Intimpflege bei Frauen: Das müssen Sie wissen
Von wegen „Schambereich“: Die Zeit des Schämens ist passé – und ganz praktische Sach-Info gefragt. Das Wichtigste über die Intimpflege der Frau erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
- Intimpflege: Was verschafft Linderung bei Entzündungen und Juckreiz?
- Auffälliger Geruch – was steckt dahinter?
- Was hilft bei Trockenheit im Intimbereich?
- Schonende Intimpflege: Wie kann man Pickel und Rötungen nach der Rasur vermeiden?
- Wie kann man die Vaginaflora und gesunder Ernährung unterstützen?
Female Wonderland nennen manche den weiblichen Intimbereich auch – passend denkt man, wenn man mehr über den komplexen Mikrokosmos der Vaginalflora erfährt. Bevölkert von gutartigen Bakterien (100 Millionen pro Milliliter Scheidensekret!), bildet die dicke Schleimhaut einen einzigartigen Schutzwall gegen schädliche Bakterien, Pilze und Viren. Während alle anderen Körperstellen bei einem pH-Wert von 5,5 liegen, kultiviert das Scheidenmilieu einen sauren Wert von unter 4,5, der es unmöglich für Keime macht, sich zu vermehren. Im Normalfall braucht das empfindliche Mikrobiom nur eine tägliche Pflege mit warmem Wasser. Gerät es allerdings aus dem Gleichgewicht, geht dies mit einigen Beschwerden einher. Wir erklären, was hilft.
Intimpflege: Was verschafft Linderung bei Entzündungen und Juckreiz?
Keine Sorge, Rötungen oder Juckreiz können gelegentlich auch ohne Grund auftreten und vergehen meist schnell von selbst. Bleiben die Symptome, lassen sie sich oft mit Hausmitteln lindern. Dazu gehört ein Bad in lauwarmem Wasser, dem 100 ml Apfelessig oder ein Säckchen mit Haferflocken beigegeben wurde – bei ersterem hilft die Säure, den pH-Wert wieder herzustellen; die Flocken enthalten stärkende Vitamine und Spurenelemente. Außerdem können rezeptfreie Cremen mit Wirkstoffen wie Milchsäure helfen, das Scheidenmilieu wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Atmungsaktive Slips aus Baumwolle sind das A und O, denn Brennen und Juckreiz können auch von zu enger Kleidung ausgelöst werden (immer bei 60 °C waschen, um Keime abzutöten). Treten die Beschwerden trotz allem weiter auf, empfiehlt sich ein Besuch bei der Gynäkologin.
Auffälliger Geruch – was steckt dahinter?
Klargestellt: Geruch ist ganz normal und verändert sich innerhalb des Zyklus. Auch nach dem Sex kann dies passieren, da der Kontakt mit Sperma den pH-Wert der Vaginalflora kurzzeitig erhöht. Übermäßiger Geruch lässt sich meist einfach reduzieren, indem man ein Kondom benutzt; direkt nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette geht; die V-Zone täglich mit warmem Wasser oder sanften Intimwaschlotions reinigt; nach dem Sport zügig die Kleidung wechselt und auf atmungsaktive Baumwollunterwäsche umsteigt. Ist die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht geraten, können Milchsäure-Cremen sie dabei unterstützen, den normalen pH-Wert wieder herzustellen. Hält der übermäßige Geruch länger als eine Woche an und tritt in Kombination mit Brennen oder Juckreiz auf, dann ab zum Arzt! Es könnte sich um eine bakterielle Vaginose handeln.
Was hilft bei Trockenheit im Intimbereich?
Vaginale Trockenheit betrifft im Laufe ihres Lebens die meisten Frauen. Besonders oft tritt sie in Zeiten von hormonaler Schwankung auf, etwa während Schwangerschaft und Stillzeit oder in den Wechseljahren. Aber auch übermäßige Intimpflege oder Stress können Auslöser sein. So vielfältig wie die Ursachen sind auch die Behandlungsmethoden: Es gibt z. B. spezielle, hormonfreie Feuchtcremen, die auf den pH-Wert des Scheidenmilieus abgestimmt sind und die Schleimhaut geschmeidig halten. Aber auch Hausmittel können Linderung verschaffen. Olivenöl sowie zehnminütige Sitzbäder in lauwarmem Essigwasser helfen oft, das Scheidenmilieu wieder herzustellen. Während der Periode ist es außerdem ratsam, statt Tampons, die neben Blut auch Scheidensekret aufsaugen, eine Menstruationstasse zu nutzen. „Bei älter werdenden Frauen steckt häufig Östrogenmangel hinter vaginaler Trockenheit“, erklärt Gudrun Lorenz-Eberhardt, Fachärztin für Frauenheilkunde in Graz und Heiligenkreuz. „Dieser kann sowohl hormonell mit Östrogen-Cremen und Vaginalzäpfchen als auch pflanzlich mit Salben, Cremen und Zäpfchen mit Soja, Lavendel oder Cannabidiol behandelt werden.“
Schonende Intimpflege: Wie kann man Pickel und Rötungen nach der Rasur vermeiden?
Bei der Intimrasur sollten immer speziell für den Bereich entwickelte Produkte verwendet werden, denn normales Duschgel kann die Haut reizen und Rötungen und kleine Pickel hervorrufen. Tipp für besonders empfindliche Hauttypen: Einfach die Rasierrichtung umstellen. Anstatt wie üblich gegen die Wuchsrichtung zu rasieren, hilft es, die Klinge mit der Haarwuchsrichtung sanft und mit wenig Druck zu führen. Diese Technik verringert das Risiko für Irritationen, denn die Stoppeln können leichter heraus, wachsen nicht ein oder entzünden sich. Wichtig: Regelmäßig die Klinge wechseln! Stumpfe Klingen ziehen an den Haaren und entfernen sie ineffizient. Besonders schonend ist es außerdem, die Rasur unter der Dusche durchzuführen. Die Härchen gründlich einweichen. So schwellen die Blutgefäße an und die Klinge kann leichter über die Haut gleiten. Fans von Trockenrasur erzielen denselben Effekt, in dem sie einen warmen, nassen Waschlappen einige Minuten lang auflegen. Nach der Rasur die Intimzone sanft abtrocknen, denn in einem feuchten Milieu können sich Bakterien oder Pilze schnell vermehren. Danach mit einem milden Aftershave ohne Duftstoffe eincremen.
Wie kann man die Vaginaflora und gesunder Ernährung unterstützen?
Nikotin, Alkohol und Zucker gilt es bei Infektionen im Intimbereich zu vermeiden, da sie die Vermehrung von schädlichen Bakterien oder Pilzen fördern. Für eine gesunde Vaginalflora sorgen Leinsamen und Soja-Lebensmittel wie Edamame oder Tofu. Sie sind reich an Phytoöstrogenen, die fehlendes Östrogen ergänzen können. Präbiotische Lebensmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, Lauch, Joghurt, Kimchi, eingelegtes Gemüse oder Sauerkraut sowie Nüsse, Olivenöl und Avocado, die gesunde Fette enthalten, tragen zu einem konstanten Östrogenspiegel bei. Und, ganz klassisch, es empfiehlt sich der regelmäßige Genuss von Äpfeln: Sie sind reich an sekundären Pflanzenstoffen, die durchblutungsfördernd wirken und so auch den Intimbereich unterstützen.