Reduce and reuse and recycle: für einen nachhaltigeren Umgang mit Mode
Den alten Mixer oder das Fahrrad reparieren ist toll, aber wie bewusst leben Sie, wenn Sie an ihren Kleiderkasten denken? „Reduce and reuse and recycle“ gilt als Goldstandard, wenn es um Nachhaltigkeit in Sachen Mode geht. Wir verraten, wie sechs „Re“-Ideen rund ums Recycling unsere (Mode-)Welt besser machen.
Reduce and reuse and recycle: Begriffe für ein nachhaltiges Leben
Begriffe wie „reduce“, „reuse“ oder „recycle“ stehen sinnbildlich für ein nachhaltiges Leben, bewussten Konsum, einen gezielten Umgang mit Ressourcen und schlussendlich dafür, was wir tun können, um unsere Welt etwas besser zu machen. Wir erklären sechs „Re-Ideen“ und wie Sie diese beim Modekonsum am besten umsetzen können.
1. Refuse – verweigern
Ein Mensch in westlichen Ländern kauft im Durchschnitt 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. Dies entspricht etwa einem neuen Kleidungsstück pro Woche. Untersuchungen haben gezeigt, dass etwa 50 Prozent der Kleidung, die eine Person besitzt, selten oder nie getragen wird. Diese ungenutzte Kleidung bleibt oft im Schrank hängen und wird dann entsorgt. Das belastet unseren Geldbeutel und die Umwelt. Der beste Müll ist also der, der gar nicht erst entsteht. Wie geht das? Indem wir gut überlegen, was wir annehmen, kaufen, mit nach Hause nehmen. Wer sich sein Heim als Heiligtum vorstellt, in das nur wenige, ganz besondere und vor allem nachhaltige Dinge dürfen, wird Werbegeschenke und die tollen Schnäppchen in Zukunft verweigern. Und was keine Abnehmer findet, wird irgendwann auch nicht mehr produziert werden. Das spart Ressourcen und ist gut für die Umwelt.
Tipp: Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie Müll vermeiden können.
2. Reduce – reduzieren
„Genug“ heißt das Zauberwort. Das ist das Gegenteil von dem „Mehr“, mit dem viele von uns aufgewachsen sind. Wenn wir verstehen, dass immer mehr Wachstum auf Dauer keine kluge Idee ist und die Welt kaputtmacht, werden wir jeden Kaufwunsch gründlich durchdenken. Und dann oft feststellen, dass es dieses und jenes doch nicht braucht, man es leihen oder gebraucht kaufen kann. Irgendwann merkt man auch, wie schön es ist, mehr Platz und weniger Dinge zu haben. Das gilt auch für den Kleiderkasten. Eine Capsule Wardrobe – also eine minimalistische Garderobe mit ausgewählten, zeitlosen Key-Pieces, die sich beliebig miteinander kombinieren lassen, um trotzdem vielseitige Outfits zu ermöglichen – hilft nicht nur Zeit zu sparen, sie ist auch nachhaltig. Das hilft auch, die Teile im Schrank zu reduzieren und verhindert Fehlkäufe in der Zukunft. Die Unternehmerin und Inhaberin des Modelabels dariadéh Madeleine Alizadeh bietet auf ihrer Website www.dariadeh.com ein praktisches „Capsule Wardrobe Workbook“ zum Gratis-Download an. (Free Capsule Wardrobe Workbook – dariadéh (dariadeh.com))
Tipp: In diesem Beitrag erklären wir, was Minimalismus ist und wie man ihn am besten umsetzt.
