Microgreens anbauen: Darauf kommt es laut Experten an
Microgreens anbauen, ernten und essen
Im Buch „Gesund mit Microgreens“ erläutern die Berliner Heilpflanzenexperten Anne Wanitschek und Sebastian Vigl, wie Microgreens angebaut werden, wie man sie am besten erntet und welche Microgreens man am besten essen sollte.
Was sind Microgreens?
Die Power von einem Radieschen oder proteinhaltigem Brokkoli in einem kleinen Pflänzchen? Das ist mit Hilfe von sogenannten Microgreens (auch „Mikrogrün“ oder „Keimgrün“ genannt) und Sprossen möglich. Das Geheimnis? Damit der kleine Keimling eine Chance hat, werden in den Samen alle Speicherstoffe verpackt, die für ein gutes Wachstum notwendig sind. Wenn man zum Beispiel den Vitamin- und Mineraliengehalt von Radieschen mit Radieschensprossen vergleicht, sind Sprossen um einiges gehaltvoller. Außerdem sind die Inhaltsstoffe von Microgreens und Sprossen durch die Einweichzeit im Wasser viel besser verdaubar. Blocker, welche die komplette Verwertung der guten Inhaltsstoffe bei Gemüsesorten oft verhindern können, werden dadurch bei Microgreens deaktiviert.
Was ist der Unterschied zwischen Sprossen und Microgreens?
Sprossen kann man je nach Sorte bereits nach zwei bis sechs Tagen ernten. Gezogen werden sie am besten im Keimglas. Wenn man etwas länger wartet und sie bereits grüne Blätter bekommen, werden sie als Microgreens bezeichnet. Die meisten von uns haben im Kindergarten schon ihren ersten Kontakt mit einem der wohl bekanntesten Microgreens gehabt, der Gartenkresse. Diese enthält wertvolle Senföle, die bei der Vorbeugung von Erkältungen und Blasenentzündungen unterstützen können. Außerdem lässt sie sich ganz einfach in einer kleinen Schale anbauen und bereits nach 8 bis 10 Tagen ernten. Perfekt für ungeduldige Erwachsene und Kinder.
Wo kann man Samen für Microgreens und Sprossen am besten kaufen?
Samen für Microgreens und Sprossen sollten nur aus vertrauensvoller Quelle (Läden mit biozertifizierten Produkten) erworben werden. Am besten auf gute Qualität achten und nicht von unbekannten Händlern im Internet bestellen. Arche Noah hat zum Beispiel Microgreens und Keimsprossen von österreichischer Bioqualität im Sortiment und bemüht sich um den Erhalt der Artenvielfalt.
Microgreens anbauen: So funktioniert’s
Die Experten Wanitschek und Vigl empfehlen die folgende 5-Schritte-Methode, um Microgreens selber zu ziehen:
1. Behälter basteln.
Ein Plastikbehälter von Erdbeeren aus dem Supermarkt? Bingo, den können Sie gleich zum Anbauen der Microgreens verwenden. Auch ein Joghurtbecher oder Pflanzbehälter ist gut geeignet. Wichtig: Eine Höhe von max. 5 cm einhalten und unten ein paar Löcher machen.
Tipp: Lesen Sie hier nach, wie Sie für Microgreens Anzuchtschalen und Anzuchttöpfe selber machen.
2. Die richtige Erde auswählen.
Am besten eignet sich Anzuchterde. Dazu genügend Licht und am besten kalkarmes Wasser. Die Erde zwei bis drei Zentimeter hoch in den Behälter füllen.
3. Saatgut aussäen.
Je nach Sorte wird zuvor eventuell eine Einweichzeit benötigt. Danach die Samen dicht auf der feuchten Erde aussäen und leicht in den Boden drücken. Mit einem Blatt Küchenrolle abdecken – dieses können Sie entfernen, sobald die Aussaat zu sprießen beginnt.
4. Gut feucht halten.
Am besten den Behälter kurz in ein Wasserbad stellen, damit durch die Löcher von unten Feuchtigkeit in die Erde gelangen kann. Dazu die Pflanzen von oben morgens und abends mit einer Sprühflasche befeuchten.
5. Microgreens ernten.
Wenn die Pflänzchen liebevoll gegossen wurden, können Sie nach etwa sechs bis acht Tagen eine Kostprobe wagen. Sobald das Ergebnis geschmackvoll ist, einfach mit einer Schere abschneiden, was gerade als Topping für Ihre nächste Mahlzeit benötigt wird.
