Zeit als Paar trotz Kind: Minimum 5 Minuten pro Tag!
Eltern sollten ein Liebespaar bleiben. So weit, so bekannt. Aber wie lässt sich Zeit als Paar trotz Kind im Alltag tatsächlich umsetzen? Wir sagen: Mit fünf Minuten We-Time täglich – mindestens!
Bevor die Kinder da sind, ist man ein verliebtes Zweiergespann. Danach wird man zu Mama und Papa. Es heißt zwar: Eltern werden, Liebespaar bleiben. Aber realistisch ist das in den wenigsten Fällen. Meistens bleibt schon keine Zeit für sich selbst, für die Me-Time. Wie soll man da noch Energie bleiben für We-Time? Wie schaffen man mehr Zeit als Paar trotz Kinder (und trotz Kind in Trotzphase…), um die Partnerschaft zu pflegen?
Darf man die We-Time auf Eis legen?
Sarah Buckley Friedberg, Working Mum und Mami-Bloggerin, kritisierte unlängst in ihrem Beitrag „I am an exhausted working mum who’s ready to lean out, not in”, wie sehr die unrealistischen Erwartungen an Mütter und Frauen sie stresst. Der Beitrag ging viral und stieß auf viel Zuspruch.
Also, wie stellt man es nun als Paar an: Zeit als Paar trotz Kinder wirklich auf Biegen und Brechen durchbringen? Auch wenn das gefühlt mehr stresst als hilft? Oder lieber erst einmal eine Auszeit vom Paar-Sein festlegen? Nach dem Motto: Jetzt sind erst einmal die Kinder dran. Das „Wir“ kommt dann irgendwann später wieder. (Von der me-time ganz zu schweigen.)
Wir haben bei zwei Experten in Österreich nachgefragt. Die Antwort lautet unisono: Nein. Man darf das Paarleben trotz Kinder nicht einfach links liegen lassen. Sowohl Beziehungscoach Dominik Borde als auch Paar- und Elterncoach Sandra Teml-Jetter sind sich darüber einig. Brode ist sogar der Meinung: „Eltern zuerst, dann die Kinder! Der Nachwuchs sollte nicht Priorität vor einer Liebesbeziehung haben.“
Warum Zeit als Paar trotz Kind wichtig ist
Expertin Sandra Teml-Jetter ist überzeugt: We-Time hilft, sich immer wieder neu zu sortieren und in der Beziehung neu zu kalibrieren. Bei der Zeit als Paar kann eine Kurskorrektur vorgenommen werden, „Inventur“ gemacht werden, innegehalten werden. Momente der Begegnung werden geschaffen, Unausgesprochenes kann ans Licht gebracht werden. Wer sich selbst und seine Paarbeziehung pflegt, trägt damit auch zu einem gelungenen Familienleben bei. „Alles andere ist ein Irrglaube und dreht am falschen Rad“, so Teml-Jetter.
Was passiert, wenn die We-Time fehlt
Paare, die sich wegen der Kinder keine Zeit mehr für Zweisamkeit nehmen, bringen die Beziehung langfristig in Gefahr. Beziehungscoach Borde meint: „Wer den Gefühlen, den Bedürfnissen, dem Herzen seines Partners über längeren Zeitraum gegenüber unachtsam ist, braucht sich nicht wundern, dass die Liebe schwindet und statt Zuneigung Abneigung wächst.“
Wie realistisch ist die Zeit zu zweit im Alltag?
Trotz Jause richten, Schulaufgaben lösen, Wäsche waschen und Co. noch Zeit füreinander zu haben, scheint vielen Paaren im Alltag unmachbar. Das wissen auch die Coaches. Trotzdem: „Zeit für sich und Zeit als Paar passiert nicht einfach“, sagt Teml-Jetter. Man muss aktiv etwas dafür tun. Brode empfiehlt, keine Ausreden gelten zu lassen, wenn es um die gemeinsame Paarzeit geht. „Denn Paare, die kaum Zeit miteinander verbringen oder auch wenig Sex miteinander haben, entfremden sich zunehmend.“
Vor der We-Time kommt die Me-Time
Zeit zu zweit als Paar ist also trotz Kind unerlässlich. Aber, noch viel wichtiger: Die Voraussetzung dafür ist, dass es einem selbst gut geht. „Solange mein Me-Tank nicht voll ist, macht es keinen Sinn, in die We-Time zu gehen“, sagt Teml-Jetter.
Das heißt: Anstatt krampfhaft romantische Dates zu vereinbaren, sollte man in erster Linie aufs eigene Wohlbefinden schauen: Sport machen, sich mit Freundinnen treffen oder einfach mal abends vor dem Fernseher einschlafen. Die We-Time kann dann vorübergehend auch einmal ausgespart werden – freilich nicht für immer.
Gelingt das Schauen auf sich selbst, kommt die wichtige Zeit als Paar dran. Denn, so die Expertin: „Erst wenn ich den Kontakt zu mir habe, bei mir bin, kann ich mich dem anderen zuwenden.“
Wie kann die gemeinsame Paarzeit klappen?
Neben Disziplin braucht es eine gute Planung, um Zeit zu zweit trotz Kind zu haben. „Die Häufigkeit ist sekundär. Wichtig ist noch immer die Intensität und die Qualität“, sagt Brode. Dabei sollten auch Themen abseits der Kinder Platz haben. Da hilft es schon, den anderen einfach zu fragen, wie es ihm geht. „Um dann auch zuzuhören, zu spüren, wo sein Partner steht, was ihn bewegt, was er ersehnt, erhofft, wovon er träumt, was ihn ängstigt und was ihn beflügelt.“ Sein Tipp: Allein diese Frage jeden Tag zu stellen, sei eine Art „5-Minuten-Mini-We-Time“ und ein wunderbares Ritual.