3. Reuse – wiederverwenden
Wir kennen die Idee von Mehrwegverpackungen. Spülen, neu befüllen, wieder benutzen – so spart man Rohstoffe. Aber damit ist noch lange nicht Schluss. Mit etwas Kreativität entdecken wir in unserem Haushalt so vieles, was man anders nutzen kann. Ein altes Handtuch mit Loch? Wird zum Kapuzenhandtuch fürs Baby umgearbeitet (schadstofffrei, da oft gewaschen) und aus der hübschen, leeren Konservendose wird ein lustiger Lampenschirm. Upcycling-Ideen gibt es mittlerweile viele gratis im Netz. Bei überschüssiger Kleidung können Plattformen zum Wiederverkaufen wie Vinted, Sellpy oder Willhaben eine gute Lösung sein. Allerdings sollte man die Möglichkeit des Wiederverkaufens nicht als Ausrede nutzen, immer mehr zu kaufen. Denn nur hochwertige Teile aus qualitätsvollen Stoffen können für das „zweite Leben“ verkauft werden. Billigware geht meist zu schnell kaputt, als dass ein Wiederverkauf sinnvoll wäre und wird dann von den Plattformen meist sofort entsorgt.
Tipp: Hier erfahren Sie Fakten zur Verwendung von Hightech-Materialien in der Mode.
4. Repair – reparieren
Tja, wir würden ja gern den alten Mixer, das iPad, das Fahrrad reparieren, wenn wir könnten ... Was mehr bringt als der gute Wille: Repair-Cafés besuchen oder sogar gründen, eine gute Schneiderin oder einen Schneider um die Ecke finden, die das eine oder andere Loch in der geliebten Jeans gekonnt stopft, sein Umfeld nach geschickten Leuten durchforsten (Onkel Leonhard?) oder ein Tauschgeschäft anregen à la Menü kochen, gegen Handybildschirm austauschen. Ebenfalls sehr nützlich: Wenn man möglichst nur Dinge kauft, die sich gut reparieren lassen. Wobei wir wieder bei Qualitätsprodukten wären: Hochwertige Mode lässt sich eher umnähen, reparieren und kreativ wiederverwerten, weil die Stoffe strapazierfähiger sind. Mit etwas Kreativität schafft man auf diese Weise Unikate fürs Leben.
Tipp: Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr über Upcycling und Repair Cafés. Falls Sie ein Nähprojekt starten wollen, erklärt dieser Artikel alles darüber, wie man selber nähen lernen kann.
5. Recycle – wiederverwerten
Alte Verpackungen einzuschmelzen und daraus neue zu machen, ist genial, aber leider klappt das so richtig gut nur bei einem kleinen Teil unseres Plastikmülls. Ein vorbildhaftes Beispiel dafür ist Social Plastic – ein Projekt, bei dem Plastikflaschen gesammelt und wiederverwendet werden. dm kann dank neuer Technologien diverse kluge Recycling-Verpackungen anbieten (mehr darüber: Nachhaltig leben mit dm). Aber auch bei diesen Prozessen muss Energie aufgewendet werden. Immerhin: Laut Umweltbundesamt werden pro Jahr in Österreich 100.000 Tonnen Sammelgut wiederverwertet. In Sachen Mode kann es Spaß machen, bei Tauschpartys Kleidung zur Wiederverwertung an Freunde und Bekannte anzubieten. Jede und jeder nimmt Kleidung zur Party mit, die sonst nur im Schrank hängen würde. Am Ende des Abends haben alle etwas Neues für ihre Garderobe – eine super Möglichkeit, sich frischen Wind in den Kleiderkasten zu holen, ohne dabei neu kaufen zu müssen.
Tipp: Hier gibt’s noch weitere Ideen, wie man einem Fehlkauf einen neuen Sinn geben kann.
6. Rethink – überdenken
Wenn man sich eine Weile mit Thematiken wie „reduce and reuse and recycle“ beschäftigt hat, macht man das ganz automatisch und betrachtet die schöne bunte Konsumwelt mit anderen Augen – muss ja alles hergestellt und später wieder entsorgt werden. Unter Verfechtern der Nachhaltigkeit in der Modewelt gilt das Credo: Weniger ist mehr. Das nachhaltigste Kleidungsstück muss gar nicht erst produziert werden. Würde sich eine größere Masse an Menschen dazu entschließen, ihren Konsum in Richtung Nachhaltigkeit zu verschieben und vor allem zu reduzieren, brächte das eine echte Veränderung. Ein guter erster Schritt: sich zum Geburtstag statt neuer Dinge lieber gemeinsame Aktivitäten wünschen.