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Pille absetzen: Worauf wir dabei achten
Text: Annalina Jegg
Lesedauer: min
Hormonfrei verhüten

Pille absetzen: Worauf wir dabei achten

Früher oder später kommt fast jede Frau an den Punkt, sich zu fragen: Pille absetzen Ja oder Nein? Nicht, um schwanger zu werden, sondern weil sie lieber hormonfrei verhüten will. Was es darüber zu wissen gilt:
„Die Pille kann die Persönlichkeit verändern“, „Die Pille erhöht das Krebs-Risiko“: 1961 kam die Pille in Deutschland auf den Markt. Und seitdem steht sie in der Kritik. Zwar ist die Pille noch vor dem Kondom das beliebteste Verhütungsmittel – vier von zehn Österreicherinnen zwischen 15 und 40 Jahren verhüten damit. Dennoch entschließen sich zunehmend mehr Frauen, die Pille abzusetzen.

Eine von ihnen ist US-amerikanische Gesundheits- und Ernährungsberaterin Nicole Jardim. In Ihrem Buch „Der natürliche Weg zu einem harmonischen Zyklus“ beschreibt sie, wie Frauen ohne künstliche Hormone verhüten können. Sie sagt: „Kein Frauenkörper kann unter der Einnahme der Pille optimal funktionieren.“


Warum die Pille absetzen?

Das Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparat Pille ist nicht grundlos eines der beliebtesten Verhütungsmittel weltweit: Sie kann Schmerzen bei Menstruation und Endometriose lindern, das Hautbild verbessern und „die Tage“ werden mit der Pille planbar. Und klar, die Anti-Baby-Pille gilt als sicher. Aber: Die Pille ist nicht nebenwirkungsfrei. Das Thromboserisiko erhöht sich mit Einnahme der Pille. Das ist übrigens besonders gravierend für Raucherinnen, die an sich schon ein erhöhtes Thrombose-Risiko haben.

Auch Migräne, Akne, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, weniger Lust auf Sex und sogar Depressionen – alles mögliche Nebenwirkungen der Pille. Grund laut Expertin Jardim: Die Pille als Hormonpräparat greift in die Kommunikation zwischen Hypothalamus Hypophyse und den Eierstöcken ein: „Einfach ausgedrückt setzen die Pille und andere hormonelle Verhütungsmittel die natürlichen Abläufe im Körper außer Kraft.“ Wie sich das konkret auswirkt, ist nicht vollständig geklärt; die aktuelle Studienlage dazu ist umstritten.

Wann ist der beste Zeitpunkt?

Wenn Sie überlegen, die Pille abzusetzen, um hormonfrei zu verhüten, ist laut Jardim eines essenziell: Sie selbst entscheiden, wann Sie aufhören. Sprechen Sie aber ruhig mit Ihrer Gynäkologin bzw. Ihrem Gynäkologen, bevor Sie die Pille absetzen.


Pille absetzen: Das sind die Nebenwirkungen

Was die Pille im Körper verändert, muss dieser erstmal wieder richten. Und das dauert. Anfangs kann daher die Periode nach dem Absetzen der Pille ausbleiben. (Lesen Sie hier, welche weiteren Gründe es für das Ausbleiben der Periode gibt.) Weitere Nebenwirkungen sind: unregelmäßige Zyklen, PMS-Symptome verstärken sich und auch das Hautbild kann sich verschlechtern.

Kurzum: „Die physiologischen Turbulenzen, die eintreten werden, wenn Sie die Pille absetzen, können gewaltig sein.“ Jardim hat deshalb ein 6-Wochen-Programm entworfen, mit dem Sie Ihren Zyklus Step-by-step verstehen und regenerieren lernen. Dieses stellt sie in ihrem Buch vor – genau wie verschiedene hormonfreie Verhütungsmethoden. Hier eine Auswahl:


4 x Verhüten ohne Hormone

1. Symptothermale Methode

Die symptothermale Methode bzw. Zyklusbeobachtung ist in der Theorie simpel: Mittels Fieberthermometer und Fruchtbarkeits-App messen Sie jeden Morgen Ihre morgentliche Aufwachtemperatur (=Basaltemperatur), prüfen Ihren Zervixschleim (Ausfluss) und tasten Sie Ihren Muttermund ab (hier steht mehr dazu). Die Ergebnisse geben Sie in die App ein und erfahren prompt, ob Sie gerade fruchtbar sind oder nicht. Denn: Zervixschleim, Basaltemperatur und Muttermund verändern sich im Verlauf eines Zyklus mit zu- bzw. abnehmenden Hormonwerten.
Die Umstellung von Pille auf Zyklusbeobachtung dauert zwar eine Weile, doch die Methode soll sehr sicher sein: „Die Effektivität liegt bei optimaler Anwendung bei 99,6 Prozent, und das macht die Methode der symptothermalen Fruchtbarkeitsbeobachtung so effektiv wie alle Methoden der hormonellen Verhütung“, weiß Jardim.
Tipp der Expertin: „Achten Sie darauf, Ihre Temperatur jeden Morgen etwa zur selben Zeit zu messen.“


2. Verhütungscomputer

Verhütungscoumputer funktionieren ähnlich wie die symptothermale Methode. Auch sie messen Körperwerte und zeigen uns an, ob wir fruchtbar sind. Es gibt verschiedene Arten von Verhütungscomputern, die auch je unterschiedlich sicher sind: Hormoncomputer messen die Östrogen- und LH-Konzentration im Morgen-Urin. Hingegen messen Temperaturcomputer dagegen die Basaltemperatur – beides allein nicht die sichersten Methoden der Verhütung, aber gut geeignet, wenn Sie planen schwanger zu werden.

Als sicherer zur Verhütung gelten Symptothermalcomputer. Denn: Diese messen beide Werte – also Hormonkonzentration im Urin und Basaltemperatur – und beziehen als dritten Wert die Beschaffenheit des Zervixschleims mit ein. Damit sind sie bei korrekter Anwendung als Verhütungsmittel fast so sicher wie die Pille.


3. Verhütungsschwamm

Dann wäre da noch der Verhütungsschwamm: ein Schaumstoffschwamm, der mit Spermizid getränkt ist und vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt wird. Der Muttermund wird durch das Schwämmchen verschlossen, während das Spermizid die Spermien abtötet.

Kleines Manko: Das Schwämmchen ist leider nicht wiederverwendbar und seine Wirksamkeit sinkt, wenn Sie bereits Kinder haben. Außerdem darf der Schwamm nicht länger als 24 Stunden im Körper bleiben, weil sonst das Risiko für einen toxischen Schock besteht.


4. Kupferspirale & Kupferkette

Auch eine Möglichkeit der Verhütung: das Intrauterinpessar (IUP), auch Kupferspirale genannt. Ein IUP ist ein kleiner T-förmiger Körper, der durch den Muttermund in Ihre Gebärmutter eingesetzt wird. Er setzt Kupferionen frei: „Diese erzeugen eine Entzündungsreaktion, welche die Beweglichkeit der Spermien einschränkt und dadurch die Befruchtung einer Eizelle verhindert.“ Ähnlich funktioniert auch die Kupferkette, die eine Variante der Spirale ist.

Die Entzündungsreaktion kann auch das Einnisten der Eizelle verhindern, die Spirale und die Kupferkette schützen also doppelt. Mögliche Nebenwirkungen: eine längere und schmerzhaftere Periode, außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit für eine bakterielle Vaginose, also ein mikrobakterielles Ungleichgewicht im Scheidenmilieu. Dafür gelten Kuperspirale und Kupferkette als sehr sichere Verhütungsmethode.
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