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Kinder aufklären: Wann & wie mit ihnen über Sexualität reden
Text: Julia Fischer-Colbrie
Lesedauer: min
Damit es Ihnen leichter fällt

Kinder aufklären: Wann & wie mit ihnen über Sexualität reden

Tolerant. Offen. Absolut aufgeschlossen. Nicht prüde: So sehen sich viele Eltern – doch es fällt ihnen dennoch schwer, mit dem Nachwuchs über Sex zu reden. Wir geben Tipps, wann und wie Sie Ihre Kinder altersgemäß aufklären.

„Eltern schieben das Thema gerne vor sich her oder von sich weg“, weiß Sexualpädagogin Kerstin Steiner-Illichmann, selbst zweifache Mama. Aber es ist keine gute Idee, sich als Eltern zurückzulehnen und darauf zu verlassen, dass Pädagogen oder Pädagoginnen in Kindergarten oder Schule es schon übernehmen werden.

Wie und wann Kinder aufklären? Den vermeintlich richtigen Zeitpunkt für das eigene Kind gibt es nicht. Und es ist auch nicht mit einem Gespräch getan. „Sexualerziehung ist ein Prozess, der eigentlich mit der Geburt starten, altersspezifisch gestaltet und vor allem ungezwungen sein sollte“, sagt die Expertin und hat wichtige Erziehungstipps.

Und auch wenn wir niemals vom Schlimmsten ausgehen wollen: Kinder aufzuklären schützt sie vor sexuellem Missbrauch.

Kinder aufklären: Sechs Tipps für Eltern

1. Der richtige Zeitpunkt ist jetzt!

Wann und wie Sie Ihre Kinder aufklären können? Grundsätzlich geht das täglich: Gehen Sie an die Sexualerziehung ganz ungezwungen heran und integrieren das Thema in den Alltag. Denn Sexualerziehung ist mehr, als „nur“ über Sex zu reden. Dazu gehört zum Beispiel auch, schon bei Babys oder Kleinkindern alle Körperteile zu benennen und nicht den Genitalbereich mit Vagina und Penis auszusparen.

Viele Eltern warten, bis ihr Kind zu fragen beginnt. Und natürlich gibt es Kinder, die viel und früh fragen. Es gibt aber auch Kinder, die nie fragen. Das bedeutet aber nicht, dass sie keinen Informationsbedarf haben.

2. Offenheit ist Trumpf!

Mama und/oder Papa sollten unbedingt Gesprächsbereitschaft signalisieren und ihrem Kind vermitteln, dass es mit Fragen rund um Sexualität zu ihnen kommen kann. Je offener Sie sich zeigen, desto eher wenden sich Kinder mit ihren Fragen an die Bezugsperson.

Eltern, die abblocken und der Meinung sind, ihr Kind habe das Thema (noch) nicht zu interessieren, machen einen Fehler. Denn dann wird sich ihr Kind im Internet oder bei Älteren informieren – und genau das sollten Eltern versuchen zu vermeiden.

Achtung: Mit seinem Kind offen über Sexualität inklusive Selbstbefriedigung zu reden, bedeutet nicht, über die eigene Sexualität zu sprechen! Als Eltern muss man seine Intimsphäre wahren und dem Kind von Beginn an beibringen, dass das nur Mama und Papa etwas angeht.

3. Immer, aber nicht immer sofort antworten!

Kinderfragen, die die Sexualität betreffen, sollte man beantworten. Aber man muss nicht immer sofort antworten. Wenn das Kind an der Supermarkt-Kassa fragt „Was heißt ficken?“, dann verschlägt es Mama oder Papa schon einmal die Sprache.

Es ist erlaubt, sich ein Zeitfenster zu verschaffen und sein Kind mit einer Antwort zu vertrösten. Aber ganz wichtig: Verschoben heißt nicht aufgehoben. Wenn der Zeitpunkt passt und man sich eine adäquate Antwort überlegt hat, das Thema von sich aus aktiv und ganz in Ruhe ansprechen.

4. Altersgemäß agieren!

Eltern grübeln oft intensiv darüber, was sie ihrem Kind über seine Frage hinaus noch vermitteln könnten. Zeitverschwendung! Kinder wollen meist nur ihre Frage beantwortet haben und keine langen thematischen Ausschweifungen.

Wichtig ist allerdings, so zu erklären, dass es dem Alter und der psychosexuellen Entwicklung entspricht sowie sachlich richtig und auch verständlich ist. Wenn ein Kindergartenkind fragt, wie das Baby in den Bauch kommt, kann man ihm erklären, dass es dafür die Samenzelle eines Mannes und die Eizelle einer Frau braucht. Und wenn die aufeinandertreffen, kann ein Baby entstehen. Kindern im Volksschulalter sollte darüber hinaus durchaus erklärt werden, wie Samen- und Eizelle tatsächlich zusammenkommen.

5. Die Sache mit dem Wording!

Ob Mumu, Scheide oder Vagina, Zipfi, Maibaum oder Penis: Welche Begriffe Eltern verwenden, ist Familiensache. Wichtig ist, dass sie diese selbst nicht blöd oder peinlich finden. Es soll auf jeden Fall authentisch sein.

Gerade innerhalb der Familie müssen nicht unbedingt Fachbegriffe eingesetzt werden. Allerdings sollten Kinder mit dem Schuleintritt die fachlichen Ausdrücke zumindest kennen, um sich dort oder auch bei Arztbesuchen entsprechend artikulieren zu können.

6. Sexualisierte (Schimpf-)Wörter entmachten!

Ficken, bumsen, schwul, Titten oder Homo. Schon kleine Kinder kennen viele dieser Wörter, meist aber nicht ihre Bedeutung. Treiben sie Mama und Papa aber die Schamesröte ins Gesicht, reagieren Oma und Opa schockiert und dreht sich die Tante peinlich berührt weg, werden die Ausdrücke für Kinder gleich noch interessanter. Denn sie erkennen, welche Wirkung sie auf andere haben. Maßregeln hilft da nichts!

Am besten das Wort selbst aussprechen und ihm so die Macht entziehen. Denn wenn Mama oder Papa es auch verwenden, ist es nur mehr halb so spannend. Im nächsten Schritt nachfragen, ob das Kind überhaupt weiß, was das Wort heißt, es erklären und danach idealerweise alternative Ausdrucksweisen anbieten.

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