Prostata: Das sollten Männer über sie wissen
Über 40 Prozent der über 60-jährigen Männer leiden an einer vergrößerten Prostata. Und auch junge Männer ab 40 Jahren sollten sich mit der Drüse im männlichen Körper vertraut machen. Was steuert die Prostata? Warum ist sie für die Männergesundheit so entscheidend? Und wie sorgt man am besten vor? Wir haben eine Expertin anlässlich des Monats der Männergesundheit November um Fakten zum Männerorgan gebeten.
Dr. Andrea Gnad ist Fachärztin für Urologie, Andrologie und Sexualmedizin. ACTIVE BEAUTY erklärt sie alles über die Prostata und die richtige Vorsorge.
Wie sieht die Prostata aus und wo liegt sie?
„Die Prostata sitzt tief im Becken des Mannes, unterhalb der Blase und grenzt seitlich an den Mastdarm“, klärt Dr. Andrea Gnad, Fachärztin für Urologie, Andrologie und Sexualmedizin, auf. „Die Harnröhre verläuft mitten durch die Prostata und in diesen Abschnitt der Harnröhre münden die Samenblase und der Samenleiter.“Bei jungen Männern ist die Drüse „etwa kastaniengroß“, sagt Dr. Gnad. Dabei bleibt es jedoch nicht. Die Prostata nimmt mit dem Alter an Umfang zu und kann im Laufe des Lebens „auf die Größe einer Mandarine oder Grapefruit anwachsen“.
„Bei jedem Mann kommt es im Laufe der Jahre zu einem geringen bis starken, jedoch gutartigem Wachstum der Drüse. Das kann Beschwerden beim Wasserlassen verursachen.“ In sehr vielen Fällen ist die Vergrößerung der Prostatagutartig, bereitet den Männern aber trotzdem Probleme. Verkleinert werden kann die Prostata bei schmerzhaften Symptomen oder Problemen nur chirurgisch. „Dabei wird ein Teil der Prostata durch die Harnröhre abgetragen.“ Dies wird vor allem dann gemacht, wenn die Prostata extrem auf die Harnröhre drückt und das Urinieren erschwert und dadurch immer wieder Entzündungen entstehen. „Auch eine medikamentöse Verkleinerung ist möglich, hat aber durchaus Nebenwirkungen, weil dabei in den Testosteronhaushalt eingegriffen wird. Diese Art der Behandlung kommt eher bei älteren Männern zum Einsatz.“
Was ist die Aufgabe der Prostata?
„Die Prostata dient als Fortpflanzungsorgan“, erklärt die Urologin. „Die Enzyme in dem von ihr produzierten Sekret bringen die Spermien zum Schwimmen und liefern die für die Befruchtung notwendige Energie. Das Ejakulat des Mannes ist eine Mischung von Spermien aus den Hoden und dem Sekret aus der Prostata und der Samenblase.“Die Prostata hat aber auch eine wichtige Haltefunktion – ein Grund, warum Krebspatienten, denen die Prostata gänzlich entfernt wird, oft über Inkontinenz klagen. „Bei Frauen sorgt der Beckenboden dafür, dass sie nicht inkontinent sind. Männer haben Prostata und Beckenboden, sind es aber nicht gewohnt, den Beckenboden auch einzusetzen. Nach einer Operation können Männer durch gezieltes Training lernen, ihre Kontinenz durch Einsatz ihres Beckenbodens wiederzuerlangen“, so Dr. Gnad.
Bei welchen Beschwerden sollte man zum Arzt gehen?
Es gibt Symptome, die auf eine Erkrankung der Prostata hindeuten und auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden sollten. Dazu zählen:- vermehrter Harndrang bei geringerer Urinmenge
- Schmerzen beim Wasserlassen oder der Erektion/Erektionsstörungen
- verändertes Ejakulat (z.B. blutig)
- schmerzende Prostata oder Schmerzen im unteren Rücken
- plötzliche, unfreiwillige Gewichtsabnahme
- geschwollene, schmerzhafte Lymphknoten
- Selbstverständlich können diese Symptome verschiedenste Ursachen haben und müssen nicht mit einer schwerwiegenden Erkrankung zusammenhängen. Es ist aber auf jeden Fall ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin zu konsultieren.
Wie sorgt Mann am besten vor?
So wie Frauen – spätestens mit dem Einsetzen der Menstruation – den Besuch bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen einplanen, sollten auch Männer ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Laut Dr. Gnad sind dabei folgende Punkte besonders wichtig:1. Regelmäßig zur Vorsorge-Untersuchung: „Wenn man erblich vorbelastet ist, sollte man ab 40, ansonsten ab 45 Jahren jährlich zur Prostatauntersuchung. Das Intervall kann aber der Arzt oder die Ärztin individuell festlegen, je nach PSA-Wert. Dieser Wert misst das prostataspezifische Antigen (PSA) im Blut. Dieses wird von der Prostata produziert und der Wert sollte gewisse Grenzwerte nicht übersteigen. Ist der Wert unter 4, ist in der Regel alles in Ordnung. Bei einem sehr niedrigen PSA-Wert können auch Untersuchungen alle 2–3 Jahre reichen.“ Die Untersuchung des PSA-Wertes ist laut der Ärztin nach wie vor State of the Art. „Der Wert wird durch eine Blutabnahme im Labor bestimmt. Der Wert ist einer der Grundpfeiler der Vorsorge“, erklärt Dr. Gnad.
