Fomo & Co.: Das steckt laut Psychotherapeutin dahinter
Reisen, Events, tolle Hobbies … da kommt gleich Fomo auf! Social Media liefert heutzutage so viel Inspiration für unser Leben, dass unweigerlich die Angst, etwas zu verpassen, aufkommt. Eine Psychotherapeutin erklärt, worum es sich bei Fomo & Co., handelt und wie man damit am besten umgeht.
Inhaltsverzeichnis
- Frau Mag. Rubenthaler, was versteht man unter Fomo?
- Was steckt hinter Fomo?
- Welche Rolle spielt Social Media bei Fomo?
- Was passiert beim Fomo-Effekt?
- Steht das Couvade-Syndrom im Zusammenhang mit Fomo?
- Ist Fomo eine Angststörung?
- Was kann man gegen Fomo tun?
- Was hat es mit Fobo auf sich? Spielt das auch bei Beziehungen eine Rolle?
- Was ist Jomo, das Gegenteil von Fomo?
- Wie soll man mit Momo, dem Gefühl, dass gerade etwas ohne uns passiert, am besten umgehen?
Mag. Sarah Rubenthaler ist Psychotherapeutin mit der Fachrichtung Psychoanalyse und arbeitet in ihrer Praxis in 1180 Wien. ACTIVE BEAUTY erklärt sie die Phänomene Fomo, Fobo, Jomo und Momo.
Frau Mag. Rubenthaler, was versteht man unter Fomo?
Fomo ist die Angst davor, etwas zu verpassen, die Angst nicht dazuzugehören und die Befürchtung, dass andere Menschen ein viel aufregenderes Leben führen als man selbst. Fomo ist eng mit der Digitalisierung unserer Welt durch die sozialen Medien verbunden, da wir ständig die Option haben, in andere Lebenswelten einzutauchen und unser eigenes Leben damit zu vergleichen.
Lesetipp: Im Beitrag „Selbstbewusster werden: Hört auf, euch zu vergleichen“ erfahren Sie den Zusammenhang zwischen mangelndem Selbstbewusstsein und den ewigen Vergleichen mit anderen.
Was steckt hinter Fomo?
Der Mensch ist ein zutiefst soziales Wesen; Einsamkeit macht erwiesenermaßen krank. Es ist eines unserer grundlegendsten Bedürfnisse, dazuzugehören und nicht ausgeschlossen zu sein. Auch geht es bei Fomo ums Vergleichen. Wie schaut das eigene Leben aus? Ist es gut genug? Vergleichen kann durchaus motivierend sein. Ein Zuviel davon löst aber Missgunst aus und kann deprimierend wirken. Ein geringes Selbstwertgefühl, Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und mangelnde soziale Kontakte können Fomo begünstigen.
Lesetipp: Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie Freundinnen und Freunde finden können.
Welche Rolle spielt Social Media bei Fomo?
Fomo ist natürlich kein neues Phänomen. Menschen haben sich schon immer verglichen und wollten Teil einer Gemeinschaft sein. Soziale Medien füttern uns jedoch, wann immer wir scrollen, mit den vermeintlich so viel aufregenderen, gesünderen, aktiveren Leben der anderen. Man muss sich immer vor Augen halten, dass es in den sozialen Medien die Highlights sind, die präsentiert werden, Auszüge aus deren Leben und nicht deren Alltag.
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Was passiert beim Fomo-Effekt?
Hier wird die Angst der Menschen, etwas zu verpassen, auch bewusst genützt, wie beispielsweise in der Werbung. Beliebt sind Limitierungen, besondere Vergünstigungen, die aber nur auf begrenzte Dauer verfügbar sind, Internetseiten, die Push-Nachrichten senden und uns das Gefühl geben, immer am neuesten Stand zu sein.
Steht das Couvade-Syndrom im Zusammenhang mit Fomo?
