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Situationship? Das sind laut Beziehungscoachin die 6 Anzeichen
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Situationship? Das sind laut Beziehungscoachin die 6 Anzeichen

Mag.a Anna Thaler ist Paarberaterin und Beziehungscoachin mit Praxis in Gmunden am Traunsee. Sie bietet Unterstützung bei allen Themen rund um Paarbeziehung und Liebe. Die Beziehungscoachin erklärt für ACTIVE BEAUTY, was ein Situationship ist.

Der Sänger Jacob Elias hat es so treffend in seinem Song formuliert: „Situationship, weiß nicht, ob es Liebe ist…“. Beim Online-Dating wollen sich viele noch nicht gleich auf eine Beziehung festlegen. Außerdem gibt es Menschen, die mit Bindungsproblemen kämpfen oder neue, unverbindlichere Beziehungsformen bevorzugen, weil sie weniger Verantwortung übernehmen wollen (wie Menschen mit Peter-Pan-Syndrom). Da bietet sich eine Situationship an…

Was ist eine Situationship?

Das Schachtelwort sagt es bereits: Wenn es keine richtige Beziehung (engl. „relationship“) ist, sondern für den Moment (engl. „situation“) gerade passt. Die Beziehungscoachin Anna Thaler erklärt: „Dieser Beziehungsstatus entsteht durch die große Auswahl an potenziellen Partnerinnen und Partnern in der Online-Dating-Welt, die parallel angeschrieben werden.“ Es wird sich nicht mehr so schnell auf eine Beziehung eingelassen, wobei die Situationship eine Vorstufe zu einer festen Beziehung sein kann. Es sei denn, man ändert seine Meinung wieder und trennt sich. Zeitlich ist eine Situationship nicht begrenzt, sie kann durchaus auch Jahrzehnte andauern. Aus Thalers Erfahrung wird die Situationship deutlich mehr von Männern bevorzugt. „Diese fühlen sich in einer offenen, freien und unverbindlichen Situationship wohler als Frauen. Dahinter liegt ein unsicher vermeidendes Bindungsverhalten, das unter Männern viel häufiger ausgeprägt ist als unter Frauen.“

Erfahren Sie mehr über Bindungsangst und wie Sie diese überwinden können.

Der Unterschied zwischen Freundschaft-Plus und Situationship

Freundschaft-Plus ist so viel wie eine Affäre, man trifft sich nur, um ein paar schöne Stunden miteinander zu verbringen. Dabei geht es um Sex, eine Beziehungs- oder Freundschaftsebene gibt es nicht wirklich (auch wenn die Bezeichnung „Freundschaft-Plus“ das suggeriert). Eine Situationship geht zwar über Freundschaft-Plus hinaus, ist aber trotzdem nicht so verbindlich wie eine Beziehung. So werden zum Beispiel keine Probleme besprochen und keine Zukunftspläne geschmiedet. Ob man zukünftig fix zusammen sein wird, bleibt ungewiss.

Der Unterschied zwischen einer „normalen“ Kennenlernphase und einer Situationship

Zu Beginn ähnelt die „normale“ Kennenlernphase durchaus einer Situationship. Dadurch wird es schwierig, gleich zu erkennen, in welchem der zwei Beziehungsmodelle man jetzt tatsächlich gelandet ist. Thaler klärt auf: „Das macht diese Phase herausfordernd und unsicher. Erst nach einer gewissen Zeit (nach ein paar Wochen des Kennenlernens) können außenstehende Personen deutliche Anzeichen (siehe Beschreibung unten) erkennen.“

Wenn man bereits Gefühle entwickelt hat, übersieht man diese Anzeichen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit oder redet sie sich schön. Daher: Immer gute Freunde und nahestehende Personen fragen, wie diese die Situation einschätzen.

