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Peter-Pan-Syndrom: Woran wir es laut Expertin in der Beziehung erkennen
Text: , Carina Wallner, Nina Horcher, Natascha Koller
Lesedauer: min
Für immer jung? Bitte nicht

Peter-Pan-Syndrom: Woran wir es laut Expertin in der Beziehung erkennen

Wer sind die Männer, die nie erwachsen werden? Und können wir mit ihnen glücklich werden? Ein Beziehungscoach erklärt, was in der Partnerschaft mit einem „ewigen Buben“, das heißt einem Mann mit Peter-Pan-Syndrom, zu beachten ist – und ob wir ihn noch ändern können.

Natascha Koller ist Beziehungscoach und weiß, wie man mit Konflikten in Beziehungen umgeht. In ihrer Praxiswerkstatt bietet sie Paarberatung, Coaching, Mediation und Seminare an. Für ACTIVE BEAUTY hat sie die wichtigsten Fragen zum Thema Peter-Pan-Syndrom in der Beziehung beantwortet.

Abenteuerlust, Spontanität und ein Sinn für Humor? Unbedingt! Lächeln macht glücklich und uns zum Lachen bringen zu können, macht Männer attraktiv. Aber ein erwachsener Mann sollte auch Verantwortung übernehmen können, wenn es ernst wird. Männer, die wie Peter Pan für immer jung bleiben wollen, können das nur bedingt.

Doch was steckt hinter dem ewigen Kind im Manne? Ein Schuldgefühl gegenüber seinen Eltern beziehungsweise seiner Mutter, schreibt der US-amerikanische Familien- und Paartherapeut Dan Kiley in seinem Buch „Das Peter-Pan-Syndrom“. Nach Kiley haben diese Männer Angst, sich in einer Beziehung auf eine Partnerin einzulassen, weil sie das Gefühl haben, es nie richtig machen zu können.

Männer mit Peter-Pan-Syndrom in der Beziehung

Laut Beziehungscoach Natascha Koller finden diesen Typ Mann vor allem jene Frauen anziehend, die sehr früh Verantwortung für andere übernehmen mussten. „Dann fühlen sie sich gerade von einem Mann, der Leichtigkeit und Spontanität ausstrahlt, sehr angezogen, hat er doch genau das, was ihnen im Leben fehlt. Diese Frauen verwechseln oft Liebe mit Verantwortung.“ Auch für dieses Phänomen gibt es übrigens einen Namen: das Wendy-Syndrom, benannt nach der weiblichen Hauptrolle in Walt Disneys Zeichentrickfilm „Peter Pan“ (1953).
Koller gibt dazu zu bedenken: „Es ist essenziell zu erkennen, dass der Übergang ins Erwachsenenalter eine höchst persönliche Entscheidung darstellt, die jeder Mensch eigenständig trifft. Diese Erkenntnis unterstreicht, dass wir zwar keinen direkten Einfluss auf die Entwicklung unseres Partners haben, jedoch völlig frei in unserer Entscheidung sind, wen wir als Beziehungspartner wählen. Oftmals stimmt diese Wahl nicht mit unseren Idealvorstellungen überein, doch sie ist ein zentraler Bestandteil des persönlichen Wachstums und der Autonomie. Die Kernfrage lautet daher: Ist es ratsam, eine Beziehung mit jemandem einzugehen, der sich konstant einer ausgewogenen Partnerschaft entzieht?"

Peter-Pan-Syndrom beim Mann: An diesen fünf Signalen erkennen Sie einen Mann, der keine Verantwortung tragen will:

Jeder Mensch kann natürlich selbst entscheiden, ob und wann er erwachsen werden will. Aber eben auch, ob wir mit so jemandem eine Beziehung führen wollen, ist eine wichtige Entscheidung. (Und ob wir in der Beziehung mehr geben oder nehmen.) Aufs Herz hören lohnt sich zwar, bei bestimmten Verhaltensweisen sollten aber die Alarmglocken läuten – etwa bei diesen Signalen, die laut Expertin Koller auf einen Mann mit Peter-Pan-Syndrom hinweist:

1. Unabhängig und/oder gruppenaffin

Ein Mann mit Peter-Pan-Syndrom ist oft ein Mann, dem die Unabhängigkeit über alles geht, ein einsamer und heldenhafter Cowboy, der über die Prärie reitet und immer unabhängig bleibt. Seine Freiheitsliebe geht ihm über alles. Ansonsten bevorzugen er häufig Männerfreundschaften und bringt sich lieber in Gruppen ein.

2. Nicht regelkonform

Er hat verstärkt Schwierigkeiten mit Hierarchien, Pflichten und Regeln. Oft äußert sich das auch in einer sexistischen oder anderweitig abwertenden Einstellung gegenüber Frauen.

3. Narzissmus: unfähig zur Selbstreflexion

Er liebt es, sich die Wirklichkeit schön zu reden. Es fehlt ihm oft die Fähigkeit zu Selbstreflexion und Selbstkritik. Wird es zu Hause schwierig, sucht er sich oft Bestätigung in schnellen Eroberungen und hat dann meist das Gefühl, nichts Schlimmes getan zu haben. Er weist der Partnerin die Schuld zu, die ihm scheinbar alles Schöne und Leichte verwehrt.

