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Schimmel in der Wohnung: Was Sie laut Experte tun können
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Sporen-Wissen

Schimmel in der Wohnung: Was Sie laut Experte tun können

Gesundes Wohnen: Das rät der Schimmel-Profi

Feuchte Innenräume bringen einen unschönen und manchmal auch gesundheitsschädlichen Begleiter mit sich: Schimmel. Wie er entsteht, welche Arten es gibt, was man dagegen tun kann und einiges mehr haben wir bei Christian Bäunard erfragt – Sachverständiger für Schimmelschäden bei Attessa in Oberösterreich.

Herr Bäunard: Wie kommt es zur Schimmelbildung in Innenräumen?

Um zu erklären, wie Schimmel in der Wohnung entsteht, nehme ich immer gern das Beispiel kalte Wasserflasche und feuchte Sommerluft.

Wenn man im Sommer eine kalte Wasserflasche aus dem Kühlschrank auf die Terrasse stellt, beginnt sie sofort zu „perlen“. Der Grund dafür ist einfach: Die warme Sommerluft enthält viel Feuchtigkeit und kann entsprechend viel Wasser aufnehmen, wohingegen kalte Luft weniger Wasser speichern kann.

Wenn die warme, feuchte Luft nun mit der kalten Oberfläche der Wasserflasche in Kontakt kommt, kühlt sie sich ab. Da die abgekühlte Luft aber weniger Wasser halten kann, kondensiert das überschüssige Wasser und setzt sich auf der Außenfläche der kalten Flasche ab. Man spricht hier von Kondensation.

Überträgt man dieses Bild nun auf einen Raum, sieht das folgendermaßen aus:

Anstelle der kalten Wasserflasche betrachten wir eine Wand, beispielsweise die Ecke einer Innenwandfläche in einem Schlafzimmer. Und statt der warmfeuchten Sommerluft verwenden wir die Raumluft. Wenn diese Raumluft zu feucht ist und die feuchtwarme Innenluft die kalte Wand erreicht, kühlt die warme Luft ab. Da kalte Luft bekanntlich weniger Wasser speichern kann, wird das Wasser freigesetzt und lagert sich am Verputz ab, wodurch dieser nass wird und Kondensation entsteht – der ideale Nährboden für Schimmelbildung. Diese Art der Kondensation ist oft an Fensterscheiben zu beobachten, wo sich teils deutliche Wasserspuren erkennen lassen.

Lässt sich Kondensation verhindern?

Ist die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung zu hoch, besteht auch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Kondensation entstehen kann. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte darum immer zwischen 40 und 50 Prozent liegen. Man kann die Luftfeuchtigkeit in den eigenen vier Wänden recht einfach mithilfe von Messgeräten (Hygrometer) überprüfen, die kostengünstig im Baumarkt oder online erhältlich sind.
Je niedriger die Feuchtigkeit der Innenluft ist, desto weniger Wasser kann die Luft aufnehmen. Das bedeutet auch, dass eine weniger feuchte Raumluft weniger wahrscheinlich Kondensation an den Wänden, wie z.B. im Schlafzimmer, verursacht.

Wie erreicht man die ideale Luftfeuchtigkeit in Innenräumen?

Ausreichendes Lüften während der kalten Jahreszeit kann sehr effektiv sein. Das funktioniert so: Erst mal ist es wichtig, die relative Luftfeuchtigkeit in den eigenen vier Wänden zu kennen – die lässt sich recht unkompliziert mittels Hygrometer herausfinden. Liegt die bei über 60 Prozent, sollte so lange gelüftet werden, bis das Hygrometer etwa 40 Prozent anzeigt. Das ist vor allem im Winter sinnvoll, da die kalte Außenluft trocken ist.

Nachdem die Luftfeuchtigkeit in einem Raum durch Öffnen eines Fensters auf 40 Prozent gesenkt wurde, kann das Fenster wieder geschlossen werden. Das Messgerät sollte aber weiter beobachtet werden. Steigt die Feuchtigkeit nämlich erneut auf über 60 Prozent, bedeutet das, dass Feuchtigkeit aus Möbeln, Kleidung, Bettwäsche und Mauerwerk wieder in die Raumluft abgegeben wird und die Luftfeuchtigkeit dadurch erneut ansteigt. In so einem Fall sollte also unbedingt erneut gelüftet werden.

Damit die Luftfeuchtigkeit auch bei geschlossenem Fenster dauerhaft bei etwa 45 Prozent bleibt, muss dieser Prozess über einen Zeitraum von ein bis drei Tagen wiederholt werden.

Wo tritt Schimmelbefall am häufigsten auf?

Schimmel bildet sich immer an Orten, die feucht und warm sind und damit einen geeigneten Nährboden bieten. Unter anderem in Wandfarbe, Wandverputz und Gipskarton. Aber auch Alltagsgegenstände wie Lederschuhe, Kleidungsstücke, Skischuhe, Koffer und Radsattel bieten ideale Bedingungen für Schimmelbefall.

Besonders Hausstaub bietet Schimmel ein gutes Wachstumsumfeld. Wo Schimmel allerdings nicht wachsen kann, sind Oberflächen wie Glas, Kunststoff oder Gummidichtungen.

Welche Schimmelarten gibt es und woran erkennt man sie?

