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Nachhaltiger Reisen: Zehn Tipps für den Urlaub
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Neue Wege

Nachhaltiger Reisen: Zehn Tipps für den Urlaub

Fernweh meets Umweltbewusstsein: ein Dilemma für viele, die etwas von der Welt sehen möchten. Die gute Nachricht: Nachhaltiger Reisen ist möglich. Lesen Sie unsere zehn Tipps.
Nachhaltig Reisen betrifft nicht nur ökologische Aspekte: Tourismus hat auch soziale, kulturelle und ökonomische Auswirkungen auf die Bevölkerung vor Ort – und nicht zuletzt auf uns, die Reisenden selbst. Wie kann es gelingen, unseren Urlaub möglichst verträglich für Umwelt, Mensch und Tier zu gestalten?

1. Flugreisen vermeiden

Nachhaltiger Urlaub beginnt schon bei der Anreise: 75 Prozent der touristischen CO₂-Emissionen entfallen allein auf den Transport. Eine einzige Flugreise kann schon mehr schädliche Klimagase erzeugen, als man sonst im ganzen Jahr verursacht. Generell gilt: je langsamer die Fortbewegungsart, umso schonender für die Umwelt. „Terran“ lautet das neue Schlagwort, das sich für das Reisen ohne Flugzeug etablieren soll. An viele Destinationen gelangt man auch mit dem (Nacht-)Zug, dem Bus oder dem Fahrrad. Wer sein Urlaubsziel nur über den Luftweg erreichen kann, bucht zum Ticket am besten gleich eine CO₂-Kompensation dazu. Diese Maßnahme ist zwar unter Expertinnen und Experten umstritten, aber immerhin besser als nichts.

2. Länger vor Ort bleiben

Je weiter weg die Reise geht, umso länger sollten wir bleiben. Statt mehrmals im Jahr für ein paar Tage oder nur ein Wochenende wegzufahren, lieber einen längeren Trip am Stück einplanen. Das ist nicht nur umweltfreundlicher, der Urlaub wir dadurch auch erholsamer. Denn Jetlag und langes Unterwegssein sind für den Körper sehr anstrengend. Die Faustregel des World Wide Fund for Nature (WWF) lautet: Ab 700 Kilometern sollten mindestens acht Tage drin sein, ab 2.000 Kilometern sogar 15 Tage.

3. Destinationen abseits der Hotspots finden

Wer sich auf Reiseziele jenseits des Massentourismus einlässt, wird in den allermeisten Fällen positiv überrascht. Das kann die überschaubare Kleinstadt in der Nähe der vielbesuchten Millionenmetropole sein oder ein Land, das seinen Ruf als Geheimtipp noch verdient. Wen es dennoch zu den touristischen Hotspots zieht, der wählt klugerweise die Nebensaison. Das entlastet vor allem die einheimische Bevölkerung – und oft auch den eigenen Geldbeutel.

4. Nachhaltige Unterkünfte buchen

Umweltbewusste Urlauber wählen ihre Unterkunft nicht nur nach Preis und Ausstattung, sondern auch danach, wie verträglich sie für Umwelt und Mensch ist. Folgende Fragen helfen dabei: Wie groß ist die Unterkunft und wie ist sie erreichbar? Wer ist der Betreiber? Wie ist das Verhältnis von Bettenangebot und Einwohnerzahl? Kleine, inhabergeführte Hotels, Bauernhöfe und Campingplätze (am besten noch mit Bio-Zertifikat) gehen bewusster und sparsamer mit Ressourcen um und sichern die Wertschöpfung vor Ort – anders als internationale All-inclusive-Hotelketten.

5. Den Koffer klug und leicht packen

Es klingt nach einer Kleinigkeit, ist aber wichtig: Beim nachhaltigen Reisen ist umweltfreundliches Kofferpacken ein Muss. In vielen Ländern gibt es keine Infrastruktur, um Sondermüll zu entsorgen. Batterien und ähnliche Problemstoffe sollten daher daheimbleiben oder wieder mitgenommen werden. Was hingegen gerne ins Gepäck darf: Naturkosmetik, die die Abwässer nicht belastet, Sonnencreme, die Korallenriffe schont und die Trinkflasche zum Wiederbefüllen (wenn es in ein Land mit sicherer Trinkwasserversorgung aus der Leitung geht). Nicht zu vergessen: Je schwerer der Koffer, umso mehr CO₂ fällt auf der Fahrt in den Urlaub an.

6. Vorbildlich handeln wie zu Hause

Sich im Urlaub etwas gönnen und auf nichts verzichten wollen – so nachvollziehbar diese Einstellung ist, umweltfreundlich ist sie nicht. „Think global, act local“ gilt nicht nur daheim, sondern auch in der Ferne. Bedeutet im Urlaub: Sich am Buffet nur so viel nehmen, wie man essen kann, Müll vermeiden, nicht übermäßig Wasser verschwenden, Strom sparen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, in kleinen Läden statt internationalen Ketten shoppen, statt Souvenirs „made in China“ lieber handgefertigte, im Urlaubsland hergestellte Mitbringsel kaufen, in einheimischen Restaurants speisen und landestypische, saisonale Gerichte bestellen. Damit unterstützen wir nicht nur die Umwelt, sondern auch gleich noch die lokale Wirtschaft.