Der Unterschied zwischen einer Beziehung und einer Situationship

Laut Thaler lassen sich eine Beziehung und eine Situtationship ganz eindeutig voneinander unterscheiden: „Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und am allerwichtigsten: Sicherheit – all dies fehlt in einer Situationship im Gegensatz zu einer Beziehung.“

Situationship und Sex: Gibt es einen Unterschied zu „Intimität ohne Commitment“?

Auf Tinder und anderen Dating-Apps kann man angeben, wonach man genau auf der Suche ist. „Intimität ohne Commitment“ und „einfach locker daten“ (auch als „Casual Dating“ bezeichnet), wird hier gerne öfters angegeben. Das sagt die Beziehungscoachin dazu: „Das ist reine Definitionssache – ich persönlich würde die Begriffe alle sehr ähnlich beschreiben.“ Grundsätzlich gehört Sex zu einer Situationship dazu, allerdings ist man dabei nicht immer exklusiv. „Genau das wird – neben der Unsicherheit zum Status an sich – auch sehr oft zum Problem, da es gleich für mehrere Personen sehr verletzend sein kann.“

Situationship: An diesen sechs Anzeichen erkennen Sie sie

Als Beziehungscoach weiß Thaler, warum es so schwierig ist, eine Situationship von Anfang an auszumachen: „Zu Beginn gibt es überhaupt keine Anzeichen. Nach dem Kennenlernen verläuft alles relativ „gut und normal“. Die Sympathie stimmt, der Kontakt wird gehalten, die Dates verlaufen angenehm – man mag sich, verbringt gerne Zeit miteinander und kommt sich auch körperlich nahe. Sehr oft entwickeln sich auch Gefühle.“ Trotzdem gibt es Anzeichen, dass da eine Situationship und keine Beziehung entsteht:

1. Es wird nicht über Gefühle gesprochen

Vielleicht ist man verliebt, vielleicht hat man Bindungsangst? In Worte gefasst wird das bei einer Situationship aber nicht. Während in einer Beziehung den Gefühlen Raum gegeben wird, spricht man bei einer Situationship wegen seiner Unverbindlichkeit lieber nicht über Emotionen.

2. Probleme haben keinen Platz

Stress im Alltag? Darüber schüttet man gerne seinem Partner das Herz aus, um sich Rat zu holen und danach besser zu fühlen. In einer Situationship haben solche Gesprächsthemen aber nichts zu suchen. Die gemeinsame Zeit wird nur den Highlights gewidmet. Gerade wenn man sich schon ein bisschen verliebt hat, möchte man die fragile Bindung ja nicht in Gefahr bringen.

3. Gemeinsame Pläne? Die Zukunft ist kein Thema

Beim Dating ging es noch um gemeinsame Zukunftsvisionen. Man hat sich versichert, dass das Gegenüber auch einmal eine Familie möchte oder den großen Traum von einem mehrwöchigen Trip durch die USA mit dem Van teilt. Dann ist man „fast“ zusammen und jegliche Planung für eine gemeinsame Zukunft wird einfach totgeschwiegen. Urlaub mit Frühbucherbonus planen? Da müsste man ja fix wissen, ob man dann noch zusammen ist. Geplant wird maximal die kommende Woche.

4. Sie kennen Familie und Freunde höchstens aus Erzählungen

Das ergänzt sich ganz gut mit Punkt 3, den gemeinsamen Plänen. Wenn man (zumindest momentan) nicht die Absicht hat, sich fix zu binden oder gar zu heiraten, gibt es auch keinen Grund, bei Familie und Freunden vorstellig zu werden. Nächsten Monat ist vielleicht schon wieder alles anders.