Das denke ich nicht. Beim Couvade-Syndrom, wo Männer parallel zu Ihren Partnerinnen Schwangerschaftssymptome zeigen, weiß die Wissenschaft nichts Genaues. Erwiesen sind jedoch hormonelle Schwankungen bei den Männern; das männliche Sexualhormon Testosteron soll abnehmen, das weibliche Sexualhormon Östrogen zunehmen, was sicher eine Rolle bei der Entstehung der Symptome spielt.
Ist Fomo eine Angststörung?
Fomo per se ist noch keine Angststörung, sie kann aber zu einer führen. Dann ist eine Psychotherapie angebracht.
Was kann man gegen Fomo tun?
Zuerst muss einem bewusst sein, dass man ein schädliches Onlineverhalten hat und Konsequenzen daraus ziehen. Schnelle Abhilfe schaffen dann bewusste Auszeiten von den sozialen Medien bis zu social detox, das Löschen von Apps und Deaktivieren von Push-up-Nachrichten. Da hilft oft schon das Entfolgen von Personen, die die Fomo besonders triggern. Wichtig ist die Erkenntnis, dass das, was wir online präsentiert bekommen, nicht viel mit der Realität dieser Personen zu tun hat. Anstatt das Essen von allen Richtungen zu fotografieren, sollte man den Augenblick, das analoge Leben genießen und lieber mit seinem Gegenüber sprechen, statt in der digitalen Scheinwelt zu verweilen. Wichtig sind Selbstreflexion und Achtsamkeit mit sich und seinen Bedürfnissen. Was ist mir wichtig im Leben? Diese Frage soll uns leiten, das zu tun, was wir wirklich möchten, um uns nicht von der Fomo zu Aktivitäten verleiten zu lassen, die wir eigentlich entbehrlich fänden.
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Was hat es mit Fobo auf sich? Spielt das auch bei Beziehungen eine Rolle?
Bei Fobo, der „Fear of better options“ geht es um Entscheidungsfragen und um die begleitende große Angst, diese dann später zu bereuen. Kino oder doch lieber Theater? Beziehung oder Singleleben? Sich für etwas zu entscheiden, bringt unmittelbar mit sich, sich auch gegen etwas zu entscheiden. Das fällt vielen schwer. Je mehr Optionen man hat, desto schwieriger kann das werden.
Gerade in unserer Zeit des Online Datings ist es verlockend, weiter zu wischen, denn man könnte ja noch etwas Besseres finden. Man läuft Gefahr, vor lauter Wald den Baum nicht zu sehen. Situationships (Beziehungen, die nicht fix sind) gab es sicherlich schon immer, zum Beispiel in Form von Übergangsbeziehungen.
Was ist Jomo, das Gegenteil von Fomo?
Bei Fomo macht man aus einer Angst heraus Dinge, auf die man wenig Lust hat. Jomo („Joy of missing out“) ist sozusagen die Gegenbewegung zu Fomo. Es ist die Freude an dem, was man gerade selbstbestimmt und ohne Angst und Druck macht. Jomo ermöglicht es uns, sich auf das zu fokussieren, was uns wirklich wichtig ist. Man muss nicht überall dabei sein, man muss nur das gerne tun, was man gerade tut.
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Wie soll man mit Momo, dem Gefühl, dass gerade etwas ohne uns passiert, am besten umgehen?
Bei Momo (steht für „Mystery of missing out“) sind wir irritiert, wenn Menschen, denen wir auf Social Media folgen, plötzlich nichts mehr posten. Da wir dann am Leben der anderen nicht mehr teilhaben können, fühlen wir uns ausgeschlossen und denken oft sogar darüber nach, ob die anderen tatsächlich einfach nichts mehr posten oder ob wir vielleicht sogar vorsätzlich aus dem Loop entfernt wurden. Auch hier gilt weniger Zeit in den Sozialen Medien verbringen und die damit gewonnene Zeit und den Fokus auf die Verbesserung des eigenen Lebens legen.