7. Sich gut auf die Reise vorbereiten

Nachhaltig Reisen ist nicht nur verträglich für die Umwelt, sondern auch für die Bevölkerung vor Ort. Wer sich über soziale Konventionen und Besonderheiten informiert und dazu noch ein paar Wörter oder Sätze in der Landessprache lernt, macht einen guten Anfang. Gute Urlaubsvorbereitung geht aber noch viel weiter, wie Maria Kapeller in ihrem Buch „Lovely Planet. Mit dem Herzen reisen und die Welt bewahren“ (Kremayr & Scheriau, 2022) ausführt: „Wie berichten Qualitätsmedien über die Zustände und Vorkommnisse im Land? Was schreiben die örtlichen Medien? Wie äußern sich Menschenrechtsorganisationen und andere Nichtregierungsorganisationen?“ So kann man sich einen ganzheitlichen Eindruck von seinem Reiseziel verschaffen, rät die Journalistin und Gründerin des Online-Reisemagazins www.kofferpacken.at.

8. Anderen Kulturen und Menschen mit Respekt begegnen

Wertschätzung gegenüber anderen Menschen kann man auf viele Arten ausdrücken: Sei es durch ein angemessenes Trinkgeld, ein spendiertes Busticket oder indem man um Erlaubnis bittet, bevor man Fremde fotografiert. Als Urlauber sollte man versuchen, die besuchten Orte und Menschen so zu behandeln, als würde man selbst dort leben. Auch Dankbarkeit spielt beim nachhaltigen Reisen eine große Rolle, wie Maria Kapeller betont: „Wer im Alltag seine Dankbarkeit trainiert, nimmt diese Haltung auch vermehrt auf Reisen ein. Und auch beim Unterwegssein lässt es sich üben, dankbar zu sein. Etwa, indem man ein Reisetagebuch führt, sich mit einer handgeschriebenen Karte beim Hotelpersonal bedankt oder der Rangerin für ihre Arbeit im Nationalpark wertschätzende Worte schenkt.“


9. Den Urlaub – und den Alltag zu Hause – entschleunigen

Besonders Städtetrips verleiten dazu, die Urlaubszeit mit Stress und einer To-do-Liste vollzupacken: Noch eine Sehenswürdigkeit, noch ein Must-see abhaken, damit sich der Urlaub richtig auszahlt. Dabei sind es oft ganz andere Settings, in denen wir ein Gespür für ein Land, eine Stadt bekommen. Wie wäre es, einfach mal einen Nachmittag im Straßencafé zu sitzen und das vorbeirauschende Leben auf sich wirken zu lassen? Oder eine Stadt gänzlich zu Fuß zu erkunden und so ganz besondere, authentische Eindrücke zu sammeln?

Nachhaltiger Urlaub hat aber auch ganz viel mit unserem Leben zu Hause zu tun, wie Maria Kapeller aufzeigt: „Urlaub, so scheint es, ist ein Grundrecht, das uns ein Stück weit von der Last des Arbeitslebens, des Tun-Müssens, des Funktionieren-Müssens, des Leisten-Müssens befreit.“ Wer sich auch im Alltag immer wieder Pausen schafft, baut nicht so einen großen Erholungsdruck auf, der sich dann in einem möglichst perfekten Urlaub entladen muss. Ob Yoga praktizieren, meditieren, ein Instrument spielen oder (wer es sich leisten kann) seine Arbeitszeit reduzieren – entlastende Pausen sind wichtig für die Lebensqualität.


10. Unser Konzept von Urlaub überdenken

Viel Reisen und Konsumieren sind in unserer Gesellschaft mit Prestige verbunden – umgekehrt werden weniger Konsum und Mobilität häufig mit Verzicht gleichgesetzt. Das ist laut Maria Kapeller problematisch: „Unser aktuell gepflegter Lebensstil zwingt uns zu Entbehrungen auf viel elementarer Ebene: Wir geben unseren Anspruch auf genügend Zeit und weniger Stress, saubere Luft, eine intakte Umwelt und eine enkeltaugliche Zukunft auf.“ Sie plädiert für mehr Gelassenheit, Entschleunigung und Gewinn durch emotionalen Reichtum.

Ihr Buch „Lovely Planet“ will Kapeller aber nicht als Versuch, Reisenden ein schlechtes Gewissen zu machen, verstanden sehen. Vielmehr lädt sie dazu ein, sich und sein Urlaubsverhalten kritisch zu hinterfragen: „Was suchen wir beim Reisen – und was finden wir tatsächlich vor? Wer profitiert wirklich von unseren Urlauben? Wie viel von der Art des Tourismus, wie er heute praktiziert wird, verträgt die Welt noch? Und wie finden wir einen Weg, wieder mehr auf Augenhöhe mit den Menschen und der Natur vor Ort zu kommunizieren?“ Wichtige Fragen, die sich jeder stellen sollte, dem nachhaltiges Reisen am Herzen liegt.

Maria Kapeller: Lovely Planet

Mit dem Herzen Reisen und die Welt bewahren.
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