5. Beziehungsstatus ungewiss

Die Beziehungscoachin erklärt dieses Merkmal der Situationship folgendermaßen: „Die Unverbindlichkeit steht über allem, es geht nur um das Hier und Jetzt. Das deutlichste Anzeichen: Der Beziehungsstatus (offiziell und inoffiziell) bleibt offen, man hat keine Ahnung, woran man ist.“

6. Er oder sie ist noch weiter auf der Suche

Das geht mit dem ungewissen Beziehungsstatus einher. Darüber, ob man jetzt in einer Beziehung ist, hat man ja noch nicht gesprochen. Sind die Dating-Apps wirklich gelöscht und flirtet er oder sie gar im Alltag munter weiter? Bei einer Situationship weiß man das leider nicht so genau…

Situationship Rules: An diese Regeln sollten Sie sich halten

Sie haben anhand des einen oder anderen Anzeichens erkannt, dass Sie es mit einer Situationship zu tun haben? Thaler erlebt das Ergebnis solcher Verbindungen in ihren Coachings sehr oft: „So lange beide Beteiligten keine Gefühle entwickeln und es sich nur um eine erweiterte Freundschaft-Plus handelt, wäre es in der Theorie unkompliziert und bräuchte keine Regeln. In der Praxis klappt das aber selten, denn allein durch die wiederholte körperliche Nähe sorgen die Bindungshormone (Oxytocin) dafür, dass Gefühle entstehen.“ So weit wäre das ja der Weg in eine richtige Beziehung? Diese Hoffnung wird bei Situationships dann aber oft enttäuscht, weil nur von einer Seite mehr da ist. Daher lauten die Regeln der Beziehungscoachin:

1. Offen über Vorstellungen sprechen

Sprechen Sie am besten von Beginn an offen über die jeweiligen Vorstellungen. Sollten diese nicht zusammenpassen, heißt es, den Rückzug antreten.

2. Kommunizieren, wenn es zu wenig ist

Falls Sie sich das nicht zu Beginn trauen oder am Anfang noch nicht sicher sind, wohin die Reise geht: Sobald Sie merken, dass Ihnen eine Situationship zu wenig ist, sollten Sie das offen kommunizieren.
Nicht jeder kann mit der großen Unsicherheit umgehen, wenn sich nicht auf eine Beziehung festgelegt wird, weil ja theoretisch noch jemand besserer als Partner auftauchen könnte. Das kann Eifersucht und Verletzungen hervorrufen. Wenn man öfter in Situationships landet, die sich dann wieder auflösen, führt das zu mehreren Trennungen inklusive Trennungsschmerz – ohne dass man in einer richtigen Beziehung war. Sie haben etwas Besseres verdient!

3. Ansprechen, wenn man Liebeskummer hat oder sich verliebt hat

Wenn man sich in einer Situationship befindet und sich wirklich verliebt hat, sollte man das direkt ansprechen. Die Beziehungscoachin motiviert: „Je mehr Mut man hier aufbringt, desto heiler bleibt das Herz und desto mehr Liebeskummer kann man sich ersparen. Ob sich die andere Person in der Situationship in einen verliebt hat, kann man zwar auch ohne Worte spüren – gleichzeitig gibt es aber nirgendwo so viele Missinterpretationen und Missverständnisse wie in Beziehungen.“ Sie rät daher unbedingt dazu, Unklarheiten anzusprechen. Denn für jede Beziehung gilt, dass man zu sich und seinen Empfindungen stehen soll: „Die eigenen Gefühle nicht abtun, sondern unbedingt ernst und wichtig nehmen und für sich einstehen – mit Ehrlichkeit und Klarheit. Den Liebeskummer offen ansprechen – wenn die andere Person nicht ebenfalls Gefühle entwickelt hat, soll man unbedingt den Rückzug antreten.“

Nehmen Sie bei Bedarf unbedingt psychologische Unterstützung in Anspruch.