4. Bloß keine Konflikte

Ein Mann mit Peter-Pan-Syndrom findet es schwer, sich ernsthaft auf Konflikte einzulassen und gemeinsam konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. Das äußert sich durch Rückzug und Schweigen bei aufkommenden Problemen.

5. Peter-Pan-Syndrom und Sexualität: eher einseitig beim Sex

In der Sexualität tun er sich gegenüber einer gleichberechtigten Partnerin schwer und ist verunsichert, wenn diese nach einer erfüllten Sexualität strebt, die beiden gerecht wird.

Peter-Pan-Syndrom in der Beziehung: Können Frauen solche Männer ändern?

Niemand verändert sich über Nacht und auch das Kind im Manne wird so schnell nicht erwachsen werden. Dennoch können Sie es als Partnerin schaffen, dass auch er Verantwortung übernimmt, sagt Koller. „Erklären Sie ihm daher am Anfang der Beziehung ganz klar, was Sie an ihm lieben und was Sie mit ihm gerne gemeinsam erleben möchten. Machen Sie ihm klar: Auch Verlässlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und sich gemeinsam für die Beziehung zu engagieren halten Sie für wesentlich.
Je früher eine Frau das deutlich zum Ausdruck bringt, desto größer sind die Chancen, dass die Beziehung einen guten Verlauf nimmt. Es gibt nämlich auch Männer, die sich dieser Charakterzüge durchaus bewusst sind und die ihr Verhalten ändern möchten.
Und wenn sich nichts ändert? Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich keine Entwicklung abzeichnet und Sie noch nicht viel in die Beziehung investiert haben, sollten Sie eine Beratung bei einem Beziehungscoach in Anspruch nehmen oder vielleicht eine Trennung erwägen.

Peter-Pan-Syndrom: Gibt es das auch bei Frauen?

Nicht umsonst heißt es Peter-Pan-Syndrom: Tatsächlich ist es eine „Entwicklungsverzögerung“, die vor allem Männer betrifft. Allerdings gibt es auch Frauen, welche die oben beschriebenen Verhaltensmuster ausweisen und dem Syndrom zugeordnet werden können. So beschreibt Koller das weibliche Peter-Pan-Syndrom bei Frauen:
„Erwachsene mit diesem Syndrom haben Schwierigkeiten, die Verantwortlichkeiten des Erwachsenenalters zu akzeptieren. Charakteristisch ist ein Festhalten an jugendlichen Weltansichten, verbunden mit einem kontinuierlichen Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit, oft einhergehend mit einer Scheu vor festen Bindungen und Verpflichtungen.
Das Syndrom äußert sich in Unentschlossenheit und einer Tendenz, sich vor ernsthaften Lebensentscheidungen zu scheuen. Es tritt bei Männern und Frauen auf, wobei leichte Unterschiede in den Verhaltensmustern beobachtet werden können. Diese Nuancen zeigen, dass das Peter-Pan-Syndrom eine komplexe Erscheinung ist, die ein tiefgreifendes Verständnis für die individuellen Entwicklungswege der betroffenen Personen erfordert."

Warum ist das Peter-Pan-Syndrom heute so häufig?

Laut Koller sind die Gründe, warum das Peter-Pan-Syndrom heutzutage so häufig anzutreffen ist, in unserer Gesellschaft begründet:
1. Gesellschaftlicher Wandel
„Früher gab es klar definierte Lebensmeilensteine wie Heirat und Karriere, die heute flexibler und weniger linear sind, was einerseits Freiheit, andererseits aber auch Unsicherheit und Entscheidungsschwierigkeiten mit sich bringt."
2. Digitale Welten
Diese sorgen einerseits für verlockende Fluchten aus der Realität in die Online-Welt, andererseits werden Idealbeziehungen und und Lebenswelten gezeigt, die so nicht realistisch sind. „Soziale Medien und Online-Kulturen bieten alternative Realitäten, die zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit führen und den Druck erhöhen können, ein 'perfektes Leben' haben zu müssen."
3. Veränderte Arbeitswelt
„Die heutigen Karrierepfade sind weniger vorhersehbar und sicher, und junge Menschen stehen vor befristeten Verträgen und einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt, was zu einer Verzögerung beim Erreichen traditioneller Erwachsenen-Statusmarker führen kann."

Hinweis: Die Psychologin möchte darauf hinweisen, dass jeder Mensch seine ganz eigene Lebensgeschichte und persönlichen Erfahrungen hat. Phänomene wie das Peter-Pan-Syndrom stellen lediglich einen kleinen Ausschnitt im weiten Feld menschlicher Beziehungen dar.

Zusätzlicher Lesetipp:

Was Männer in einer Beziehung glücklich macht, lesen Sie in unserem Beitrag Was Männer wollen: 6 Dinge, die eine Beziehung braucht.

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