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Verzeihen in 5 Schritten: Lass gut sein!
Text: Josefine Haas
Lesedauer: min
Zwischenmenschliche Beziehungen

Verzeihen in 5 Schritten: Lass gut sein!

Können wir einen Seitensprung verzeihen? Oder gar Gewalt? Ja, das sollten wir sogar, sagen Fachleute: Weil es uns selbst gut tut. Wie wir es schaffen, die Schuld nicht zu begleichen? Steht hier:

Die beste Freundin hat hinter unserem Rücken gelästert? Autsch, das tut weh! Nachvollziehbar, dass wir von ihr enttäuscht sind. Und klar, dass wir zum Gegenschlag ausholen: „Hat die Gute nicht letztens erzählt, dass …“

Stopp! raten Expertinnen wie Psychologin, Psychotherapeutin und Ratgeberautorin Dr. Doris Wolf und Dr. Svenja Flaßpöhler, Philosophin und Autorin von „Verzeihen. Vom Umgang mit Schuld“. Egal, ob Ihnen ein Vertrauensbruch oder noch viel Schlimmeres angetan wurde: Dass Sie zunächst entsetzt, wütend oder gekränkt reagieren, ist ganz normal.

Verzeihen: Warum es uns gut tut

Bleiben Sie aber in diesen Gefühlen gefangen, schaden Sie einer Person am meisten: sich selbst. Grübeln, Hadern und Rachegefühle belasten Ihre Seele und ziehen Lebensfreude ab. In Folge reagiert oft auch der Körper – zum Beispiel mit Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Problemen oder Schlafstörungen, sagt Doris Wolf. Plus: Kreative Höhenflüge können Sie jetzt ebenso wenig erwarten wie Höchstleistungen bei Konzentration und Gedächtnis.

Das klingt jetzt nicht so prickelnd? Stimmt, aber es gibt einen Ausweg aus dem Dauergroll:

„Heute habe ich beschlossen, dir zu vergeben. Nicht, weil du dich entschuldigt hast oder weil du verstehst, wie weh du mir getan hast. Sondern weil meine Seele Ruhe verdient hat.“ So poetisch drückt es die kanadisch-libanesische Autorin Najwa Zebian aus.

Lassen Sie es also einfach gut sein, rät Expertin Svenja Flaßpöhler: „Verzichten Sie auf Vergeltung und Wiedergutmachung“. Und zwar unabhängig davon, ob es kleinere Kränkungen waren oder schwerere Vergehen wie Seitensprung oder Gewalt. Auch dann funktioniert diese Form der Selbstheilung, meint die Autorin: „Verzeihen spielt sich außerhalb des Gesetzes ‚Wer Schuld hat, muss zahlen‘ ab. Die Schuld bleibt bestehen – Sie verzichten wird nur darauf, die Schuld zu begleichen.“

Verzeihen lernen in 5 Schritten

Verzeihen ist wie ein Befreiungsschlag“, sagt Psychologin Wolf. Wenn Sie die belastende Verbindung zur Vergangenheit kappen, können Seele, Körper und Geist wieder ins Gleichgewicht kommen. Und Sie werden frei für neue, unbeschwerte Erfahrungen und Beziehungen. Verzeihen funktioniert zwar nicht auf Knopfdruck, sondern kann Jahre dauern, sagt Doris Wolf. Aber es liegt in Ihrer Hand, jetzt damit zu beginnen:

1. Die Kränkung Revue passieren lassen

Analysieren Sie zunächst – am besten schriftlich –, was genau Sie nicht verzeihen können. Was ist passiert? Was genau werfen Sie der oder dem anderen vor, getan oder nicht getan zu haben? Wie haben Sie gedanklich, gefühlsmäßig, körperlich und im Verhalten reagiert – unmittelbar danach und im Verlauf der Zeit?

2. Alternativen der Verzeihung abwägen

Überlegen Sie, wie sich Ihr Leben mit dem Verzeihen ändern würde. Was würde Ihr Leben und Wohlbefinden positiver beeinflussen: das Verzeihen oder das Nicht-Verzeihen? Was würden Sie jeweils gewinnen und was verlieren?

3. Bewusst für die Vergebung entscheiden

Wann immer Sie dazu bereit sind, fällt die Entscheidung: Möchten Sie nicht verzeihen, ist an dieser Stelle Schluss. Und Sie können genauso weiterleben wie bisher. Oder Sie entscheiden sich ganz bewusst und freiwillig für das Verzeihen. Vielleicht wirkt es als Motivation, dass Sie dies vor allem für sich selbst tun – und nicht für jemand anderen.

4. Die neue Haltung üben

Dann beginnen Sie, Ihre neue innere Einstellung zu trainieren: Wann immer Sie an den Vorfall und die involvierte Person denken – und dabei wieder in Ihr altes Grübel- und Vorwurfsverhalten verfallen: stoppen Sie sich innerlich. Lenken Sie Ihre Gedanken stattdessen in eine andere Richtung: „Auch wenn mir dein Verhalten weh getan hat, bin ich bereit, loszulassen und dir zu verzeihen. Ich möchte meine Energie jetzt auf meine Zukunft richten.“

Sie können sich auch vor ein Bild des oder der Betreffenden setzen, ihn oder sie anschauen und diese Sätze laut wiederholen. Am Anfang wird sich dies gekünstelt und unwahr anfühlen, sagt Doris Wolf. Doch mit der Zeit wird sich zu dieser Haltung auch das passende Gefühl einstellen, versichert die Psychologin.

5. Dem anderen ohne Kontakt verzeihen

Um zu verzeihen, reichen die vier obigen Schritte. „Es wird Ihnen trotzdem besser gehen“, sagt Doris Wolf. Die oder der andere muss nicht erfahren, dass wir verziehen haben. So können wir auch Menschen, die bereits verstorben sind, noch vergeben.

Sie möchten die Sache doch lieber ganz durchziehen? Dann drücken Sie dem Menschen gegenüber, von dem Sie sich verletzt gefühlt haben, auch direkt Ihre Gefühle aus. Fällt dies dann doch zu schwer, ist ein Brief ein guter Kompromiss. Welche Strategie Sie auch wählen, eins ist fix: Die Chancen auf Ihren inneren Frieden steigen enorm.

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