Schulstress: So können Eltern ihr Kind unterstützen
Alarmstufe rot: Leistungsdruck und Erwartungshaltungen lasten schon auf den Kleinsten schwer. In vielen Familien dreht sich alles um die Schule. Wie man Auszeiten schafft und warum es Raum zum Unbeschwert- und Lustigsein braucht.
Stress in der Schule von früh bis spät: Kaum von der Schule zu Hause, warten schon die Hausaufgaben. Danach noch Mathe üben, bevor es zum Schwimmtraining geht. Und abends vor dem Schlafengehen wird noch das Vokabelheft ausgepackt. Die moderne Leistungsgesellschaft verlangt bereits den Jüngsten einiges ab. Der Druck ist groß. Die Erwartung hoch. Und bei nicht wenigen taucht heimlich der Gedanke an einen Schulwechsel auf.
Leistungsgesellschaft erzeugt Schulstress
Warum ist Stress in der Schule heute so ausgeprägt? Da ist einerseits das Schulsystem, das durch verschiedenste Prüfungsmechanismen Druck erzeugt. Anderseits vergleichen und werten Schüler untereinander stärker als früher. Casting-Shows suggerieren: Jeder müsse etwas Besonderes sein und aus der Masse hervorstechen. Und dann sind da noch die Eltern, die sich oft selbst im Hamsterrad der Leistungsgesellschaft abstrampeln und mit Zukunftsängsten kämpfen.
Eltern und ihre Versagensängste
„Viele Eltern befürchten, dass weniger leistungsstarke Kinder auf der Strecke bleiben und nichts aus ihnen wird“, beobachtet die Salzburger Psychotherapeutin Eva Plath. Ihnen könne kein Vorwurf gemacht werden, denn schließlich wolle jeder das Beste für sein Kind. Es wird daher gemeinsam gelernt und viel Zeit in schulische Angelegenheiten investiert. „Bringen Kinder dann keine (sehr) guten Noten nach Hause, empfinden das viele Eltern als persönliches Versagen. Sie sind enttäuscht. Es bleibt das Gefühl, das Kind zu wenig gefördert zu haben“, weiß die Expertin.
Alarmsignale bei Schulstress erkennen
Kinder wollen ihre Eltern nicht enttäuschen. Sie wollen sie stolz machen und ihren Erwartungen entsprechen. Teilweise empfinden sie es aber so, dass Liebe, Anerkennung und Zuneigung von guten Noten abhängig sind. Und eben das kann in Kombination mit anderen Faktoren dazu führen, dass sie sich gestresst und überfordert fühlen. „Bei Mädchen äußert sich das meist in psychosomatischen Beschwerden wie Bauchweh oder Kopfschmerzen. Bei Buben hingegen sind ein gestiegenes Aggressionspotential sowie Hyperaktivität deutliche Alarmzeichen“, weiß Plath auch aus ihrer langjährigen Erfahrung als Beratungslehrerin. Probleme beim Ein- und Durchschlafen lassen ebenfalls auf innere Unruhe und Ängste schließen. Mit ein paar einfachen Erziehungstipps bessert sich das oft. Wichtig ist es zum Beispiel, den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen.
Erziehungstipps: Auszeiten von der Schule schaffen
Dreht sich alles um die Schule, wird diese schnell zum Feindbild – sowohl bei Kindern als auch bei Eltern. Wichtig seien daher fixe Zeiten, in denen nicht über die Schule gesprochen wird. Zeiten in denen als Familie gemeinsam gelacht und gemeinsam etwas erlebt wird. „Spaß, Freude und Lebendigkeit dürfen keinesfalls zu kurz kommen“, betont die Psychotherapeutin. Dazu braucht es meist nicht viel. In die Natur gehen, sich bewegen und Zeit bewusst zusammen verbringen. „Genau von diesen Erlebnissen erzählen mir dann viele Kinder, weil sie einprägsam, schön und stressfrei waren.“
Freizeit bedeutet freie Zeit
Auch in der Freizeit ist weniger oft mehr. Neben Fußballtraining, Musikunterricht und Schwimmtraining darf auch Zeit zum Chillen, Trödeln und Nichtstun bleiben. „Klar machen den Kindern die Aktivitäten Spaß. Aber sie empfinden es trotzdem als verplante Zeit“, weiß Plath: „Freizeit ist für Kinder jene Zeit, über die sie frei bestimmen können.“
Eva Plath arbeitet als systemische Familientherapeutin in der Stadt Salzburg und in Seekirchen. Sie ist außerdem seit neun Jahren als Beratungslehrerin in Pflichtschulen tätig und unterstützt und begleitet SchülerInnen sowie ihr Umfeld bei sozialen und emotionalen Anforderungen.