Richtige Mund- und Zahnhygiene will gelernt sein – und sollte bereits mit dem ersten Milchzahn beginnen. Neben einer möglichst zuckerfreien Ernährung und dem regelmäßigen Besuch beim Kinderzahnarzt ist das tägliche Zähneputzen bei Kindern und Babys wichtig – nur so können gesunde Milchzähne eine gute Basis für die bleibenden Zähne bilden.

Tipp der Redaktion: Hier empfiehlt eine Ernährungsexpertin, wie viel Zucker Kinder am Tag essen dürfen.

Zähneputzen bei Kindern: Die wichtigsten Fragen schnell geklärt

Wie viele Minuten müssen die Zähne geputzt werden?

Wie lange Kinder Zähneputzen müssen, hängt von der Anzahl ihrer Zähne ab. Als Faustregel gilt: Für jeden Zahn fünf bis zehn Sekunden Zeit nehmen – und zwar mindestens zweimal am Tag. Ist das Milchgebiss vollständig, ist eine Putzdauer von zwei bis drei Minuten optimal. Das Ritual sollte nach den Mahlzeiten stattfinden. Nach säurehaltigen Speisen oder Getränken lieber eine halbe Stunde warten: Die Säure raut den Zahnschmelz auf, der mit den Putzbewegungen regelrecht abgeschrubbt wird. Notfalls kann der Mund vor dem Zähneputzen gründlich mit Wasser gespült werden.

Welche Kinderzahnpasta ist geeignet?

Es gibt passende Zahncremes für jedes Alter. Sie unterscheiden sich in der Konzentration des Fluorids. Fluorid beugt Karies vor und ist wichtig für den Aufbau des Zahnschmelzes und der Knochen. Zu viel davon kann jedoch zu Fluorose bei Kindern führen, die den Zahnschmelz fleckig oder sogar porös macht. Daher sollten Eltern die Dosierempfehlungen auf der Zahnpastatube unbedingt einhalten. Wichtig: Bei einer fluoridhaltigen Zahncreme dürfen nicht zusätzlich Fluorid-Tabletten gegeben werden.

Tipp der Redaktion: Lesen Sie auch den Beitrag „Welche Zahnpasta ist die richtige?

Welche Kinderzahnbürste ist die beste?

Der Bürstenkopf sollte klein und mundgerecht sein, am besten ist er weniger als zwei Zentimeter lang. Viele kleine Borstenbüschel mit weichen, abgerundeten Borsten reinigen schonend und gründlich. Damit das Kind beim Zähneputzen bald selbst mitmachen kann, sollte der Griff ergonomisch, dick und rutschfest sein. Zahnbürsten aus Kunststoff sind besser geeignet als solche mit Naturborsten, denn dort lagern sich Bakterien schneller ein. Ob eine elektrische Zahnbürste besser für Kinder ist als manuelles Putzen, ist übrigens Geschmackssache. Und ganz wichtig: Alle zwei bis drei Monate eine neue Zahnbürste beziehungsweise einen neuen Zahnbürstenaufsatz kaufen!

Ab wann können Kinder allein Zähneputzen?

Bis zum Alter von drei Jahren übernehmen die Eltern das Zähneputzen. Kinder im vierten Lebensjahr können langsam ans Selberputzen herangeführt werden. Bis zum Alter von sieben Jahren sollten Eltern nachputzen und bis zum elften Lebensjahr regelmäßig kontrollieren.

Anleitungen wie die KAI-Methode helfen kleineren Kindern, Zähneputzen einfach zu erlernen und keine Zahnflächen zu vergessen. Hierbei werden die Zähne immer in der gleichen Reihenfolge gereinigt:

  • Zuerst die Kauflächen durch kurzes Hin- und Herbewegen putzen.
  • Danach die Außenflächen mit kreisenden Bewegungen, von der Mitte nach rechts und links reinigen.
  • Zum Schluss die Innenflächen unten und oben mit kleinen Kreisen „von Rot nach Weiß“, also vom Zahnfleisch zum Zahn putzen. Die richtige Zahnfleischpflege sollte ebenso selbstverständlich sein wie das Zähneputzen.

Sieben Tipps zum Zähneputzen: Kinder richtig motivieren

Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis oft schwierig. Gerade bei Babys und Kleinkindern ist die tägliche Mund- und Zahnhygiene nicht sehr unbeliebt. Kein Wunder: Beim Zahnen haben die Kleinen Schmerzen und in der Autonomiephase wollen sie vieles schon selbst ausprobieren, was noch nicht so gut klappt – frustrierend für beide Seiten. Viele Eltern wollen sich aber nicht einfach über den Willen ihres Kindes hinwegsetzen und das ist auch richtig so. (Hier verrät eine Familienpsychologin, was bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet.)

