PMDS: Das müssen Sie über die schwere PMS-Form laut Expertinnen wissen
Jede zwanzigste Frau ist monatlich von PMDS, der prämenstruellen dysphorischen Störung, betroffen. Die schwerere Form von PMS macht sich durch starke psychische und physische Symptome bemerkbar und kann Betroffene in ihrem Privatleben und Beruf stark einschränken. Wir haben mit zwei Expertinnen über Therapieansätze, Ursache und Diagnose gesprochen.
Unsere Expertinnen
Prof. Dr. Christine Kühner ist Psychotherapeutin und außerplanmäßige Professorin für klinische Psychologie und Psychotherapie an der medizinischen Fakultät Mannheim. Für diesen Beitrag erklärt sie ACTIVE BEAUTY die psychische Seite von PMDS, der prämenstruellen dysphorischen Störung.
Dr. Eva Lunzer-Mühl ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Praxis in Salzburg. Sie legt großen Wert auf ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen ihr und den Patientinnen. Besonders wichtig ist ihr, „junge Mädchen bei Fragen zur First Love zu begleiten“. Antworten dazu und zu vielen weiteren Themen wie Verhütung, Schwangerschaft und Sexualität gibt sie in der Videoserie „ACTIVE BEAUTY Frauensprechstunde“ auf activebeauty.at. Für diesen Beitrag erklärt sie ACTIVE BEAUTY die prämenstruellen dysphorischen Störung PMDS aus gynäkologischer Sicht.
Was ist PMDS?
Das Kürzel PMDS steht für eine prämenstruelle dysphorische Störung: Fünf bis sieben Prozent aller Frauen leiden vor ihrer Periode unter schweren psychischen und physischen Symptomen, die es unmöglich machen, den Alltag zu bewältigen. „PMDS kann jederzeit zwischen der ersten Periode und der Menopause auftreten, besonders nach dem Absetzen der Pille oder nach einer Geburt. Häufig verläuft es chronisch oder wiederkehrend“, erklärt Prof. Dr. Christine Kühner, Psychotherapeutin und außerplanmäßige Professorin für klinische Psychologie und Psychotherapie an der medizinischen Fakultät Mannheim.
Diese Symptome sind typisch für PMDS
„Frauen, die unter PMDS leiden, kämpfen in der zweiten Zyklushälfte vor allem mit depressiven Verstimmungen, Gereiztheit, Weinerlichkeit, nicht selten auch mit Wut und Aggression. Oft fühlen sich Frauen mit PMDS dann wie ein anderer Mensch oder werden von ihrem Umfeld so wahrgenommen. Mit Einsetzen der Periode klingen die Beschwerden wieder schlagartig ab“, erläutert die Gynäkologin Dr. Eva Lunzer-Mühl.
Während die Symptome von PMS eher ein unspezifisches Symptombild ergeben, setzt sich das prämenstruelle dysphorische Syndrom aus spezifischen Diagnosekriterien zusammen:
- Starke Stimmungsschwankungen
- Reizbarkeit bis zu Wut, Aggression und Streitsucht
- Ausgeprägte Angst
- Anspannung
- Depressive Niedergeschlagenheit
- Antriebslosigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Heißhungerattacken
- Gefühle von Überforderung
- Wassereinlagerungen
- Brustspannen
„Etwa 15 % der Frauen leiden an einer leichten Form, sie und das Umfeld können gut damit leben. Bei etwa 5–7 % ist die Störung so stark ausgeprägt, dass die Bewältigung des Alltags in der zweiten Zyklushälfte kaum möglich erscheint. Nicht selten ziehen sich Frauen in dieser Phase zurück, sind weinerlich und massiv gereizt. Konzentrationsschwäche und mangelndes Selbstwertgefühl kommen häufig dazu“, erfahren wir von Dr. Lunzer-Mühl.
Im Video-Interview erzählt die Gynäkologin Dr. Eva Lunzer-Mühl alles über PMDS-Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten im Detail:
Wie wird PMDS diagnostiziert?
Betroffene Frauen haben oft einen längeren Leidensweg hinter sich, bevor sie die richtige Diagnose erhalten – denn PDMS ist vielen Behandelnden noch nicht bekannt. „Hilfreich ist, einen Zykluskalender über zwei oder drei Zyklen zu führen“, empfiehlt Expertin Christine Kühner (zum Runterladen unter pmds.team). „Durch die Auswertung des Kalenders lässt sich PMDS von anderen Erkrankungen wie einer Depression oder Angststörung abgrenzen, die sich ebenfalls häufig direkt vor der Periode verschlechtern.“
Besteht der Verdacht, dass PMDS vorliegt, sollten Sie sich an Ihre Gynäkologin oder Ihren Gynäkologen wenden.
Was löst PMDS aus?
„Wir gehen davon aus, dass es sowohl biologische als auch soziale und psychische Ursachen gibt. Hauptauslöser von PMDS ist eine erhöhte Sensibilität gegenüber den normalen Schwankungen der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron in der zweiten Zyklushälfte. Betroffene haben eine normale Hormonaktivität, reagieren jedoch empfindlicher auf die Schwankungen“, beschreibt Kühner. „Möglicherweise können auch Traumata in der Kindheit eine Rolle spielen.“
Was kann man gegen PMDS tun?
Die Behandlungsmethode hängt vom Schweregrad ab. Bei leichteren Symptomen kann bereits die Umstellung des eigenen Lebensstils unterstützend wirken:
- geregelter Tag-/Nachtrhythmus
- gesundes Essen
- Bewegung
- Verzicht auf Alkohol und Nikotin
- Selbsthilfe-Strategien
- Achtsamkeitsübungen
- Schlafhygiene und ausreichend Schlaf
- Entspannungsmethoden
- Ruhephasen und Stressreduktion
- Die Einnahme von Mönchspfeffer oder Calcium (nach Absprache mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen)
Zusatztipp: Erfahren Sie hier alles über PMS: Symptome richtig behandeln.
Bei schwereren Ausprägungen hilft nur professionelle Unterstützung. Hier wird auf folgende Behandlungsmethoden gesetzt:
- SSRI, also Antidepressiva, die einen positiven Einfluss auf den Serotoninspiegel haben.
- Die Pille mit möglichst kurzer hormonfreier Dauer oder gar keiner Pillenpause: „Oftmals hilft die Einnahme eines oralen Kontrazeptivums, damit die Beschwerden abklingen. Hier empfiehlt sich am ehesten die Einnahme im Langzyklus (ohne Pillenpause), um ein Absinken der Sexualhormone und somit ein Triggern der Beschwerden zu vermeiden“, klärt Dr. Lunzer-Mühl auf.
- Eine Psychotherapie (begleitend zu den anderen Behandlungsmethoden) mit dem Fokus auf Verhaltenstherapie und Entspannungstechniken.