Schwangerschaft: Was jetzt im Bauch passiert
Mit dem wachsenden Bauch in der Schwangerschaft wachsen auch die Fragen von werdenden Müttern. Ein Buch bietet Einblick in die großartigen Wunder, die jetzt im Bauch geschehen.
Schwanger im Sommer ist für so manche werdende Mutter eine Qual. Schwitzend mit Thrombosestrümpfen plus dickem Bauch die Schwangerschaft zu überstehen, bedeutet auch keinen Spaß. Doch ist das Baby endlich auf der Welt, sind alle Mühen vergessen – und die Geburt des Kindes ein kleines Wunder. Aus einer Samenzelle und einem Ei entsteht neues Leben: Biochemikerin Katharina Vestre ist fasziniert davon. Sie beschreibt das Wunder Schwangerschaft in ihrem neu erschienen Buch „Wunder im Bauch“. Wir haben einige überraschende Informationen aus dem Buch gesammelt. (Und wissen Sie eigentlich, ob Musik im Babybauch Ungeborene schlauer macht?)
Bauch, Brust, Oberlippe: 7 Fakten über die Schwangerschaft
Was der Fötus im Bauch in der Schwangerschaft am liebsten tut
Ein Fötus verschläft die meiste Zeit im Bauch – mehr als 90 Prozent des Tages! Der Grund ist simpel, wissen Forscher: Die Sauerstoffkonzentration in der Fruchtblase ist sehr gering. Außerdem versorgt der Mutterkuchen die kleinen Lebewesen mit betäubenden Stoffen. Beim Schlafen durchleben die Kleinen übrigens genau wie wir verschiedene Phasen.
Mamas Bauch in der Schwangerschaft: Manche tragen einen Zwilling in sich
Haben Sie den Begriff Chimäre schon einmal gehört? Chimären sind Menschen, die ihren Zwilling in sich tragen. Das heißt: Sie waren im Mutterleib ursprünglich zu zweit, die beiden Zellbündel sind aber wieder zusammengeschmolzen, bevor zwei Körper herangewachsen sind. Wenn das bei zweieiigen Zwillingen passiert, kommt das Kind nicht mit einem, sondern mit zwei DNA-Sets zur Welt. Das kann etwa dazu führen, dass bei einem DNA-Test die Mutter des Kindes nicht als solche erkannt wird, weil sie auch die DNA-Stränge der eigentlichen Tante in sich trägt.
Bei der Geburt haben wir alle ein Loch im Herz
Klingt dramatisch, ist aber ganz normal: Unsere zwei Herzkammern sind anfangs durch ein Loch in der Mitte voneinander getrennt. Sobald wir bei der Geburt das erste Mal atmen, legt sich eine Klappe über das Loch und verschließt es. Geht dabei etwas schief, bleibt das Loch, und das Baby leidet an einem der häufigsten angeborenen Herzfehler. Schuld daran ist offenbar eine Genmutation. Allerdings: Verwächst sich dieser Herzfehler meist und das Loch schließt sich nach einiger Zeit von selbst. Wenn nicht, muss ein Herzchirurg nachhelfen.
Affen helfen bei der Geburt – und Menschenbabys finden die Brust
Affen sind Säugetiere und gebären ähnlich wie wir. Ähnlich, aber nicht gleich. Denn dass ein Menschenbaby sich mit eigener Kraft aus dem Mutterleib zieht, wäre undenkbar. Bei Affen gehört das aber zum normalen Prozedere. Sofort, wenn das Äffchen die Chance hat, packt es das Fell seiner Mutter und unterstützt sie so beim Geburtsvorgang. Doch auch Menschenbabys sind nach der Geburt mobiler als man glaubt: Legt man ein Neugeborenes auf den Bauch der Mutter, wird es ohne Hilfe in Richtung Brust robben! Eine Geburtsfotografin hat das „Breast Crawl“ eindrucksvoll festgehalten.
Darum haben wir über der Oberlippe eine Grube
Wofür ist die Grube gut? Zum Schutz vor Schmutz oder Rotz? Nein, die Grube ist tatsächlich für gar nichts gut. Sie ist Teil der Antwort auf die Frage, wie unser Gesicht zusammenwächst. Die einzelnen Teile bewegen sich dabei von den Rändern unseres Gesichts aufeinander zu und treffen sich knapp über der Oberlippe. Dort schmelzen die Gesichtsteile zusammen und bilden das nichtsnutzige, aber liebenswerte Grübchen. Bei Babys, die mit einer Hasenscharte geboren werden, ist bei diesem Verschmelzungsprozess etwas schiefgegangen.
Mütter tragen DNA-Zellen ihrer Kinder in sich
Apropos Chimäre: Mikrochimärismus nennt die Medizin das Überleben fremder Zellen im Körper. Bei vielen Müttern finden sich noch Jahre nach der Geburt in ihrem Blut DNA-Zellen des Kindes. Offenbar wandern die Fötus-Zellen über die Gebärmutterschleimheit ein und überwinden die Blut-Plazenta-Schranke. Und das könnte gut für die Mütter sein, vermuten die Forscher. Bei einem Experiment mit Mäusen fand man nämlich heraus: Die fremden Zellen helfen der Mutter dabei, bei etwaigen Erkrankungen die körperlichen Schäden zu reparieren.
Geburt: Wer bestimmt, wann wir auf die Welt kommen?
Wenn der Fötus den Bauch verlässt und damit die Schwangerschaft beendet, geht sie los, die Geburt. Und wer bestimmt, wann es so weit ist? Eine spannende Frage: Ist es die Mutter, das Baby oder beide gemeinsam? Wenn alles gut geht, läuft es so: Wenn das Baby bereit ist, senden die Nervenzellen in seinem Gehirn eine Botschaft an die Hormondrüsen, die wiederum seinen restlichen Körper vorbereiten. Unter anderem wird dabei Cortisol produziert. Durch die Ausschüttung von Cortisol in den Mutterkuchen weiß dann auch der Körper der Mama, dass es nun endlich losgehen kann.
Wunder im Bauch – Was in den neun Monaten vor unserer Geburt geschieht
Katharina Vestre
Verlag: btb