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Sectio Bonding: Körperkontakt nach dem Kaiserschnitt
Text: Anna-Maria Esch, Eva Pohn
Lesedauer: min
Körperkontakt

Sectio Bonding: Körperkontakt nach dem Kaiserschnitt

Auf einmal ist es da – das kleine Wesen, auf das man 40 Wochen gewartet hat. Jetzt möchte man es festhalten, beschnuppern, ihm Nähe schenken. Und dabei einen ganz bedeutenden Meilenstein setzen: das Bonding (Englisch für „Verbindung“). Es beschreibt den ersten Körperkontakt zwischen Neugeborenem und Mutter. Wir verraten, wie Bonding nach einem Kaiserschnitt, in der Fachsprache „Sectio Bonding“ genannt, am besten funktioniert.

Was passiert beim Bonding?

Beim Bonding wird das nackte Baby bereits in den ersten Lebensminuten auf die Brust der Mutter gelegt. Es nimmt ihren Herzschlag, die Wärme und den Duft wahr. Hebamme Maria-Anna Göttlicher erklärt: „Säuglingen fällt die Anpassung an die Außenwelt durch das Bonding viel leichter: Sie weinen weniger und ihre Körpertemperatur sowie ihr Blutzuckerspiegel regulieren sich besser. Die Mutter profitiert zugleich von einer erhöhten Ausschüttung von Oxytocin. Dieses Hormon regt wiederum den Milchspendereflex an und begünstigt das Zusammenziehen der Gebärmutter – was für die Rückbildung fundamental wichtig ist.“

Wie lange dauert Bonding?

Bonding sollte nicht als Ereignis verstanden werden, für das es nur ein bestimmtes, kurzes Zeitfenster gibt. Bonding ist ein Prozess, der Zeit braucht. Er beginnt mit der ersten Begegnung nach der Geburt – dann, wenn man zum ersten Mal intensiv miteinander kuschelt und die Nähe zueinander Haut an Haut spürt. Das folgende erste Lebensjahr ist für die Eltern-Kind-Bindung eine sensible Phase. In einer liebevollen Familie lernt das Baby jeden Tag, dass es gut aufgehoben ist und es nichts zu befürchten hat. Und genau genommen, beginnt das Knüpfen des Liebesbands schon in der Schwangerschaft.

Wie funktioniert Sectio Bonding?

Viele Mütter fragen sich, wie schneller Hautkontakt gelingen kann, wenn zunächst die Kaiserschnittwunde genäht werden muss? „Im Idealfall beginnt der Prozess des Bondings gleich im OP-Saal“, weiß Hebamme Maria-Anna Göttlicher. Der Säugling wird nackt und bäuchlings, quer auf der Brust der Mutter platziert. Sein Kopf zeigt in Richtung einer der Brustwarzen. Eine Hebamme deckt das Neugeborene mit vorgewärmten Handtüchern zu. Manche Kliniken verwenden zudem ein Bonding-Top oder -Tuch für die Mutter, in welches das Baby gelegt wird. Während Mama und Kind kuscheln, wird die Naht am Bauch versorgt. „In fortschrittlichen Kliniken wird auch die Erstuntersuchung des Neugeborenen direkt auf der Brust durchgeführt. In dieser Position startet das Baby idealerweise selbst die klassischen Bonding-Schritte: Es bewegt sich mehr, vermehrte Speichelbildung tritt auf und oft beginnt es schon an der eigenen Hand zu saugen, bevor es die Brustwarze entdeckt“, so die Hebamme.

Kann man Bonding nachholen?

Nicht immer gelingt Sectio Bonding wie gewünscht. Viele Mütter, die ihr Baby per Kaiserschnitt auf die Welt bringen, hadern mit der Tatsache, dass sie das Bonding womöglich verpasst haben. Doch der Beginn des Bondings lässt sich auch zuhause noch nachholen. Am besten mit einem Bonding-Bad. In angenehmer Atmosphäre wird das Baby in warmem Wasser gebadet. Danach legt die Mutter es nass und nackt auf ihre nackte Brust und deckt es warm zu. Gut eingehüllt, kann so der Moment der Ankunft gemeinsam nachempfunden werden. Ein Bonding-Bad lässt sich beliebig oft wiederholt.

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