Warum Musik Weihnachten so besonders macht
Die Weihnachtszeit hat ihren ganz besonderen Klang. Aber warum lassen wir uns gerade im Advent so gerne von Liedern mitreißen, denen wir sonst das ganze Jahr über aus dem Weg gehen? Und: Wieso macht Musik Weihnachten überhaupt so besonders?
Wann beginnt die Vorweihnachtszeit? Wenn wir vom Dachboden die Kisten mit der Weihnachtsdekoration holen, wenn wir weihnachtliche Düfte in unser Zuhause einziehen lassen. Und: Wenn selbst eingefleischte Metallica-Fans und Taylor-Swift-Anhänger lautstark die gleichen Lieder singen! Mit der Adventszeit bricht ein Schwall an bereits als Kinder auswendig gelernten Liedern auf uns herein. Noch am Ende des Vorjahres sind wir davon ausgegangen, sie nie wieder singen zu wollen. Trotzdem wäre Weihnachten kein Weihnachten ohne mindestens fünfmal „Last Christmas“ und „All I Want For Christmas Is You“ gehört zu haben.
Denn wenn wir uns in der Vorweihnachtszeit auf etwas verlassen können, dann ist es eine tradierte Abfolge der Gemütszustände von Schock („Ist es schon wieder soweit?) über Vorfreude („Bald ist es soweit!“) bis hin zu Überforderung („Bitte nie wieder dieses Lied!“). Wir erklären, wieso das so ist – und warum Weihnachten so klingen muss, wie es nun einmal klingt.
Wieso wir (zu Weihnachten) nicht auf Musik verzichten können
So wirkt Musik grundsätzlich auf uns
Musik ist weit mehr als Zeitvertreib und Hintergrundbeschallung. Sie tut der Seele gut und produziert Glückshormone. Musik verändert Herzschlag, Blutdruck, Atemfrequenz, Muskelspannung und beeinflusst den Hormonhaushalt des Menschen. Musik verbindet Menschen, erinnert an unvergessliche Momente und schafft eine positive Atmosphäre. Sie kann Schmerzen lindern und wird in der Medizin auch therapeutisch eingesetzt. Musik fördert sogar die Entwicklung von Kindern: Musizierende Kinder lernen besser Fremdsprachen. Menschen, die als Kind regelmäßig Musik gespielt oder gehört haben, brauchen im Alter seltener ein Hörgerät. Die Liste der nachgewiesenen positiven Auswirkungen lässt sich seitens der Wissenschaft ständig erweitern.
Wie das Gehirn Musik verarbeitet
Musik stellt für unser Gehirn eine große Herausforderung dar, denn sie besteht aus einer Vielzahl an sich gleichzeitig ergebenden Informationen. So müssen Tonhöhen, Akkorde und Melodien erkannt und miteinander verglichen werden. Auch die zeitliche Abfolge von Tönen wird erfasst, daraus ergeben sich Takte und Rhythmen. Diese und viele Informationen mehr muss das Gehirn gleichzeitig verarbeiten.
Wieso wir Musik zu Weihnachten lieben
Das limbische System im Gehirn ist für Gefühle zuständig und wird durch Musik angeregt. Klänge lösen also Emotionen aus – auch, weil sie sich mit Erinnerungen und Situationen verbinden können. Bei aller Aversion gegen das ewige „Last Christmas“ und „Jingle Bells“: Musik regt gerade in der Weihnachtszeit ganz viele Erinnerungen an. Denn oft reichen schon wenige altbekannte Töne, um uns in kürzester Zeit die kindliche Vorfreude von früher in Erinnerung zu rufen. So reicht nur ein Weihnachtslied aus, um viele von uns in Weihnachtsstimmung zu versetzen.
Da kann man schon mal Lieder auflegen, die das restliche Jahr über nicht einmal durch die zufällige Wiedergabe der persönlichen Spotify-Playlist in Frage kommen würden. Beim Hören spüren wir das altbekannte Hochgefühl, von dem wir oft nicht genau wissen, woher es kommt und warum es überhaupt da ist. Bis uns die Dauerbeschallung irgendwann zu viel wird und wir uns schwören, dass es das letzte Jahr war, in dem wir lautstark und glückselig auf der Tanzfläche der Weihnachtsfeier „All I want For Christmas Is You“ gegrölt haben.
Dennoch überlistet uns unser Gehirn jedes Jahr aufs Neue. Wenn Sie in Gedanken noch am Strand liegen und es plötzlich im Supermarkt „Last Christmas“ aus den Lautsprechern schallt, überrascht das Gehirn in Sekundenschnelle mit unvorhergesehenen Glücksgefühlen und damit zusammenhängenden Erinnerungen. Und eigentlich finden wir das doch sehr schön.