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Konmari-Methode für Kinder dank Kiki & Jax? Bloß nicht!
Text: Redaktion
Lesedauer: min
Ein Plädoyer

Konmari-Methode für Kinder dank Kiki & Jax? Bloß nicht!

Auch wenn Marie Kondo anderes behauptet: Wer Ordnung hält, ist nicht nur zu faul zum Suchen, sondern auch nicht automatisch glücklicher. Ein Plädoyer gegen die Konmari-Methode, die mit ihrem neuen Kinderbuch Kiki & Jax bald sogar die Kinderzimmer erobern will.

Aufräumen ist derzeit so in, dass es sogar eine eigene Netflix-Serie dazu gibt. In Aufräumen mit Marie Kondo bringt die gleichnamige japanische Beraterin neben Ordnung noch ganz viel Freude („joy“) in die Häuser und Herzen amerikanischer Familien. Denn mit den Boxen der Konmari-Methode kommt ein Versprechen: Dass ein ausgemistetes Zuhause auch für psychische Aufgeräumtheit sorgt.

So erfolgreich ist die Konmari-Methode, es nun auch mit „Kiki & Jax“ ein Aufräum-Kinderbuch für Kinder gibt. Doch hat das innere Glück wirklich etwas mit farblich sortierten Socken zu tun – oder schon mehr mit Zwangsverhalten und Spießertum? Weshalb wir uns dagegen wehren, dass der Optimierungswahn nun auch beim Aufträumen im Kinderzimmer einziehen soll. (Viel sinnvoller finden wir etwa, wenn Kinder Kompetenzen zum Streitschlichten entwickeln.)

Ein Marie-Kondo-Kinderbuch – ernsthaft?

„Does it spark joy?“ Bei der berühmten Frage der Konmari-Methode denkt man wohl kaum an ein nahezu „cleanes“, minimalistisch ausgestattetes und glattes Zuhause. Und schon gar nicht an ein solches Kinderzimmer. Das neue Kinderbuch von Marie Kondo, „Kiki & Jax. The Life-Changing Magic For Friendship“, das die Aufräum-Expertin auf Instagram mit Erscheinungsdatum November ankündigte, richtet sich jedoch genau an diese junge Zielgruppe. Die Geschichte über die Freundschaft zwischen einem sammelnden Eichhörnchen und einer ordentlichen Eule soll bereits Dreijährige zum Aufräumen animieren.

Aber wollen wir wirklich, dass unsere Kinder beim Spielen stets Angst haben müssen, die wohlgehütete Ordnung der Eltern zu zerstören? Muss das Kinderzimmer tatsächlich so aufgeräumt sein wie ein Kasernenspind – oder sind wir über Erziehungsmaßnahmen im Sinne von Zucht und Ordnung nicht längst hinaus? Und: Wären Kinder, die pedantisch aufräumen, nicht ein wenig unheimlich? Wir halten es lieber mit Christine Nöstlinger: „Kinderzimmer aufräumen ist Kindespflicht, doch welcher Zustand als „aufgeräumt“ gelten darf, bestimmt der Bewohner des Zimmers.“

Die Konmari-Methode macht Sammler unglücklich

Viel entspannter als mit der Konmari-Methode, vermittelt durch ein Kinderbuch wie „Kiki & Jax“, läuft das Familienleben, wenn man den Zustand des Kinderzimmers als Ausdruck eines menschlichen Urinstinkts betrachtet: Das Jagen und Sammeln ist nun mal eine Eigenschaft, die tief in uns steckt. So gut wie jedes Kind durchläuft irgendwann eine Sammler-Phase – und manche können sich selbst als Erwachsene nicht von ihrer Leidenschaft trennen. Sammeln ist nämlich nicht nur Hobby, sondern auch Ausdruck der Persönlichkeit. Materialismus hin oder her: Dinge, die mit Erinnerungen verknüpft sind, machen das Zuhause nun einmal persönlicher und individueller. Nämlich dann, wenn sie nicht in einer Kiste verstaut sind.

Die Konmari-Methode und der fade Alltag

Nicht nur Künstler schwören auf das Chaos als Kreativitätsbooster: Denn wo haben die Gedanken in einer sterilen Umgebung noch Anhaltspunkte, die als Sprungbrett für neue Ideen dienen können? Das Leben in der Unordnung macht kreativ und flexibel (ist sogar durch Studien belegt!) und ist immer wieder für Überraschungen gut. Wohl jeder kennt diese Zufallsfunde: das alte Shirt, das plötzlich wieder zum Trend passt, das Spielzeug, das auf einmal wieder Interesse weckt. Macht das Wiederentdecken nicht genauso Freude wie das Wegwerfen? Und wenn die Suche erfolglos bleibt, muss man eben eine andere Lösung finden. Die wahre Magie des Alltags liegt daher in der Unordnung, nicht im „Magic Cleaning“ nach der Marie-Kondo-Methode.

Ordnung ist nur das halbe Leben

Zu glauben, dass ein aufgeräumter Kleiderschrank zu einem besseren Leben führt, ist zu kurz gedacht. Man kann der ordentlichste Mensch sein und trotzdem unglücklich und unzufrieden oder sich umgekehrt im Chaos pudelwohl fühlen. Unser Zuhause muss nicht immer perfekt sein – und wir selbst müssen auch nicht. Finden wir doch einfach den goldenen Mittelweg bei der Konmari-Methode. Ordnung ist schließlich nur das halbe Leben!

PS: Mehr Joy als ein aufgeräumtes Kinderzimmer dank Kinderbuch von Marie Kondo bringt uns übrigens das kreative Video der „Holderness Family“: Die YouTube-Stars setzen sich sehr witzig damit auseinander, wie sie „got konmaried“ wurden.

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