Grundsätzlich lassen sich gute und weniger gute Schimmelpilze unterscheiden:

  • Gute Arten schmecken meistens gut, wie zum Beispiel der Edelschimmel, der für die Herstellung von Käsesorten wie Roquefort, Gorgonzola und Camembert verwendet wird. Dieser Schimmel verleiht dem Käse nicht nur eine besondere Textur, sondern auch das charakteristische Aroma. Oder der Aspergillus oryzae – ein Schimmelpilz, der in der asiatischen Küche für die Fermentation von Sojasauce, Sake und Miso eingesetzt wird.
  • Zu den weniger erfreulichen Arten zählen Tausende von Schimmelarten. Hier lassen sich nur schwer genaue Zahlen bestimmen, da Schimmel in vielfältigster Weise verbreitet ist. Expertinnen und Experten schätzen, dass es weltweit zwischen 100.000 und 300.000 verschiedene Arten von Schimmelpilzen geben könnte.

Zu den häufigsten Schimmelarten, die in Wohnräumen und Gebäuden anzutreffen sind, gehören:

  1. Aspergillus: Diese Gattung ist sehr verbreitet und kann auf Lebensmitteln sowie in Innenräumen wachsen, wo es feucht ist. Seine Sporenträger sind grünlich verfärbt.
  2. Penicillium: Oft in kühleren Umgebungen anzutreffen, ist diese Schimmelart bekannt für ihre blau-grüne Farbe und wird auch industriell zur Herstellung des Antibiotikums Penicillin genutzt.
  3. Cladosporium: Dieser Schimmel wächst häufig auf verrottenden organischen Materialien und an feuchten Stellen wie Fensterrahmen aus Holz und Klimaanlagen. Diese Schimmelart zeigt eine Vielzahl von Farben, insbesondere Brauntönen, wie oliv-, schwarz- und gelbbraun bis zu grau.
  4. Stachybotrys chartarum: Auch als „Schwarzer Schimmel“ bekannt.

Tipp der Redaktion: Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie man im Sommer seine Wohnung ohne Klimaanlage kühlen kann.

Gib es auch nicht sichtbare Schimmelpilze?

Ja. Ganz allgemein gilt: Sobald ein modriger Geruch wahrnehmbar, aber kein Schimmel sichtbar ist, könnte es sich um einen nicht sichtbaren Schimmelbefall handeln. Solch ein Befall lässt sich allerdings nur mit bauforensischen Methoden feststellen. Darum sollte bei modrigem Geruch stets eine Bau-Forensikerin oder ein Bau-Forensiker hinzugezogen werden, um das gesamte Ausmaß des Befalls zu ermitteln und einen entsprechenden Reinigungsplan zu entwickeln.

Welche gesundheitlichen Folgen können aus Schimmelbefall resultieren?

Ein sehr komplexes Thema, das bislang noch nicht vollständig erforscht wurde. Zu den bekannten Symptomen und Krankheiten, die durch Schimmelpilze im Wohnraum ausgelöst werden können, zählen Atemwegsbeschwerden, Kopfschmerzen, Halskratzen, Heiserkeit, Husten, allergische Reaktionen, Bauchschmerzen und Übelkeit.

Körperliche Symptome wie juckende Haut, laufende Nase, Augenreizungen und Husten, die sich beim Verlassen des Innenraums vollständig zurückbilden, können auf bestimmte Ursachen im Raum hindeuten.

Welche konkreten Tipps haben Sie zur Vermeidung von Schimmelbildung?

Konkret ist relativ. Da Feuchtigkeit stets eine Ursache für Schimmelbildung ist, sollte immer versucht werden, diese zu beseitigen. Ist die Luftfeuchtigkeit im Innenraum also zu hoch, sollte sie reduziert werden. Manchmal betrifft das auch größere Baustellen wie beispielsweise einen Wasserrohrbruch, ein undichtes Dach oder aufsteigende Feuchte, die oft bei älteren Gebäuden auftritt. Nur wenn die Ursachen behoben werden, lässt sich auch das Schimmelproblem in den Griff kriegen.

Mein Tipp: Regelmäßiges Entstauben der Fenster und das Entfernen von Kondenswasser an den Fensterscheiben. Beides trägt dazu bei, die Luftfeuchtigkeit zu senken und den Nährboden für Schimmel, wie z.B. Staub, zu reduzieren.

Was kann man tun, wenn Schimmel bereits da ist?

Schimmel muss, unabhängig von seiner Farbe, immer entfernt werden. Für kleinere Flächen eignet sich die Reinigung mit 80-prozentigem Alkohol. Es sollte unbedingt eine Schutzbrille getragen und eine Fingerbürste sowie ein weißer Lappen verwendet werden.

Wichtig: Gipskartonwände können nicht gereinigt und müssen ersetzt werden.
Glatte Oberflächen bekommt man mit üblichen Haushaltsreinigern sauber. Kleidung, Bettwäsche und Schuhe können in der Waschmaschine gewaschen werden. Bei Lederwaren, die von Schimmel befallen sind, muss eine Beurteilung seitens Fachfrau oder Fachmann her.

Und bei umfangreichem Schimmelbefall empfehle ich jedenfalls, eine Sachverständige oder einen Sachverständigen beziehungsweise eine Fachfirma hinzuzuziehen, damit die Ursachen erforscht und ein Sanierungsplan erstellt werden können.

Zusatztipp: In diesem Beitrag erfahren Sie, wie der Frühjahrsputz umweltschonend gelingt.

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