Mann im Frauenberuf: Friseur mit Herzblut
Er wollte nie etwas anderes werden als Friseur: Mittlerweile ist Christian Wilhelmstötter als Qualitätstrainer für die dm friseurstudios tätig. Von männlichen und weiblichen Klischees hält der Mann im Frauenberuf wenig.
Auch wenn sich die Berufswelt in den vergangenen Jahren stark verändert hat: Noch immer gibt es Berufe, die als „typisch“ weiblich oder männlich angesehen werden. In dieser Interview-Serie stellen wir dm Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor, die es andersherum machen.
Nach einer Friseur-Lehre und vielen Jahren bei dm trainiert Christian Wilhelmstötter heute die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den dm friseurstudios. Im Interview erzählt er, was ihm an seinem Job begeistert und warum es im Berufsleben egal ist, welches Geschlecht man hat.
Wie hat Ihre Karriere bei dm begonnen?
Ich habe vor 17 Jahren eine Lehre zum Friseur absolviert. Das war mein Traumberuf, ich wollte unbedingt etwas Kreatives machen. Deshalb habe ich in verschiedene Berufe hineingeschnuppert. Heute bin ich sehr glücklich darüber, dass mir dm empfohlen wurde. Ich war nach meiner dreijährigen Lehre noch weitere fünf Jahre in der Filiale. Dort habe ich mit tollen Menschen zusammengearbeitet, von denen ich viel gelernt habe. Später bin ich dann in eine andere Filiale gewechselt und wurde Studioleiter. Dann war eine Stelle als Qualitätstrainer frei. Weil ich immer schon gerne für Lehrlinge sowie in der Aus- und Weiterbildung engagiert hatte, habe ich mich beworben. Mittlerweile bin ich seit drei Jahren als Qualitätstrainer für die dm friseurstudios im Bundesland Salzburg zuständig.
Was genau machen Sie in Ihren Job?
Ich trainiere dm Friseurinnen und Friseure in allen fachlichen Bereichen: Haarschnitt, Farbe, Trends, Beratung, Kommunikation, Produkte, Verkauf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich einbuchen, danach kommen sie für einen oder mehrere Tage zur mir ins Schulungsstudio in der dm Zentrale. Zusätzlich betreue ich Filialen, arbeite für mehrere Tage vor Ort mit, unterstützte und gebe Feedback.
Warum macht Ihnen dieser Beruf so viel Freude?
Ich kann aktiv etwas verändern und an einer noch besseren Ausbildung mitwirken. Was mir dabei gefällt: Die Entwicklung von Friseurinnen und Friseuren zu richtig guten Stylistinnen und Stylisten mitzutragen und zu begleiten. Ich wollte schon immer Menschen dabei helfen, sich weiterzuentwickeln und eine bessere Version ihrer selbst zu werden.
Welche Situation im Berufsalltag sind weniger schön?
Wenn man sehr viel Energie und Herzblut in etwas hineinsteckt, sind Rückschläge besonders schlimm. Wenn jemand überhaupt nicht lernwillig ist, kann das schon frustrierend sein. Es gibt aber wenige Negativbeispiele, man muss sich auf die vielen tollen Menschen besinnen und darauf, wie viel man gemeinsam schon geschafft hat.
Wie arbeitet es sich als Mann unter sehr vielen Frauen?
Meine Kolleginnen sagen zu mir, dass ich einen Männerbonus habe. (lacht) Ich habe den Ruf, relativ direkt und streng zu sein. Manche Friseurinnen und Friseure kommen zu mir mit den Worten: „Ich hab gehört, dass es bei dir nicht so leicht wird.“ Das macht aber nichts, denn die dm Filialen wenden sich gerne an mich, weil ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ein gutes Level gebracht werden.
Haben Sie den Eindruck, dass Männer anders arbeiten als Frauen?
Nein, das denke ich nicht. Allerdings bin ich im Job zum Großteil von Frauen umgeben und kann das deshalb schwer beurteilen. Das Spektrum, das mir Frauen an unterschiedlichen Arbeitsweisen, Herangehensweisen und Motivationsstufen bieten, ist jedenfalls so groß, dass sich keine klare Linie abzeichnet. Es geht nicht um Frau oder Mann, sondern eher um den Typ Mensch. Stylistinnen und Stylisten sind ein Grundschlag von Menschen, die ähnlich ticken – mit Ausnahmen und Variationen. Männliche Stylisten sind wahrscheinlich eher einfühlsamer, kreativer und haben mehr Fingerspitzengefühl, als jemand, der am Bau arbeitet.
Inwiefern kommen Sie in Ihrem Berufsalltag mit dem Thema Gleichberechtigung in Berührung?
Das Thema kommt manchmal tatsächlich auf. Ein Beispiel: Ich habe im Rahmen einer Schulung Mitarbeiterinnen erzählt, dass Frauen keinen Zutritt zu einem traditionellen „Barber“, also einem reinen Männerfriseur, haben. Die meisten haben das als sehr demütigend verstanden und waren empört. Danach habe ich zur Sprache gebracht, dass es solche Unterschiede auch umgekehrt gibt. Wenn Männer etwa im Fitnesscenter gleich viel zahlen wie Frauen, obwohl sie den Frauenbereich gar nicht nutzen können. Es ist interessant zu sehen, wie Menschen auf solche kleinen Ungerechtigkeiten reagieren, wenn bestimmte Gruppe von etwas ausgeschlossen sind.