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Kind schläft nicht durch und ist schon 4? Keine Panik!
Text: Elisabeth Schmiedjell
Lesedauer: min
Das können Eltern tun

Kind schläft nicht durch und ist schon 4? Keine Panik!

Hilfe, mein Kind schläft nicht durch – was soll ich tun? Durchschlafen ist das Thema schlechthin für Jung-Eltern. Die schlechte Nachricht: Das bleibt oft über Jahre so. Die gute Nachricht: Diese Tipps helfen Eltern und Kindern.

Ungesundes Essen, Probleme beim Zähneputzen, Wickeln, Bettnässen und Durchschlafen: alles unliebsame Elternthemen. „Und, schläft es schon durch?“ Diese neugierige Frage setzt frischgebackene Eltern unnötig unter Druck. Denn erstens begleitet dieses Thema Familien oft über Jahre – sogar bis in die Schulzeit hinein – und zweitens gibt es einen triftigen Grund dafür, wenn selbst das Kind mit fünf oder sechs Jahren nachts noch ins Elternbett krabbelt und deren gute Nacht stört: die Evolution.

Also nicht verzweifeln, wenn Sie sagen müssen: Mein Kind schläft nicht durch und ist schon 4 Jahre alt. (Oder gar noch älter.) Doch wenn Sie wissen wollen, was Sie tun können, dann helfen Ihnen diese Tipps. Und übrigens: Wenn Sie nachts abstillen, kommen Sie dem Durchschlafen eventuell einen Schritt näher.

Allerdings ist jedes Kind anders, und alles kann sich jederzeit ändern, gerade beim Thema Durchschlafen.

Warum ein Kind nicht durchschläft

Erziehungsratgeber wollen jungen Eltern häufig weißmachen, sie hätten etwas falsch gemacht, wenn das Kind ab einem gewissen Alter nicht durchschläft. Dabei machen die Kleinen evolutionär gesehen alles richtig – schließlich brauchen Kinder mehr noch als Erwachsene den Schutz der Gruppe und der Stärkeren. So argumentiert der Kinderarzt und Wissenschaftler Dr. Herbert Renz-Polster für einen entspannteren Umgang mit Kindern im Elternbett.

Zwar ist das Neugeborene heute im Gitterbettchen nicht mehr Fressfeinden und dem Kältetod ausgesetzt, doch diese rationale Einsicht hat der scheinbar schutzlose Winzling natürlich nicht. Und so hat ein Kind heute wie schon vor Jahrmillionen nur eine körperlich erfahrbare Sicherheit: die Nähe der Eltern. Und dieser Wunsch nach Nähe hört nicht einfach nach dem ersten Lebensjahr auf … Deshalb ist Durchschlafen so schwierig für (kleine) Kinder.

Veränderungen halten Kinder vom Durchschlafen ab

Auch bei älteren Kindern, die eigentlich schon längst durchschlafen, meldet sich das instinktive Sicherheitsbedürfnis – und zwar häufig dann, wenn Veränderungen anstehen. So können etwa ein Umzug, der Kindergartenstart, die Einschulung oder Stress die heile Welt der Kleinen ins Wanken bringen. Daher kommen bei wichtigen Entwicklungsschritten, wie etwa Phasen des Fremdelns oder des magischen Denkens, oft Schlafprobleme ins Spiel. Ein Kind, das nicht alleine schlafen will, hinkt also keineswegs in der Entwicklung hinterher – im Gegenteil.

Wie lange kann es dauern, bis mein Kind durchschläft?

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für Eltern? Vor allem, dass sie sich nicht stressen brauchen, wenn das Kind auch mit zwei Jahren noch nicht alleine in seinem Bettchen durchschläft. Denn dieses Verhalten ist nur das evolutionäre Erbe, nicht etwa ein Versuch, die Eltern zu „erziehen“. Mama und Papa sollten daher kein schlechtes Gewissen haben, wenn hin und wieder die Kinder im Elternbett schlafen. Weder verwöhnt man die Kleinen durch mit „zu viel Nähe“, noch schafft man durch „Nachgeben“ kleine Tyrannen.

Was tun, wenn Ihr Kind nicht durchschläft:

  1. Fördern Sie das Sicherheitsgefühl Ihres Kindes.

    Sorgen Sie dafür, dass neben den Grundbedürfnissen Hunger und Wärme auch das Bedürfnis nach Geborgenheit und Nähe gestillt ist. Begleiten Sie auch ältere Kinder besonders liebevoll und aufmerksam durch schwierige Phasen. Umzug, Trennungsschmerz, Schulstart oder Schulwechsel: Jede größerer Veränderung kann selbst Durchschlafen, das schon längst funktioniert hat, wieder durcheinanderbringen.

  2. Setzen Sie beim Schlafengehen auf Rituale.

    Rituale wie eine Geschichte, ein Gutenachtlied oder ein Bad vermitteln Routine und Sicherheit. Auch Schulkinder lieben es noch, etwas vorgelesen zu bekommen oder zu kuscheln. Und oft kommen sie erst in der abendlichen Mußestunde dazu, sich den Eltern zu öffnen und mit ihnen über Probleme zu reden oder den Tag zu reflekieren. Pflegen Sie dieses Vertrauensverhältnis, und retten Sie es in die Pubertät mit hinüber!

  3. Achten Sie auf die Einschlafsignale, die Ihnen Ihr Kind gibt.

    Bei kleinen Kindern wechseln sich aktive und beruhigte Phasen im 50-Minuten-Takt ab. Stimmt man das Zubettgehen darauf ab, ist der Einschlaferfolg wahrscheinlich höher. Und denken Sie dran: Durchschlafen ist eigentlich der falsche Begriff – denn jeder, auch ein Erwachsener, wacht mehrmals zwischendurch auf. Der Unterschied liegt bloß darin, dass kleine Kinder sich noch nicht selbst so beruhigen können, dass sie von alleine wieder einschlafen. Kommt Ihr Kind dann zu Ihnen ins Elternbett getrottet: Genießen Sie es! In ein paar Jahren werden Sie die Nähe zu Ihrem Kind vermissen.

Schlaf gut, Baby! Der sanfte Weg zu ruhigen Nächten
(Dr. Herbert Renz-Polster, Nora Imlau)
Verlag: GU

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