Raus aus dem Hamsterrad, rein ins bewusste Leben
Manchmal sind wir in unserem Alltag so sehr eingespannt, dass wir zwischen all unseren To-Dos das Wesentliche vergessen: Momente bewusst zu erleben. Mit diesen Tipps kommen wir raus aus dem Hamsterrad.
Im Minutentakt trudeln neue E-Mails ein, in der Wohnung türmt sich die Wäsche und bis zum Wochenende müssen wir noch ein Geburtstagsgeschenk besorgen. Wie können wir aus diesem Hamsterrad ausbrechen und entspannen trotz wenig Zeit? Das haben wir Christine Hoffmann, Arbeitspsychologin und Coach, gefragt – und inspirierende Anregungen erhalten.
So schaffen wir es raus aus dem Hamsterrad
Gibt es Strategien, mit denen man leichter aus dem Hamsterrad ausbrechen kann und bewusster leben lernt?
Christine Hoffmann: Ein Hamsterrad verbildlicht unsere gesellschaftliche Programmierung. Die meisten Menschen folgen unbewusst den in unserer Kultur üblichen Zielen: Karriere, Reichtum, eine Paarbeziehung, Familiengründung, ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung. Diese Ziele werden selten hinterfragt. Sei es aus Tradition, Nichtwissen oder Erziehung. Sie glauben: Jede Sprosse ist ein Schritt zum Glück – und sie wundern sich gleichzeitig, dass das Hinaufsteigen sie weder weiter bringt noch glücklich macht. Meist beginnen sie dann schneller zu laufen, sich mehr anzustrengen. Anstatt innezuhalten und die Richtung zu hinterfragen. Wer aus dem Hamsterrad ausbrechen will, braucht ein bewusstes „Wohin“. Also eine Entscheidung für eine Veränderung – und in Folge neue Gewohnheiten, die täglich Energie und Willenskraft erfordern.
Warum sollten wir überhaupt bewusster leben?
Ist es Ihnen schon passiert, dass Sie auf Ihre leere Tasse geschaut haben und verwundert waren, diese schon ausgetrunken zu haben? Oder dass Sie jemandem zugehört haben und sich anschließend nicht mehr erinnern konnten, was diese Person Ihnen erzählt hat? Wir können uns in jedem Moment des Tages entscheiden, unsere Sinne zu öffnen. Bewusst riechen, schmecken, spüren, hören und sehen. Je häufiger wir den „Bewusstseinsschalter“ umlegen – etwa mit diesen Anti-Stress-Tipps – desto besser werden unsere Sinne. Dadurch verändert sich auch unsere Wahrnehmung und wir sind mehr mit uns selbst und der Welt um uns herum verbunden.
Häufig beziehen sich Tipps für ein bewusstes Gestalten des Alltags auf eine Morgenroutine. Was, wenn ich aber einfach kein Morgenmensch bin?
Eine Gegenfrage: Was bedeutet es für Sie, kein Morgenmensch zu sein? Heißt es, dass Sie den Morgen nicht mögen? Dann würde ich Ihnen sehr empfehlen, die eigenen Morgenrituale kritisch zu hinterfragen. Sie sollten den Morgen zukünftig so gestalten, dass Sie den Tag freudvoll beginnen. Oder bedeutet kein Morgenmensch zu sein für Sie, dass Sie den Tag gerne ruhiger angehen? Dann empfehle ich Ihnen genau das zu tun! Sie können das nervige Klingeln des Weckers durch Ihr Lieblingslied ersetzen und sich ausgiebig strecken, bevor Sie aufstehen. Fragen Sie sich, wie der Tag für Sie beginnen müsste, um Ihre Hoffnungen zu erfüllen und setzen Sie möglichst viel davon um. Sie werden spüren: Ihre bessere Morgenstimmung wirkt sich auf den restlichen Tag aus. Bewusst zu leben bedeutet auch: Hinterfragen Sie die eigenen Gewohnheiten und ersetzen Sie jene, die Ihnen nicht guttun, durch neue.
Welche Strategien gibt es für unterschiedliche Persönlichkeitstypen?
Manchen Menschen fällt es leicht, Veränderungen für sich alleine umzusetzen. Anderen hilft psychologische Unterstützung oder der Austausch mit Gleichgesinnten. Sollten Sie das Gefühl haben, nicht weiterzukommen, rate ich, sich neue Impulse zu holen. Sei es durch Yoga, Meditation, Genusstraining, Achtsamkeitsübungen oder Coaching.
Wie machen Sie das als Profi: Können Sie uns persönliche Achtsamkeitstipps aus Ihrem Alltag geben?
Ich bin mir sehr bewusst, dass meine Lebenszeit mein kostbarstes Gut ist. Der viel zu frühe Tod meiner Mutter war mir hierzu ein guter Ratgeber. Obwohl ich meine Arbeit liebe, nehme ich nur an vier Tagen in der Woche berufliche Termine an, um mit den mir wichtigsten Menschen regelmäßig Zeit zu verbringen. Dabei probieren wir oft Neues aus. Erfahrungen, die wir zum ersten Mal machen, erleben wir immer besonders bewusst. Auch mein „Alltag“ ist von wohltuenden Gewohnheiten durchzogen. Ich mache täglich Yoga, nehme mir viel Zeit für gutes Essen und liebe es, überall in Wien mit dem Fahrrad hinzufahren. Jeden Abend notiere ich mir einen besonders schönen Moment in mein Glückstagebuch. So schließe ich jeden Tag mit Dankbarkeit ab.