4. Richtig mit Ghosting umgehen

Wenn sich der Situationship-Partner nicht mehr meldet, gibt es laut Thaler eine klare Vorgehensweise: „Ein- bis max. zweimal ,sachte‘ nachfragen, danach keinesfalls mehr aktiv Kontakt suchen. Wenn sich jemand nicht mehr meldet, ist das eine glasklare Ansage: Diese Person hat kein Interesse (mehr). Je schneller man diese Tatsache akzeptiert und je weniger man sich in Hoffnungen verliert, desto heiler bleibt das Herz.“

Erfahren Sie hier mehr zum richtigen Umgang mit dem Thema „Ghosting“.

Kann man aus einer Situationship eine Beziehung machen?

Die Beziehungscoachin betont hier ganz klar, dass dazu etwas von beiden Seiten kommen muss: „Aus einer Situationship kann nur eine Beziehung werden, wenn beide das wollen. Mit dem aktiven ,Machen‘ klappt es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, denn da versucht meist nur eine Person (mit aller Kraft) die andere zu mehr zu bewegen. Letzteres erlebe ich sehr oft in meiner Praxis, weil es in der Dating-Welt wirklich sehr häufig vorkommt: Eine Person will mehr, die andere nicht.“ Warum das nicht nur frustrierend, sondern auch sehr problematisch ist? Manche Menschen kommen aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus und erreichen ihr Ziel einer erfüllten Liebesbeziehung so einfach nicht: „Es besteht eine wirklich sehr große Gefahr, in diesem Wollen und nicht gewollt zu werden, stecken zu bleiben und sich immer weiter hineinzudrehen. Wenn erst einmal die Verliebtheit einschlägt (und das tut sie meist mit großer Wucht), übernimmt das aktivierte Bindungssystem im Gehirn – das bedeutet, dass die Entscheidungen über unser Denken und Handeln kaum noch rational gefällt werden. Ein aktiviertes Bindungssystem will einzig und allein Nähe und läuft so lange jemandem hinterher, bis es diese bekommt – auch wenn das nie der Fall sein wird.“

Thaler erzählt dazu aus ihrer Praxis: „Es ist nicht selten, dass sich Menschen selbst nach Jahren noch nach einer Person sehnen, mit der nie viel da war – weder eine lange Dating-Zeit, noch viele Gefühle. Aus so einer ,Sucht nach dem anderen‘ wieder herauszukommen, gehört mit Sicherheit zu den herausforderndsten Dingen im Liebesleben. Ein Nein zum anderen ist in diesem Fall ein klares Ja zu sich selbst!“

Einen Lichtblick gibt es allerdings laut Expertin: „Wenn auf beiden Seiten Gefühle entstanden sind und über diese Gefühle offen gesprochen wurde, kann aus einer Situationship selbstverständlich eine Beziehung entstehen.“ In diesem Sonderfall bildet die Situationship eine „klassische Vorstufe“ zu einer echten Beziehung.

So beenden Sie eine Situationship

Hart aber herzlich – So beenden Sie eine Situationship laut Beziehungscoachin am besten:

  • Beenden Sie die Situationship direkt, offen, ehrlich und so rasch wie möglich.
  • Sprechen Sie mutig und offen an, dass Sie mehr möchten und dass Ihnen eine Situationship (viel) zu wenig ist.
  • Entscheiden Sie sich klar für sich selbst – dadurch ersparen Sie sich enorm viel Leid.

Situationship über Textnachricht beenden: „Schluss-Mach-Text“

Wenn Ihnen ein persönliches Gespräch zu schwer fällt oder (gerade) nicht möglich ist, können Sie eine Situationship auch mit einer Textnachricht beenden. Dabei sollten Sie im „Schluss-Mach-Text“ klar, offen und ehrlich formulieren, warum Sie diese beenden. Eine mögliche Textzeile könnte lauten:
„Es tut mir sehr leid, ich hätte es mir wirklich anders gewünscht, aber das, was zwischen uns ist, ist mir zu wenig. Daher muss ich das beenden.“

Wichtig: Nachdem Sie die Nachricht losgeschickt haben, sollen Sie unbedingt standhaft bleiben.

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