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Welche Symptome bei Zöliakie? Wir haben eine Diätologin befragt
Text: , Eva Terler
Lesedauer: min
Darmgesundheit

Welche Symptome bei Zöliakie? Wir haben eine Diätologin befragt

Viele Menschen mit Zöliakie Symptomen sind verzweifelt und fragen sich, was sie bei Zöliakie überhaupt noch essen dürfen. Auch die Frage nach der Zöliakie-Diagnose beschäftigt viele. Das liegt vor allem daran, dass meist keine klassischen Beschwerden, wie Durchfall und Bauchschmerzen, auftreten. Unsere Expertin Eva Terler bringt Licht in dieses komplexe Thema.

Alles rund um das Thema Zöliakie

Die Diätologin Eva Terler ist Teil der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Zöliakie. Sie bietet diätologische Beratung an, hilft bei Ernährungsfragen weiter und gibt Online-Ernährungsseminare. Uns hat sie unsere Fragen rund um Zöliakie und ihre Symptome beantwortet.

1. Was versteht man unter Zöliakie?

Zöliakie ist eine Erkrankung des Dünndarms. Sie beruht auf einer lebenslangen Unverträglichkeit des Klebereiweißes „Gluten“, das in Weizen, Roggen, Gerste sowie in deren Abstammungen und Kreuzungen, zum Beispiel Dinkel, Grünkern, Khorasan Weizen (= Kamut), Einkorn und Emmer enthalten ist. Durch diese Unverträglichkeit kommt es zur Schädigung der Dünndarmschleimhaut und zur Zerstörung der Darmzotten, die für die Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung ins Blut sehr wichtig sind. In Folge wird der Körper unzureichend mit Nährstoffen versorgt. Es entstehen Mangelerscheinungen und Verdauungsstörungen.

2. Und wie unterscheidet sich die Zöliakie von der Glutenunverträglichkeit?

Sie meinen wahrscheinlich Weizensensitivität. Das ist derzeit eine Ausschlussdiagnose. Zöliakie und Weizenallergie müssen ausgeschlossen werden. Biomarker stehen für die Diagnose noch keine zur Verfügung. Ursache sind wahrscheinlich die ATIs (Amylase-Trypsin-Inhibitoren) im Getreide und nicht Gluten, die Verdauungsbeschwerden, aber viel mehr Beschwerden außerhalb des Darms auslösen können: Kopf- und Gelenkschmerzen, Hautausschläge, foggy mind, Depressionen etc.

3. Kann Zöliakie gefährlich werden?

Nein, so kann man das nicht sagen. Aber durch das nicht Einhalten der glutenfreien Diät können durch die mangelnde Nährstoffaufnahme weitere Erkrankungen wie zum Beispiel eine Eisenmangelanämie, Osteoporose etc. entstehen. Das Risiko für eine Krebsentstehung im Dünndarm bei Nichteinhalten der Diät ist nach letzten Studien hingegen eher gering.

4. Welche Zöliakie Symptome sind typisch?

Typische Symptome wie massive Durchfälle und Gewichtsverlust treten heute (auch bei Kleinkindern) nur mehr selten auf, wobei zwei Drittel der Patientinnen und Patienten überhaupt keine oder nur geringe Beschwerden im Magen-Darmtrakt aufweisen. Die häufigsten Zöliakie Symptome sind Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Bauchschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, etc. Bei Kindern kann das Wachstum stagnieren oder es kann zu einem Gewichtsverlust kommen. Viele Patientinnen und Patienten haben einen Eisenmangel oder Mineralstoffmängel. Da die Symptome sehr vielfältig sind, dauert die Diagnosestellung oftmals lange.

5. Ich habe den Verdacht, Zöliakie Symptome zu haben. An wen soll ich mich wenden und welche Diagnose gibt es bei Zöliakie?

Am besten an eine Internistin oder einen Internisten mit Schwerpunkt Gastroenterologie. Zuerst müssen Zöliakie-spezifische Antikörper (Transglutaminase-Antikörper und Gesamt-IGA-Spiegel) im Blut bestimmt werden. Wenn diese positiv sind, sollte zur Diagnosesicherung bei Erwachsenen eine Magenspiegelung mit Dünndarmbiopsie erfolgen. Anhand der Schleimhautproben aus dem Dünndarm wird festgestellt, ob diese typische Zottenatrophie bei Zöliakie vorliegt. Bei Kindern kann unter bestimmten Kriterien auf eine Magenspiegelung verzichtet werden.
Sehr wichtig ist, vor den Untersuchungen noch keine glutenfreie Diät einzuhalten, da dadurch die Untersuchungsergebnisse nicht eindeutig ausfallen können.

6. Worauf sollte man bei der Ernährung achten, wenn Zöliakie bei einem diagnostiziert wurde?

Die Darmschädigung bildet sich durch eine strikte glutenfreie Ernährung wieder vollständig zurück und man ist unter der glutenfreien Ernährung wieder gesund. Jedoch muss die glutenfreie Ernährung ein Leben lang streng eingehalten werden. Sehr wichtig ist, bei Mehl, Brot, Gebäck, Nudeln bzw. bei allen glutenfreien Ersatzprodukten zertifizierte glutenfreie Spezialprodukte zu verwenden. Die Zertifizierung erfolgt nach genauen Richtlinien (AOECS-Standard). Diese Lebensmittel und Produkte erkennt man am internationalen Glutenfrei-Symbol mit dementsprechender Registriernummer. Auch in den dm drogeriemärkten werden zertifizierte, glutenfreie Produkte angeboten. Inzwischen gibt es zu jedem glutenhaltigen Lebensmittel auch ein glutenfreies Ersatzprodukt. Weiters werden immer mehr glutenfreie Vollkorn- und Bioprodukte hergestellt und das Nährstoffprofil hat sich deutlich verbessert.


Internationales Glutenfrei-Symbol für zertifizierte glutenfreie Lebensmittel

7. Gibt es in Österreich spezielle Zöliakie-Gruppen, in denen man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann? Wenn ja, wie findet man diese?

Ja, die Österreichische Arbeitsgemeinschaft Zöliakie: In ganz Österreich gibt es viele Veranstaltungen, wo man sich über Zöliakie informieren und mit Betroffenen austauschen kann. Uns gibt es seit 1981.

8. Was wollen Sie Menschen mit Zöliakie noch mitgeben? Haben Sie Tipps?

Wichtig ist, dass man bei der Diagnose eine genaue Information über das Krankheitsbild und über die lebenslange glutenfreie Ernährung erhält. Wir bieten deshalb Informationsveranstaltungen wie unsere große Jahrestagung, aber auch regelmäßige Online-Ernährungsseminare für Betroffene an, da es leider viele Fehlinformationen im Internet und in den sozialen Medien über Zöliakie und die glutenfreie Ernährung gibt. Besonders in den letzten Jahren bemerken wir, dass die Verunsicherung bei den Betroffenen dadurch sehr groß ist. Weiters arbeiten wir mit Ärztinnen und Ärzten zusammen, die auf Zöliakie spezialisiert sind und geben die Kontaktdaten bei Bedarf gerne weiter.

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