starren sollen. Setzen Sie sich am besten vor die Tageslichtlampe, frühstücken oder arbeiten Sie ganz normal und schauen Sie ab und an mal kurz ins Licht.

Bei einer Beleuchtungsstärke von 10.000 Lux reichen 30 Minuten Therapie am Tag aus. Danach können Sie die Lampe wieder ausknipsen und Ihren üblichen Beschäftigungen nachgehen.

Am wichtigsten ist, dass Sie die Behandlung an jedem einzelnen Tag durchführen. Unterbrechen Sie die Behandlung auch nur für einen Tag, kann es sein, dass sie keine Wirkung zeigt. Darum: Durchhalten und konsequent sein!


Zu welcher Tageszeit wirkt Lichttherapie am besten?

Der ideale Zeitpunkt ist morgens. Zwischen 5.30 und 8 Uhr wirkt die Lichttherapie am besten: Sie unterdrückt die Melatonin-Ausschüttung, stimuliert Körper und Geist, macht uns fit und wach. Nach 19 Uhr sollten Sie die Lampe nicht mehr einschalten, dann könnten Sie Schlafprobleme bekommen.


Therapielampe: Was sollte ich beim Kauf beachten?

Achten Sie beim Kauf einer Therapielampe darauf, dass diese einen eingebauten UV-Filter hat. Das verhindert Hautschäden durch UV-Strahlung.

Preislich gibt es eine eher große Spanne: Von 100 bis über 1.000 Euro kosten Lampen für die Lichttherapie üblicherweise.


Arztbesuch vorab – sinnvoll oder unnötig?

Lichttherapie ist nicht für alle geeignet. Bei manchen Augenkrankheiten kann sie mehr schaden als nutzen. Auch kann es zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen. Gehen Sie darum auf jeden Fall zum Arzt bzw. zur Ärztin bevor Sie mit der „Bestrahlung“ beginnen.

Ärztin oder Arzt kann Ihnen auch die richtige Anwendung Ihrer Lichttherapie-Lampe erklären, entsprechend ihrer Lux-Werte. Danach richtet sich zum Beispiel die Dauer der einzelnen Therapieeinheiten.

Manche Ärzte verleihen sogar Lichttherapie-Lampen für zu Hause. Im Idealfall müssen Sie sich also nicht sofort eine Lampe kaufen, sondern können die Wirkung erst einmal mit einem Leihgerät testen. Das AKH Wien verleiht beispielsweise Lichttherapie-Lampen. Dort gibt es übrigens auch eine eigens eingerichtete Ambulanz zur Behandlung von saisonabhängigen Depressionen, die Ambulanz für Herbst-Winter-Depressionen.


Lichttherapie: Diese Alternativen gibt es

Außer Lichttherapie können auch Vitamin-D-Supplements helfen, den Blues in den Griff zu bekommen. Denn: Auch Vitamin-D-Mangel schlägt manchen im Winter aufs Gemüt. Wichtig hierbei: Sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt, wenn Sie einen Vitamin-D-Mangel vermuten und greifen Sie nicht eigenmächtig zu Präparaten. Eine Überdosierung kann nämlich schwerwiegende Folgen mit sich bringen, wie Nierenschäden oder Herzrhythmusstörungen. Der Arzt bzw. die Ärztin kann mithilfe eines Blutbildes feststellen, ob und in welchem Maß bei Ihnen eine Substitution notwendig ist.

Auf Serotonin-Tabletten, sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, sollten Sie wenn möglich lieber verzichten. Denn diese können Nebenwirkungen mit sich bringen: Unruhe, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafprobleme oder sexuelle Störungen.
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