Geben & nehmen: Warum es gut für Beziehungen ist
In Beziehungen macht geben auf lange Sicht glücklicher als nehmen. Warum ist das so? Und: Können wir das üben?
Geben scheint manche Menschen einfach glücklich zu machen: So wie die Freundin, die immer eine Runde ausgibt, aus dem Urlaub eine Kleinigkeit mitbringt und regelmäßig Selbstgemachtes verteilt.
Geben und nehmen: Was steckt hinter einem so großen Herz? Mitgefühl, sagt die Psychologin Milena Marinova: „Um jemandem etwas ohne Erwartung einer Gegenleistung zu geben, muss man sich in die Situation anderer hineinversetzen und sie verstehen können.“ Dabei geht es weniger um den Verstand als um das Herz. „Wer mitfühlt, fühlt sich verbunden. Aus diesem Gefühl heraus sagt das eigene Herz: Es ist gut, zu geben.“
Wer anderen Menschen Zeit, Geld, Fürsorge oder Güte schenkt, dem geht nichts verloren. Ein großes Herz ist ein Gewinn für alle: Sowohl die Person, die etwas bekommt, als auch die oder der Gebende profitieren davon. Denn internationale Studien haben gezeigt: Großzügigkeit löst pure Glücksgefühle aus. Wer anderen eine Freude bereitet, aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn und fühlt sich zufrieden. Das kann auch das Selbstbewusstsein stärken. Aber es gibt noch andere Gründe, warum wir großzügiger durchs Leben gehen sollten.
Großes Herz: 4 gute Gründe für Geben und Nehmen in Beziehungen
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Ein großes Herz macht zuversichtlicher
Großzügige Menschen leben nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder. Eine Studie der University of Pittsburgh in Pennsylvania aus dem Jahr 2019 hat herausgefunden, was beim Geben im Gehirn passiert: Wer sich freigiebig verhält, blockiert das Angstzentrum. Das führt dazu, dass sich Emotionen wie Angst und Stress verringern. „Wer gebefreudig ist, entwickelt Verbundenheit, Freude und Zuversicht“, sagt Psychologin Marinova.
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Geben macht gesund - wenn es von Herzen kommt
Das heißt aber nicht, dass wir einfach nur Geld verschenken müssen, um uns besser zu fühlen. Wahre Großzügigkeit kann nur aus innerem Antrieb kommen. Nur dann wirkt sie sich auf das eigene Wohlbefinden aus. Auch das beweist die US-Studie: Wer aus Pflichtgefühl oder zur Gewissensberuhigung Geld spendet, wird die positive gesundheitliche Wirkung der Freigiebigkeit nicht spüren. Wer hingegen Menschen hilft, die er persönlich kennt, bringt sich gefühlsmäßig ein, tritt mit diesen Personen in Beziehung – und blüht dabei emotional auf.
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Wenn wir geben, entwickeln wir uns weiter
Man muss nicht viel Geld haben, um geben zu können. Vielmehr geht es um eine Haltung, die wir im Laufe des Lebens entwickeln können. Diese Tugend schöpft aus der Quelle des inneren Reichtums, also eines großen Herzens. Um diesen zu erlangen, empfiehlt die Psychologin, ein bewusstes Leben zu führen. Nur so kann Großzügigkeit überhaupt entstehen.
Wer also im eigenen Leben für Gleichgewicht sorgt und sich gut um sich selbst kümmert, bereichert sein Herz, trainiert damit den eigenen Großmut – und kann diesen Schatz auch mit anderen teilen. Etwa, indem man die schwere Einkaufstasche des betagten Nachbarn die Stiegen hinaufträgt oder endlich zum Blutspenden geht.
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Mitgefühl schafft Großzügigkeit
Bewusst und im Einklang mit seinem Herzen zu leben heißt auch, sich mit dem eigenen Innenleben zu beschäftigen. Dazu gehört, schmerzhafte Empfindungen nicht wegzuschieben, sondern ihnen Raum zu geben. Denn nur wenn ein Mensch in Berührung mit dem eigenen Schmerz kommt, kann er auch Verständnis für andere empfinden.
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