Sprossen selber ziehen
Auch Sprossen können Sie ganz leicht selbst zuhause ziehen:
1. Sprossenglas basteln.
Nehmen Sie ein Einmachglas und statt dem Deckel ein Stück Stoff aus Naturfasern (zum Beispiel Mullbinde) sowie ein Gummiringerl zum Befestigen. Alternativ können Sie ein Sprossenglas mit Abtropfgestell kaufen.
2. Samen und Wasser einfüllen.
Das Glas auskochen (oder im Geschirrspüler reinigen), damit es keimfrei ist. Max. 2 – 3 Esslöffel Sprossensamen in einem Küchensieb waschen. Danach ins Glas geben, mit Wasser bedecken und mit Stoff und Gummiringerl verschließen. Für ein paar Stunden (die Einweichzeit entnehmen Sie der Samenverpackung) die Samen einweichen lassen.
3. Wasser ausleeren.
Nach der Einweichzeit das Wasser komplett ausleeren und das Glas leicht schief und kopfüber in eine Schüssel oder Haltevorrichtung legen.
Regelmäßig mit Wasser durchspülen.
Das mit Stoff abgedeckte Glas zweimal täglich gut mit Wasser komplett durchspülen.
4. Sprossen ernten.
Je nach Sorte können Sie bereits nach wenigen Tagen (siehe Angaben auf der Verpackung) Ihre Sprossen ernten. Unbedingt in den Kühlschrank stellen und innerhalb von zwei Tagen die Ernte verbrauchen. Vor dem Essen die Sprossen gut abwaschen und abtropfen lassen. Danach einfach als Topping auf einen Salat oder ein Curry streuen. Sie können die Sprossen auch kurz in Sojasauce anbraten.
Achtung: Wenn Sie Sprossen im Keimglas ziehen, achten Sie unbedingt darauf, dass das Keimglas regelmäßig mit frischem Wasser durchgespült wird und danach komplett abtropft. Abgestandenes Wasser kann Schimmel, Keime, Bakterien und Viren enthalten und Ihre Gesundheit gefährden!
Warum sind Microgreens und Sprossen so gesund?
In Microgreens und Sprossen sind viele Vital- und Nährstoffe gebündelt, die gut für die Darmflora und das Mikrobiom sind. Die verschiedenen Sorten haben zusätzlich noch viele weitere Vorteile:
- Adzukibohnen als Microgreens oder Sprossen sollen dem Körper mehr Energie geben.
- Brokkoli in Form von Microgreens, Sprossen oder Kresse kann das Immunsystem unterstützen, Entzündungen und Gewichtszunahme mindern.
- Microgreens aus Buchweizen enthalten viel Kieselsäure und können das Bindegewebe stärken. Ähnlich wie dem Johanniskraut wird ihnen eine positive Wirkung bei depressiven Verstimmungen nachgesagt.
- Microgreens, Sprossen oder Kresse aus Grünkohl sind unser Essen der Zukunft, auch bei hohen Temperaturen aufgrund des Klimawandels gedeihen sie. Ihre Antioxidantien können dem Fettstoffwechsel und Anti-Aging einen Boost verleihen.
- Kichererbsen-Microgreens und -Sprossen enthalten wichtige Mineralien wie Eisen, Magnesium und Zink. Ihre Isoflavone können zur Balance des Östrogenspiegels beitragen und Menstruationsbeschwerden sowie Probleme in den Wechseljahren abschwächen.
- Mungobohnen-Sprossen und -Microgreens lassen uns die Hitze besser ertragen und sollen sich günstig auf Blutdruck und Wassereinlagerungen (Ödeme) auswirken. Das perfekte Topping für asiatische Gerichte wie Currys und Wokgemüse!
Buchtipp:
Erfahren Sie noch mehr über Microgreens und ihre gesunden Inhaltsstoffe:
Gesund mit Microgreens
Anne Wanitschek und Sebastian Vigl
Verlag: Humboldt
Fazit:
In Form von Microgreens und Sprossen hat Gemüse & Co. einen deutlich höheren Gehalt an Mineralien und Vitaminen. Es ist leicht und nachhaltig, Microgreens anzubauen und die Ernte kann bereits nach ca. einer Woche erfolgen. Das Ergebnis ist außerdem sehr bekömmlich. Neben den vielen Vitalstoffen haben sie je nach Sorte noch viele weitere Vorteile für die Gesundheit.