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Mandela-Effekt: Das hat es mit falschen Erinnerungen auf sich
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Rätselhaft

Mandela-Effekt: Das hat es mit falschen Erinnerungen auf sich

Dass uns das Gedächtnis manchmal einen Streich spielt, ist nicht ungewöhnlich. Doch wie kann es sein, dass eine breite Masse an Menschen völlig falsche Erinnerungen an ein Ereignis oder eine konkrete Sache hat? Die Wissenschaft nennt das den Mandela-Effekt. Eine Psychologin und zertifizierte Gedächtnistrainerin beantwortet unsere Fragen und gibt Tipps, wie man dem Mandela-Effekt vorbeugen kann.

Unsere Expertin
Die Psychologin Mag. Tanja Nekola ist vom Österreichischen Bundesverband für Lern-, Denk- und Gedächtnistraining zertifiziert. Sie hat sich unter anderem auf die Themen Achtsamkeit und Konzentrationstraining spezialisiert und hat uns die wichtigsten Fragen zum Mandela-Effekt beantwortet.

Frau Nekola, was ist der Mandela-Effekt?

Wir alle kennen das, wenn wir uns falsch an etwas erinnern. Wir sind uns beispielsweise sicher, dass ein konkretes Ereignis stattgefunden hat – obwohl es erwiesenermaßen anders war. Das kommt aber nicht nur bei Einzelpersonen vor, sondern auch bei größeren Gruppen von Menschen. Der Mandela-Effekt ist dasPhänomen der kollektiven falschen Erinnerung an eine Sache oder Information. Viele Menschen erinnern sich falsch, aber trotzdem an das Gleiche.

Warum wurde der Mandela-Effektnach Nelson Mandela benannt?

Der Name kommt daher, dass dieses Phänomen erstmals bei den kollektiv falschen Erinnerungen um den südafrikanischen Aktivisten und Freiheitskämpfer Nelson Mandela beobachtet wurde. Viele Menschen waren fälschlicherweise der Meinung, dass Nelson Mandela bereits in seiner Haft in den 1980er Jahren verstorben war. Tatsächlich war er sogar von 1994 bis 1999 der erste dunkelhäutige Präsident Afrikas, also eine bekannte und berühmte Persönlichkeit. Dennoch hielten viele Menschen Nelson Mandela bereits seit vielen Jahren für tot, als die Todesmeldung 2013 durch die Medien ging.

Welche weiteren Beispiele für den Mandela-Effekt gibt es?

Da gibt es viele Beispiele, etwa Filmzitate. Das bekannte Filmzitat aus „Star Wars“ „Luke, ich bin dein Vater“ gab es in der Form niemals. Tatsächlich heißt es „Nein, ich bin dein Vater“. Lukes Name kommt gar nicht vor. Sogar James Earl Jones, der Sprecher von Darth Vader, erinnert sich falsch. „Beam me up, Scotty“ kommt in keiner einzigen „Star Trek“-Folge vor.

Auch bei unseren Erinnerungen an Prominente kommt es oft zum Mandela-Effekt. Viele Menschen würden schwören, dass Britney Spears im Musikvideo zu „Ooops … I did it again” ein Headset getragen hat. Sogar die passende Puppe wurde mit Headset verkauft. Und natürlich trug sie bei Live-Auftritten ein Headset – aber eben nicht im Musikvideo. David Beckham soll für das Label „Calvin Klein“ gemodelt haben. Tatsächlich modelte er für die Unterwäschekollektion der Modekette „H&M“.

Ein weiteres Beispiel für den Mandela-Effekt ist die berühmte Pokémon-Figur Pikachu: Die meisten Menschen würden Pikachu aus dem Kopf heraus mit einer schwarzen Schwanzspitze zeichnen. Es würde auch Sinn ergeben, alle spitzen Körperteile – wie auch die Ohren – schwarz zu färben. Das Schwanzende ist aber in Wirklichkeit gelb.

Wie kommt es zum Mandela-Effekt?

Es gibt Studien zum Mandela-Effekt, aber bisher konnte noch keine eindeutige wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen gefunden werden. Es gibt jedoch Vermutungen, was den Mandela-Effektbegünstigt oder auslöst. Zum einen, unterschiedliche Wahrnehmungen: Nicht alles ist für jeden gleich und eindeutig. So erkennen Kinder beispielsweise oft nicht das Lächeln der Mona Lisa und empfinden den Ausdruck eher als ernsthaft und stirnrunzelnd. Das Lächeln der Mona Lisa ist kaum erkennbar. Erst Erwachsene können das Lächeln als solches ausmachen.

Eine weitere Theorie zum besagt, dass wir manchmal eine unvollständige Wahrnehmung haben. Diese Lücken im Gedächtnis werden dann automatisch vom Gehirn aufgefüllt mit Bildern oder Informationen, die nicht korrekt sein müssen, aber vielleicht am ehesten hineinpassen könnten. Es wird also etwas „dazu gedichtet“. Wir halten diese Ergänzungen dann für korrekt und wahr. Durch soziale Verstärkung wird der Effekt noch intensiviert.

Das menschliche Gedächtnis ist sehr formbar. Andere Personen können uns beeinflussen und uns dazu bringen, dass wir uns an Dinge erinnern, die wir nie gesehen oder gehört haben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten feststellen, dass mit Suggestivfragen und Suggestionen bewusst bestimmte Inhalte in die Erinnerung von Menschen „gepflanzt“ werden können. Hierzu gibt es das berühmte „Lost in the Mall“-Experiment. Kurz zusammengefasst: Sechs von 24 erwachsenen Versuchspersonen „erinnerten“ sich an das konstruierte Ereignis, dass sie als Kind in einem Einkaufszentrum verloren gegangen seien. Sehr gefährlich kann der Mandela-Effekt übrigens bei Gerichtsverfahren werden.

Kann man dem Mandela-Effektvorbeugen?

Ideal wäre es natürlich, wenn Informationen immer klar und eindeutig sind. Regelmäßige Wiederholung der Erinnerung wäre hilfreich. Je länger die Information zurückliegt, umso mehr verblasst die Erinnerung und sie wird leichter manipulierbar. Ist man unsicher, ob von außen kommende Informationen stimmen, sollte man diese möglichst sofort überprüfen und sich nicht gleich von anderen mitziehen lassen. Drogen- und Alkoholkonsum erhöhen die Wahrscheinlichkeit für falsche Erinnerungen. Man kann allerdings nicht ausschließen, dass einen selbst der nicht auch trifft. Unser Gedächtnis ist nun mal nicht zu 100 Prozent unfehlbar.

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