Was also tun, wenn es so gar nicht klappen will mit dem Zähneputzen? Kinder und Eltern sollten jedenfalls nicht den Spaß am gemeinsamen Zahnputzritual verlieren. Mit diesen sieben Tipps haben Eltern und Nachwuchs bald wieder gut lachen.

1. Ablenkung hilft

Es gibt unzählige Videos und Apps (wie etwa den „Disney Magic Timer von Oral-B“), die Kindern das Zähneputzen schmackhaft machen sollen. Allerdings ist das nicht für jede Familie die passende Lösung. Vor allem bei sehr jungen Kindern oder gar Babys sollte der Bildschirm ausgeschaltet bleiben. Es gibt aber Alternativen: zum Beispiel aus dem Fenster schauen oder Grimassen schneiden (ältere Geschwister übernehmen diese Aufgabe bestimmt gerne). Ein Trick, der gerade bei ganz kleinen Zahnputz-Anfängern oft zieht: Zwei Zahnbürsten anbieten – eine darf das Baby in die Hand nehmen und eingehend untersuchen, mit der anderen putzen währenddessen die Eltern.

Tipp der Redaktion: Hier empfiehlt eine Expertin, ab wann ein Handy für Kinder geeignet ist.

2. Den richtigen Zeitpunkt abwarten

Ist das Baby noch jung und wird ohnehin nach spätestens zwei Stunden wieder gestillt oder gefüttert? Dann müssen die Eltern nicht nach einem strikten Zeitplan vorgehen, sondern können flexibel auf die kindlichen Signale achten: Wann ist das Baby gutgelaunt und kooperativ und wann gibt es gerade dringendere Bedürfnisse? Wichtig ist dabei nur, nicht aufs Zähneputzen zu vergessen.

3. Das Putzritual als Spiel gestalten

Kinder lieben spielerische Rituale. Mamas und Papas können sich das zunutze machen und die Zahnbürste sprechen lassen: Sie will unbedingt mit den Zähnchen kuscheln oder die Kariesmonster im Mund vertreiben.

4. Tolle Zahnputz-Ausstattung kaufen

Ja, Kinder sind (oft) bestechlich. Eine Zahnbürste in der Lieblingsfarbe und eine kindgerechte Uhr, die den Countdown runterzählt, machen vielleicht den Unterschied. Hilft auch das nichts, können Eltern ein interessantes Buch oder Spielzeug kaufen, das nur während des Zahnputzrituals zum Einsatz kommt.

Tipp der Redaktion: Lesen Sie hier, wie Spielen ohne Spielzeug die kindliche Fantasie fördert.

5. Das Kind mitbestimmen lassen

Die Autonomiephase hat es meist in sich. Die Kinder streben nach Unabhängigkeit, Selbermachen ist das Gebot der Stunde. Da kann es helfen, wenn Kinder ihrem Entwicklungsstand gemäß mitbestimmen dürfen: Mit welcher Bürste wollen sie heute putzen? Zähneputzen im Badezimmer ist doof – wie wäre es mit einem Ortswechsel ins Kinderzimmer oder im Sommer auf dem Balkon? (Wenn kein Waschbecken in der Nähe ist, kann das Kind in seinen Zahnputzbecher ausspucken.) So merken die Kleinen schnell: Das Zähneputzen an sich steht nicht zur Diskussion, aber der Rahmen lässt sich unterschiedlich gestalten.

6. Gegenseitig putzen

Wie wäre es mit einem Deal? Zuerst putzt das Kind der Mama oder dem Papa die Zähne, danach dürfen die Eltern ran ans kindliche Gebiss. Womöglich ist diese Übung auch ein Augenöffner: So fühlt sich das also an, wenn jemand anderer im eigenen Mund herumstochert!

7. Ein Vorbild sein

Der Nachwuchs orientiert sich sehr stark an seinen Eltern – das gilt auch fürs Zähneputzen. Kinder und Eltern sollten daher zumindest einmal am Tag zur selben Zeit Zähneputzen – und nicht dann, wenn die Kleinen noch oder schon wieder im Bett liegen. So bekommen Kinder bereits früh mit, dass Zähneputzen zum Alltag dazugehört.