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Steaming Satellites-Frontmann über Emotionalität, Inspiration und Leichtigkeit
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Interview

Steaming Satellites-Frontmann über Emotionalität, Inspiration und Leichtigkeit

Vor 17 Jahren brachten die Steaming Satellites ihr erstes Album auf den Markt. Aktuell tourt die Salzburger Band mit Album Nr. 6, „Andromeda“, durch Österreich und Deutschland. Im Interview blickt Frontmann Max Borchardt auf die Bandanfänge zurück, spricht über die stetige Suche nach Leichtigkeit und teilt unvergessliche Banderlebnisse.

Max Borchardt, wie hat sich der Sound der Steaming Satellites in den vergangenen 17 Jahren entwickelt?

Angefangen haben wir mit härterer Rockmusik, dann sind wir experimenteller geworden und haben zum Beispiel sphärische Elemente eingebaut. Unsere Basis haben wir immer noch im Independent- und Alternative-Bereich, aber die Einflüsse sind facettenreicher geworden. Die emotionale Komponente war und ist immer ein großer Bestandteil unseres Sounds. Es ist uns wichtig, dass unsere Musik niemanden kaltlässt. Dass sie etwas auslöst, wenn man sie anhört. Der Motown-Sound inspiriert uns sehr. Für mich ist das der Gipfel der guten Musik.

Welcher Musik-Moment hat Sie in diesen Jahren am meisten berührt?

Unsere Amerika-Tour 2011. Dieser Freiheitsgedanke und das unbeschwerte Roadtrip-Gefühl haben uns richtig gutgetan.

Ihre Stimme gilt als Markenzeichen der Band. „Raspelig“ nennen sie Kritiker gerne. Was denken Sie, zeichnet sie aus?

Vermutlich die Emotionalität. Ich glaube, für manche ist es auch etwas viel. Aber wenn man sich ihr öffnet, findet man sich darin wieder. Ein Freund meinte einmal: Eure Musik ist emotional-pathetisch.

Ihre Konzerte sind immer besonders intensive Erlebnisse. Was bewirkt die Musik wohl bei Ihrem Publikum?

Ich denke, als Zuhörer hat man das Gefühl: Da empfindet jemand ähnlich wie ich. Diese Person oder Personen auf der Bühne verstehen die Situation, in der ich mich befinde. Musik kann auch Hilfe sein, um Gefühle zuzulassen oder zu verstärken. Mir haben schon Leute erzählt, dass sie nach unserem Konzert geheiratet haben, oder sind vorm Auftritt mit einem Baby im Arm auf mich zugekommen.

Welche Emotionen löst Musik in Ihnen aus?

Wenn ich einen Song schreibe, ist es für mich gerade die Lösung für das Problem. Mein Ventil und meine Methode, mit Sachen umzugehen. Oft bleiben diese Songs dann unveröffentlicht oder werden erst Jahre später auf ein Album gepackt, weil sie dort dann genau passen.

Wer oder was liefert Ihnen Themen und Inspiration für neue Songs?

Vor allem unsere Gesellschaft. In den letzten Jahren habe ich in meinem Umfeld oft das Gefühl des Verlorenseins erlebt. Psychohygiene ist auch ein Thema. Ich finde den Satz: „As long as we don’t loose our minds” (dt.: Solange wir nicht den Verstand verlieren, d. Red.) auf unserem neuen Album bringt es auf den Punkt.

Wann fühlen Sie sich besonders kreativ?

Meistens, wenn ich nicht so verkrampft versuche, darüber nachzudenken, kreativ zu sein. Leichtigkeit ist ein großes Thema. Wenn man sich leicht fühlt, passieren Dinge von selbst. Dann kann man sich leiten lassen von diesem Anschub. Ich bin immer auf der Suche nach Leichtigkeit.

Welche Eigenschaft imponiert Ihnen an anderen Musikerinnen und Musikern?

Wenn jemand auf der Bühne sein Bestes gibt, ist das für mich eine große Inspiration. Ich weiß selbst, wie anstrengend es sein kann, eine große Tour zu spielen. Oder, wenn sich Künstler neu erfinden, Neues erschaffen und nicht das, was war, kopieren.

Wenn Sie an die Bandanfänge der Steaming Satellites zurückdenken: Was hätten Sie früher schon gerne gewusst?

Dass Zusammenhalt in der Band sehr wichtig ist. Es kann nur miteinander funktionieren, nicht gegeneinander. Generell sollte das Ego nicht zu weit im Vordergrund stehen. Wenn man sich selbst zu ernst nimmt, ist das nicht gerade förderlich.

Ihr Leben mit 42 – haben Sie sich das als Jugendlicher so vorgestellt?

Eigentlich nicht. Damals dachte ich, dass ich ein bisschen gesettelter sein werde. Ich habe dann aber – relativ spät – mein Medizinstudium abgebrochen und alles auf eine Karte gesetzt: die Musik. Dass es so turbulent wird, hätte ich nicht gedacht. Aber es geht mir gut. Ich lebe auf einem Bauernhof, mit vielen Katzen – was lustig ist, weil ich immer dachte, dass ich eher der Hundemensch bin – und helfe gerne im Wald mit. Das erdet mich.

Wie wird Max Borchardt wohl mit 80 Jahren sein?

Ich hoffe, zufrieden.

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