2. Beobachtung und Dokumentation: Laut Ärztin ist nicht nur der absolute PSA-Wert wichtig, sondern auch der Verlauf der Werte: „Die Messung des PSA-Wertes ist eine Momentaufnahme. Nur die kontinuierliche Beobachtung der PSA-Kurve, also der Verlauf der Werte, gibt langfristig Aufschluss über die Gesundheit. Es ist die Aufgabe der Ärzte und Ärztinnen, diese zu kontrollieren. Sollten Sie den Arzt wechseln, bitten Sie um Ihre Werte bzw. führen Sie selbst Buch.“
3. Tastuntersuchungen durchführen lassen
Auch eine kurze rektale Untersuchung ist Teil des Besuches beim Urologen oder der Urologin. Dabei wird für ein paar Sekunden ein Finger in den After des Mannes eingeführt, um die Größe der Prostata zu ertasten. Dr. Gnad: „Vielen Männern ist diese Art der Untersuchung peinlich und unangenehm, ich kann aber versichern, sie ist nicht schmerzhaft und nach wie vor wichtig in der Krebsvorsorge. Nicht alle Krebsarten sind durch den PSA-Wert zu erkennen – manche kann man nur ertasten. Ich empfehle deshalb allen Patienten auch die Tastuntersuchung.“
Lifestyle-Tipps für eine gesunde Prostata
Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind gut für die (Prostata)Gesundheit. Empfehlenswert sind all jene Nahrungsmittel, die den Hormonhaushalt und damit das Prostatawachstum positiv beeinflussen. Dazu gehören:- Gesunde Fette: Ein erhöhter Fettkonsum wirkt sich negativ auf Prostataerkrankungen aus. Entscheidend ist jedoch, welche Art von Fett konsumiert wird. Gesättigte tierische Fette erhöhen das Krebsrisiko, ungesättigte Fette pflanzlichen Ursprungs senken es. Fleisch, Getreide und Kartoffeln sind die häufigsten Lieferanten ungesättigter Fettsäuren, aber auch Fisch, pflanzliche Öle, Nüsse und Avocados sind Lebensmittel, die reichlich gesunde Fette enthalten.
- Ballaststoffe: Faser- und ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse und Vollkorn-Getreideprodukte senken das Risiko für Prostataerkrankungen.
- Lycopin: Das in Tomaten (und einigen anderen roten Früchten) enthaltene Lycopin zählt zu den Antioxidantien und ist ein Fänger von freien Radikalen. Eine Dosis von ca. 10 mittelgroßen reifen Tomaten pro Woche ist empfehlenswert, um das Prostatakrebsrisiko zu senken.
- Phytoöstrogene: Diese pflanzlichen Stoffe hemmen die körpereigenen Östrogene in ihrer Wirkung. Sie bremsen das Wachstum der Vorsteherdrüse. Man unterscheidet zwischen Flavonoiden (z.B. in Kichererbsen, Sojabohnen und Tee) und den Lignanen (z.B. in Getreideprodukten und Leinsamen).
- Natürliche Heilkräuter: Um die Beschwerden einer bereits vergrößerten Prostata zu lindern, bewährt sich die Heilkraft vom kleinblättrigen Weidenröschen: Einen gehäuften Teelöffel des Weidenröschen-Krauts mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergießen. Fünf Minuten ziehen lassen, morgens und abends eine Tasse trinken. Weitere hilfreiche Extrakte sind jene der Sägezahnpalme oder der Brennnesselwurzel. Auch das Snacken von Kürbiskernen soll die Prostatagesundheit unterstützen.
#Movember – ein Aktionsmonat für die Männergesundheit
Nicht nur, aber besonders im Monat der Männergesundheit November gibt es viele Aktionen, die Männer dazu ermutigen sollen, auf sich zu achten.#movember ist eine jährliche Aktion im November, bei der sich Männer auf der ganzen Welt Schnurrbärte wachsen lassen, um auf wichtige Männergesundheitsthemen aufmerksam zu machen. Der Schnurrbart – auf Englisch Mustache – wird in Kombination mit November zum Wortspiel Movember und bietet einen spielerischen Anstoß, ins Gespräch zu kommen. Und das kann Leben retten. Denn drei Viertel aller Suizide werden von Männern begangen, psychische Probleme werden tabuisiert und Prostatakrebs bleibt häufig unerkannt. Die im australischen Adelaide gegründete Bewegung sammelt vor allem über soziale Netzwerke Spenden für Gesundheits- und Präventionsprojekte.